Archiv Naher Osten 2012-2013

Keine Besucher im Ägyptischen Museum Kairo

Ägypten leidet zusehends unter den eingebrochenen Besucherzahlen

(8. Dezember 2013) Seit Beginn der ägyptischen Revolution sind die Besucherzahlen eingebrochen. Besonders betroffen ist auch das Ägyptische Museum in Kairo, das in unmittelbarer Nähe des Tahrir Square liegt. Täglich besuchen nur eine Handvoll ausländische Touristen das Haus, das rund 200'000 Objekte beherbergt.

Mitarbeiter des Museums beschreiben die Situation als prekär. Seit Monaten warten die Angestellten auf ihren Lohn; nicht einmal für das Nötigste, etwa Papier und Büroklammern, sei Geld verhanden. Der Museumsbetrieb sei praktisch zum Erliegen gekommen. Schon vor der Revolution sei die Lage schwierig gewesen, da von den vielen Einnahmen nur wenig Geld dem Museum zugute kam (es bleibt die Frage, was genau mit den Eintrittsgeldern von täglich mehreren 1000 (!) Besuchern geschah). Dies wurde aber nie öffentlich thematisiert. Nun sei die Situation aber sehr viel schlimmer geworden. Vor wenigen Wochen wurde zwar in Kooperation mit deutschen Stellen ein millionenschweres Projekt zur Renovierung und Modernisierung des Museum ins Leben gerufen. Wann genau das Ganze beginnen soll, ist noch ungewiss.

Offenbar werden auch keine ägyptischen Leihgaben mehr an ausländische Ausstellungen gemacht. Dies war früher eine sprudelnde Quelle ausländischer Devisen. Eine Kleopatra-Ausstellung, die seit 2010 in den USA auf Tour war, musste auf Druck der Mursi-Regierung zurückgeholt werden. Offenbar war ein Gericht zum Schluss gekommen, dass einzelne Stücke so wertvoll seien, dass sie Ägypten nicht verlassen dürften. Der Abbruch dieser Ausstellung habe Ägypten Millionen von Dollar gekostet und sei verheerend gewesen, da nun niemand mehr Leihgesuche stelle, verlautet aus Museumskreisen.

Beitrag von Al-Ahram


Antikenminister zu zögerlich

Waffenlieferungen an Sicherheitsleute am Nassersee

(10. Novemer 2013) Der ägyptische Antikenminister liess diese Woche verlauten, er habe Sicherheitsleute beim Tempel von Wadi es-Sebua am Nassersee mit Waffen ausstatten lassen. Dies sei ntowendig geworden, um die von Ramses II. erbaute Stätte vor Plünderungen zu schützen. Schon seit langem ist bekannt, dass vor allem abgelegene Stätten, wie die Tempel entlang des Nassersees oder die Gräber in den Oasen der Westwüste, ein bevorzugtes Ziel von Grabräubern und Plünderern sind. Allerdings, so der Antikenminister. sei bisher in Wadi es-Sebua nichts gestohlen worden ausser einigen elektrischen Kabeln.
Weshalb dann ausgerechnet die Wachposten von Wadi es-Sebua Waffen erhalten sollen, derweil in ganz Ägypten zahlreiche Tempel und Grabstätten schon fortwährenden Plünderungen ausgesetzt sind, ist für viele nicht nachvollziehbart. Dementsprechend gross ist die Kritik am Antikenministerium. Die Bewegung "Tamarod" sammelt nun auch Unterschriften zur Absetzung des Antikenministers. Ihm werden schlechte Arbeitsbedingungen und ein fehlendes Konzept gegen Plünderungen vorgeworfen.

Eine Erfolgsmeldung konnte das Antikenministerium letzte Woche doch noch verbuchen: In einer Wohnung in Memphis südlich von Kairo wurde ein Schrein mit vier Statuen aus dem Alten Reich sichergestellt. Woher dieser stammt und ob er tatsächlich aus illegalen Grabungen kommt, ist bisher aber ungewiss.

Sicherheit am Nassersee (Al Ahram)

Antiker Schrein wiedergefunden (Al Ahram)


Dokumentarfilm über die Arbeit der Muslimbrüderschaft

Interview mit der ägyptischen Dokumentarfilmerin Mona El Naggar

(8. November 2013) Die ägyptische Journalistin und Filmemacherin Mona El Naggar hat eine Dokumentation über die Basisarbeit der Muslimbrüder gedreht.

Sie nahm im Sommer 2012 an einem Ehevorbereitungskurs in einem Familienbildungszentrum der Muslimbrüder in Kairo teil. Der Kurs richtete sich an unverheiratete junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren. Die Muslimbrüder sind die einzigen, die solche Kurse, in denen auch das Tabuthema Sexualität angesprochen wird, anbieten. Dementsprechend gross ist das Interesse an den Kursen und damit die Möglichkeit der Muslimbrüderschaft, ihre konservativen Erziehungs- und Moralvorstellungen zu propagieren.

Interview mit Mona El Naggar (Qantara. de)


 Unwiederbringliche Verluste

Bedrohte Denkmäler in Ägypten

(2. September 2013) Die Unruhen in Ägypten führen dazu, dass antike Stätten in grossem Stil geplündert werden. Dabei haben die Grabräuber auch bisher unentdeckte und intakte Gräber gefunden. Dies ist für die Archäologen eine Katastrophe, da der ganze Fundzusammenhang zerstört wird und wertvolle Informationen verloren gehen. Vor allem abgelegene Stätten sind von Plünderungen betroffen, aber auch im Niltal leiden Denkmäler und Museen. Seit Ausbruch der Revolution ist die Touristenpolizei kaum mehr vor Ort; ausserdem sind die Grabplünderer oft bewaffnet und zögern nicht, davon Gebrauch zu machen.
Der Ägyptologe Cornelius von Pilgrim spricht über die katastrophale Lage in Ägypten:

Unwiederbringliche Verluste (NZZ)


Zerstörungen von Kirchen in Ägypten

Schwierige Lage der Christen in Minya

(24. August 2013) Letzte Woche wurden in Ägypten Dutzende von Kirchen angezündet. Sicherheitsleute waren abwesend. Seit Wochen wurde die Stimmung gegen die Christen angeheizt.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zählt 42 angegriffene Kirchen, 37 davon wurden beschädigt, viele sind abgebrannt. Die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen in Ägypten sind seit langem gespannt. Unter der britischen Mandatsherrschaft waren die Christen bevorzugt worden; seit Jahrzehnten werden sie jedoch systematisch benachteiligt.

Als Reaktion auf die blutigen Räumungen der Camps von Mursi-Anhängern in Kairo hatten wütende Mobs letzte Woche Kirchen angegriffen, von denen einige zu den ältesten christlichen Gotteshäusern zählen. Das Christentum hatte sich in Ägypten in den ersten Jahrhunderten nach Christus schnell ausgebreitet und gilt als eines der Zentren des Urchristentums.

Jesus wird meine Kirche wieder aufbauen (NZZ)


 Mumien in Minya verbrannt

Plünderung offenbar als Rache an der Regierung

(24. August 2013) Einige Tage nach der Plünderung des Mallawi Museums in der mittelägyptischen Stadt Minya gelang es der Ägyptologin Monica Hanna mit einem Sicherheitsmann 5 Särge, mehrere Mumien sowie Dutzende von Objekten aus dem Museum zu retten. Sie spricht von einem Bild der Zerstörung im inneren des Gebäudes; Tausende von Teilen zerbrochener Objekte lägen auf dem Boden;  mindestens eine Mumie sei verbrannt worden.

Die Schilderung von Hanna zeigt, dass sich die Situation noch längst nicht beruhigt hat. Sie spricht von Heckenschützen, die das Museum beschossen, wähend sie und ein Wachmann sich im Innern befanden. Als sie einige Jugendliche, die vor dem Museum mit Waffen hantierten, ansprach, meinten diese, sie hätten das Museum geplündert, um sich an der Regierung für die vielen Toten in Kairo zu rächen.

Mummies burn (Thespec)

Unesco-Liste der gestohlenen Objekte im Mallawi Museum


"Die Masken sind gefallen"

Ein Beitrag des Autors Chalid al-Chamissi zur Situation in seinem Heimatland

(20. August 2013) Chalid al-Chamissi über Ägypten (FAZ)


Museum in Minya geplündert

Weitere Plünderungen befürchtet

(19. August 2013) Die Lage in Ägypten ist seit Tagen ausser Kontrolle. Auch für die Kulturdenkmäler des Landes muss das Schlimmste befürchtet werden. Es muss damit gerechnet werden, dass die schon seit Monaten anhaltenden Plünderungen und Raubgrabungen noch zunehmen werden.

Im mittelägyptischen Minya ist das Mallawi Museum, das v.a. Objekte aus der Amarnazeit zeigt, nahezu vollständig ausgeraubt worden. Bei dem Überfall wurden ein Wachmann getötet und der Museumsleiter verletzt. Über 1000 Exponate sind gestohlen worden; die für einen Abtransport zu grossen Objekte, wie Särge, wurden absichtlich zerstört. Die UNESCO hat eine Liste der vermissten Objekte zusammengestellt, um zu verhindern, dass diese im Antikenhandel verkauft werden.

Liste der gestohlenen Objekte im Mallawi Museum

Aus Sicherheitsgründen waren alle archäologischen Stätten und Museen geschlossen worden; mittlerweile sollen sie wieder offen sein, jedoch früher schliessen.

Auch im bisher eher ruhigen Luxor soll die Situation eskaliert sein. Etliche Gebäude, darunter das beliebte Horus-Hotel, sollen angezündet und Geschäfte im Bazar geplündert worden sein. Die Polizei sei mittlerweile vor Ort, um die Hotelanlagen abzusichern.

Dutzende von Kirchen sind teilweise bis auf die Grundmauern zerstört und abgebrannt worden:

Kirchen zerstört (20 Minuten)


Gewalteskalation in Ägypten

"Eine Radikalisierung der Muslimbrüder ist erwünscht"

(16. August 2013) Eine Analyse der Ereignisse von Karim al-Gawhary:
Gewalteskalation am Nil (Qantara.de)

SRF News zur Gewalt in Ägypten:
Kein Ende der Gewalt absehbar (SRF)


Kriminelle Banden plündern archäologische Stätten

Zwei neue Artikel zum Schutz des kulturellen Erbes vorgesehen

(5. August 2013) In Ägypten gehen Grabräuber immer dreister ans Werk. Meldungen über Plünderungen und Schäden an archäologischen Stätten haben sich in den letzen Tagen gehäuft. Besonders betroffen sind das östliche Nildelta, die Gegend um Abusir el-Melek (bei der Oase Fayum) und Dahshur (südlich von Kairo).

Archäologen sprechen von einer unhaltbaren Situation. So seien an einigen Stätten bis zu 7 Metern lange Schächte ausgehoben worden und die Plünderer seien mit Baggern angefahren. Besorgniserregend ist auch, dass die Grabräuber bewaffnet sind und nicht zögern, auf die Wärter zu feuern.

Der Antikenminister hat inzwischen vorgeschlagen, zwei Artikel in die neue Verfassung aufzunehmen, die sich explizit auf den Schutz des kulturellen Erbes beziehen. In der alten, von den Muslimbrüdern ausgearbeiteten Verfassung werden die archäologischen Stätten nirgends erwähnt. Ob die zwei Artikel - so sie denn in der neuen Verfassung Aufnahme finden - etwas bewirken, ist mehr als fraglich. Zur Zeit seien schlicht und einfach keine finanziellen Mittel vorhanden, um das kulturelle Erbe des Landes zu schützen, meint ein Archäologe.

Grabräuber nutzen politisches Chaos (Spiegel.de)
Zwei neue Artikel (Al-Ahram)


Gegen den zunehmenden Hass

Ägypten nach dem Militärputsch

(27. Juli 2013) Der ägyptische TV-Moderator und Satiriker Bassem Youssef schreibt über die wachsende politische Intoleranz und den heutigen Radikalismus in Ägypten:
Gegen den Strom des Hasses (Qantara.de)

 


"Mubarak-Regime ist noch intakt"

Interview mit dem ägyptischen Schriftsteller al-Aswani

(27. Juli 2013) Die Situation in Ägypten eskaliert weiterhin, die Zukunft des Landes ist ungewiss. Alaa al-Aswani erklärt in einem Gespräch, Ägypten habe aus der Erfahrung mit der Muslimbruderschaft gelernt und der politische Islam habe als Ideologie ausgedient. Er hält die Absetzung von Mursi für gerechtfertigt, warnt jedoch davor, dass nicht wieder die alten Kräfte an die Macht kommen dürften.

Das Mubarak-Regime ist noch intakt (Qantara.de)


Neuer Antikenminister ist der alte

Mitarbeiter des Antikenministeriums kündigen Streiks an

(22. Juli 2013) Der neue Antikenminister heisst wiederum Mohammed Ibrahim und löst damit seinen eigenen Nachfolger Ahmed Eissa wieder ab. Die erneute Ernennung von Ibrahim löste unter den Mitarbeitern des Ministeriums keine Begeisterung aus. Dise hatten vor wenigen Monaten mit Streiks seine Absetzung erreicht. Ihm wurde vorgewurfen, sich zuwenig für die Mitarbeiter einzusetzen und die Denkmäler zuwenig zu beschützen. 

Neuer alter Antikenminister (Al-Ahram)


"Die Armee hat die Macht bereits ergriffen"

Orientexperte Reinhard Schulze zur Lage in Ägypten

(3. Juli 2013) Während in Ägypten das vom Militär gestellte Ultimatum an Mohammed Mursi in einigen Stunden abläuft, gibt der Orientexperte Reinhard Schulze eine Einschätzung zur Lage. Sein Fazit ist, dass sich Mursi kaum wird als Präsident halten können. Das Militär sei immer noch der mächtigste Faktor in Ägypten.

Armee hat Macht bereits ergriffen (BZ online)


"Soziales und wirtschaftliches Desaster"

Interview mit dem Autor Khalid al-Khamissi

(3. Juli 2013) Der ägyptische Autor Khalid al-Khamissi stellt zurzeit sein zweites Buch "Die Arche Noah" vor. In Ägypten erschien es 2009, nun ist es auch in deutscher Übersetzung erhältlich. Der Roman thematisiert das Ende des Regimes in Ägypten, wurde jedoch vor Ausbruch der Revolution geschrieben. Nun erweist sich das Buch als brennend aktuell.

Im Interview bezeichnet al-Khamissi die Situation in Ägypten als "soziales und wirtschaftliches Desaster". Die Muslimbrüder hätten sich als unfähig erwiesen, dem Land die dringend gebrauchte Stabilität zu verleihen.

Der revoultionäre Prozess gewinnt an Kraft (Qantara.de)


Radikaler Islamist als Gouverneur von Luxor unerwünscht

Neuer Gouverneur tritt Amt nicht an

(23. Juni 2013) Die Ernennung des neuen Gouverneurs von Luxor durch den ägyptischen Präsidenten Mursi sorgt für Empörung. Dieser gehörte einst der islamistischen Gruppierung Gamaa al-Islamiyya an, die 1997 für das Attentat vor dem Hatschepsut-Tempel verantwortlich war. Mittlerweile hat die Gruppierung der Gewalt abgeschworen und ist seit 2011 auch politisch tätig, vertritt jedoch ultrakonservative Ansichten, v.a. in Bezug auf das Sonnenbaden an Stränden, den Konsum von Alkohol und weibliche Bekleidung.

Der Schock über die Ernennung des Gouverneurs sitzt in Luxor tief. Demonstranten haben sich vor dem Gebäude der Provinzverwaltung eingefunden, um zu verhindern, dass der Neuernannte sein Amt antreten kann. Gleichzeitig sind aber auch Gegendemonstrationen der Islamisten im Gang. Diese sind der Meinung, der neue Gouverneur werde für die Menschen von Luxor endlich andere Einnahmequellen erschliessen als "diesen unzuverlässigen Tourismus". Die Situation ist angespannt.

Inzwischen hat - offenbar aufgrund der Ereignisse in Luxor - der Tourismisminister seinen Rücktritt erklärt. Er liess verlauten, die "Ernennung werde schwerwiegende Folgen nach sich ziehen".

Gemäss neusten Meldungen legt der neue Gouverneur von Luxor sein Amt nieder. Bei einer Pressekonferenz in Kairo bezeichnete er sich als "Opfer einer Hetzkampagne".

Neuer Gouverneur von Luxor tritt nicht an (Tagesschau.de)


Neues Konzept zum Schutz der Altertümer

Streik vor dem Ägyptischen Museum

(14. Juni 2013) Vor 10 Tagen fand ein Streik der Mitarbeiter des Antikenministeriums vor dem Ägyptischen Museum in Kairo statt. Das Museum blieb daraufhin für Besucher geschlossen. Die Streikenden verlangten dauerhafte Arbeitsverträge, bessere Löhne und ein Ende der Korruption im Ministerium - alles Anliegen, die sie schon vor Monaten vorgebracht hatten und die bisher bei den Verantwortlichen kein Gehör fanden.

Gleichzeitig hat der neue Antikenminister Ahmed Eissa sein neues Konzept zum Schutz der Altertümer bekanntgegeben. So sind etwa Trainingsprogramme für Wächter geplant. Diese sollen in Zukunft besser ausgebildet und besser bewaffnet werden. Damit soll ein Ende der teilweise chaotischen Zustände bei den archäologischen Stätten erreicht werden. Die Anliegen der Streikenden wurden offenbar auch beim neuen Konzept nicht beherzigt.

Streiks vor dem Museum Kairo (Al-Ahram)


Objekte im Ägyptischen Museum gehen kaputt

Dringender Aufruf der Mitarbeiter

(2. Juni 2013) Nicht nur die Plünderungen der archäologischen Stätten in Ägypten machen in den letzten Wochen von sich reden. Nun melden sich Mitarbeiter des Ägyptischen Museums in Kairo und machen auf die katastrophalen Bedingungen im Haus aufmerksam.

Das Ägyptische Museum beherbergt die weltweit grösste Sammlung altägyptischer Objekte. Viele davon befinden sich jedoch offenbar in schlechtem Zustand. So bemängelte der Leiter der griechisch-römischen Abteilung in einem Interview mit Al-Ahram, dass die Fayum-Porträts und die Mumien vor seinen Augen kaputt gingen. Sie müssten dringend restauriert werden, jedoch sei dafür kein Geld vorhanden.

Andere Mitarbeiter des Museums, die anonym bleiben wollen, weisen auf die inakzeptablen hygienischen Bedingungen sowie auf die diffuse Beleuchtung, die dreckigen Vitrinen und die schlechte Beschriftung hin. Im Moment wird das Museum von drei Direktoren geleitet, die sich jedoch ausserstande sehen, die Zustände zu verbessern. Auch die Stimmung unter den Museumsangestellten ist schlecht, da die Bezahlung miserabel und Korruption immer noch weitverbreitet sei.

Artefacts crumble (Al-Ahram)


Neuer Antikenminister ernannt

Sicherheit der archäologischen Stätten als Schwerpunkt

(2. Juni 2013) Unter den acht Ministern, die kürzlich von der Regierung Mursi neu ernannt worden sind, befindet sich auch der Antikenminister. Als mittlerweile fünfter Minister auf diesem Posten seit 2011 leitet nun Ahmed Eissa das Antikenministerium.

Eissa besitzt einen Abschluss der Universität Assyut im Bereich "islamische Altertümer" und hat sich auch auf koptische Architektur spezialisiert. Er ist Mitglied der islamischen Partei Wasat.

In einem Interview mit Al-Ahram bezeichnet Eissa die Sicherheit der archäologischen Stätten als oberste Priorität. Dass diese dringend sichergestellt werden muss, zeigt ein kürzlich erfolgter Aufruf der UNESCO an Ägypten, seine Denkmäler besser vor Raubgrabungen und Plünderungen zu schützen.

Interview mit neuem Antikenminister (Al-Ahram)


Aufforderung zum Schutz des Kulturerbes

UNESCO droht sechs Denkmäler von Liste zu streichen

(26. Mai 2013) Die anhaltenden Raubgrabungen, Plünderungen und Überbauungen von archäologischen Stätten (s.u.) haben die UNESCO veranlasst, Ägypten entschieden aufzufordern, seine Kulturerbe besser zu schützen. Ansonsten sehe man sich gezwungen, sechs Denkmäler von der Weltkulturerbe-Liste zu streichen. Betroffen wären die Pyramiden von Giza, der Tempel von Karnak, die Tempel von Abu Simbel, das Katharinenkloster, das Abu Mena Kloster und der islamische Stadtkern von Kairo.

Das Antikenministerium rief die offiziellen Stellen, besonders das Finanzministerium auf, mehr Gelder zur Verfügung zu stellen, sonst könne man der Aufforderung der UNESCO nicht nachkommen.

UNESCO threatening Egypt (Al-Ahram)

Lezte Woche wurde bekannt, dass eine archäologische Stätte in Achmim (Mittelägypten) als Müllkippe benutzt wurde. die Behörden intervenierten und brachten zahlreiche Artefakte in ein Depot, darunter den Kopf einer Statue von Ramses' II, die "im Müll versank".

Achmim (Al-Ahram)


Korruption war normal

Ehemalige Direktorin des Ägyptischen Museums Kairo veröffentlicht Buch

(26. Mai 2013) Die Ägyptologin Wafaa el-Saddik hat ein Buch über ihre Zeit als Direktorin des Ägyptischen Museums verfasst, das auch eine Abrechnung mit dem Mubarak-Regime ist. Korruption sei der Normalzustand gewesen, schreibt sie; Mubarak und seine Entoruage hätten auch auf den Kulturbereich massgeblichen Einfluss genommen. Dabei sei es Mubarak v.a. darum gegangen, als grossherziger Förderer von Kunst und Kultur wahrgenommen zu werden.

Sie habe dem Regime als Museumsdirektorin mehrmals widersprochen und sei deswegen gemassregelt worden, ihren Posten habe sie aber behalten können. Dies führt el-Saddik auf die sehr erfolgreichen Ausstellungen zurück, die sie im Ausland organisiert habe und die Ägypten viel Geld einbrachten.

Zum Neuen Museum befragt, dessen Bau auf dem Giza Plateau aufgrund mangelder Finanzen ins Stocken geraten ist, hält el-Saddik fest, dass mit 10% des Geldes das bestehende Ägyptische Museum hätte ausgebaut werden können. Das "Grand Egyptian Museum" sei aber eine Projekt von Mubarak gewesen, der sich damit neben den Pyramiden habe ein Denkmal setzen wollen.

Das Buch von Wafaa el-Saddik "Es gibt nur den geraden Weg" erscheint dieser Tage.

Gespräch mit el-Saddik (Wiener Zeitung)


Engagement in schwierigen Zeiten

Gespräch mit dem Duty Manager des Old Winter Palace in Luxor

(17. Mai 2013) In der neuen Ausgabe des Newsletters von FAIRunterwegs spricht Mohammed Ali, Duty Manager des legendären Old Winter Palace in Luxor, über die Abhängigkeit vom Tourismus, der zur wichtigsten Einnahmequelle Ägyptens gehört. Rund 16 Mio Menschen leben direkt oder indirekt davon.

Mohammed Ali erzählt auch von seinem Dorf in Theben-West, wo er mit seiner Familie lebt, und von seinem Engagement für Bildung und Gesundheit.

Mohammed Ali (Newsletter FAIRunterwegs)


Minarett der Omayyadenmoschee von Aleppo eingestürzt

Kulturerbe Syriens zunehmend bedroht

(25. April 2013) Die Kämpfe in Syrien gehen mit unverminderter Heftigkeit weiter. Für die Bewohner des Landes stellt der Bürgerkireg ein Desaster dar; auch historische Stätten werden nun zunehmend Opfer der Zerstörung.

Das Minarett der Omayyadenmoschee von Aleppo aus dem 7. Jh. ist bei Kampfhandlungen beschädigt worden und in der Folge eingestürzt. Zusammen mit der Altstadt und der Zitadelle der früheren Handelsmetropole Aleppo gehört die Moschee zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit der Zerstörung des Kulturerbes geht auch ein wichtiger Teil der historischen Identität von Syrien unwiederbringlich verloren.

Minarett zerstört (Euronews mit Video)

World Heritage Site destroyed in Syria (Webseite Archaeology News)

Im Frühling 2007 besuchte eine Gruppe von NileTimes-LeserInnen Syrien. Das Gruppenfoto entstand im Innenhof der Moschee von Aleppo mit dem nun zerstörten Minarett im Hintergrund. In der Folge erschienen in der "Nile Times" verschiedene Artikel zu den Reisehighlights, darunter ein Beitrag zu Aleppo:

NileTimes 24


Tal der Könige blieb geschlossen

Wirtschaftlich angespannte Lage in Luxor

(21. April 2013) Luxor kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Nachdem schon vor Wochen Proteste der Souvenirverkäufer zur zeitweiligen Schliessung des Hatschepsut-Tempels, des Tals der Königinnen und der Siedlung von Deir el-Medineh geführt hatten, blieb letzten Dienstag auch das Tal der Könige geschlossen.

Händler lieferten sich handfeste Auseinandersetzungen mit der Polizei, als sie erneut gegen die Verkaufsbedingungen protestierten, die ihnen von den Behörden auferlegt werden. Die Situation ist für die Souvenirverkäufer aufgrund ausbleibender Touristen seit Monaten äusserst schwieirg; im Moment ist keine Besserung der Lage in Sicht.

Auch Bewohner der Dörfer in Theben-West, die von der Regierung umgesiedelt worden sind, da sich ihre Häuser auf archäologischem Gebiet befanden, demonstrierten für ihre Rechte. Im Rahmen der Umsiedlung war ihnen von der Regierung Land versprochen worden, das sie jedoch bisher nicht erhalten haben. Die Dorfbewohner machen dafür Korruption und Vetternwirtschaft innerhalb der Behörden verantwortlich.


Erneut Zerstörungen an archäologischer Stätte

Griechisch-römische Festung und Tempel

(28. März 2013) Die Stätte von Al-Bordan, an der Autobahn zwischen Marsah Matruh und Alexandria gelegen, ist fast völlig zer-stört worden. Vor wenigen Tagen fuhren Bagger und Lastwagen eines Unternehmers vor, der offenbar eine Überbauung plante, und richteten erhebliche Schäden an. Die Verantwortlichen wurden zwar mittlerweile festgenommen, doch die Zerstörungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Al-Bordan beherbergt eine ptolemäisch-römische Festung sowie eine Nekropole und einen Tempel.

Seit Ausbruch der Unruhen werden in Ägypten archäologische Stätten immer wieder mutwillig zerstört, wobei die Polizei in den meisten Fällen untätig bleibt. Kürzlich wurde ein Friedhof über einem archäologischen Gebiet in Dahshur errichtet; in Amarna wurden Gräber durch landwirtschaftliche Aktivitäten in Mitleidenschaft gezogen.

Al-Ahram


Debatte über Genitalverstümmelung in Ägypten

Verbotene Praxis soll wieder legalisiert werden

(27. März 2013) Im letzten dezember haben die Vereinten Nationen eine Resolution gegen die Praxis der Genitalverstümmelung an Frauen (FGM) verabschiedet. Diese gilt als Meilenstein im Kampf gegen Genitalverstümmelung und kam u.a. mit ägyptischer Unterstützung zustande.

In Ägypten selber jedoch wird zur Zeit diskutiert, ob die verbotene FGM wieder legalisiert werden soll. Die neue ägyptische Verfassung - eine erweiterte Form der Verfassung von 1971 - sieht vor, dass alle Gesetze von der Scharia abgeleitet werden müssen. Obschon FGM im Koran nirgends explizit erwähnt wird, rufen Islamisten nun nach der Wiedereinführung de FGM und nach der Aufhebung der unteren Altersgrenze bei Heiraten.

Missbrauchter Glaube (Qantara)

Unicef Dokumentation Mädchenbeschneidung


Sollen ägyptische Sehenswürdigkeiten vermietet werden?

Antiquitätenministerium lehnt Vorschlag des Finanzministeriums ab

(2. März 2013) Das ägyptische Antiquitätenministerium hat einen Vorschlag des Finanzministeriums abgelehnt, bekannte pharaonische Sehenswürdigkeiten an ausländische Tourismusorganisationen zu vermieten.

Da der Tourismus in Ägypten in einer schweren Krise steckt, sollten die Pyramiden von Giza, der Sphinx, die Tempel von Karnak und Luxor sowie die Tempel von Abu Simbel für 5 Jahre und einer jährlichen Miete von 200 Billionen ägyptischen Pfund (LE) an internationale Tourismusfirmen vermietet werden. Der Vorschlag hat sowohl bei Lehrkräften an der Cairo University als auch bei ausländischen Archäologen für Unmut gesorgt: Der Vorschlag sei beleidigend und beschämend. Ob das vermietete Kulturerbe später auch abgetragen und stückweise verkauft werden solle, fragte ein Professor der Kairoer Universität.

Erfreulicherweise hat das Antiquitätenministerium den Vorschlag abgelehnt.

Ministry refuses to rent (Al Ahram)


Erneuter Schlag für ägyptischen Tourismus

Zwei Luxushotels in Kairo überfallen

(5. Februar 2013) In Kairo sind in den ver-gangenen Tagen zwei Luxushotels an der Nil-Corniche überfallen und geplündert worden. Dies hat zu einem nochmaligen Buchungs-rückgang geführt. Die Buchungsrate beträgt in den Hotels in Kairo, Luxor und Assuan zwischen 5 und 10%, was einen absoluten Tiefstand darstellt.

Eines vom Überfall der betroffenen Hotels ist das Semiramis, ein Luxushotel an der Nilcorniche unweit des Tahrirplatzes gelegen. Maskierte und bewaffnete Männer drangen in die Lobby und begannen die Einrichtung zu verwüsten. Einige schossen um sich. Die flüchteten in ihre Zimmer und schlossen sich dort ein. Weder die Polizei noch das Militär reagierten auf Hilferufe der Hotelangestellten. Deomonstrierende der Anti-Regierungsbewegung halfen der Hotelleitung schliesslich, die Gäste zu evakuieren. Die Hotels an der Nilpromenade Semiramis, Shepheard und Hilton Ramsis haben ihre Eingänge verriegelt und nehmen im Moment keine Buchungen an.

Die Lage in Ägypten wird zunehmend unübersichtlicher und in der Bevölkerung macht sich wegen der hohen Ausfälle im Tourismus Verzweiflung breit. Es soll an dieser Stelle deshalb darauf hingewiesen werden, dass die Unruhen weder in Luxor noch in Assuan zu spüren sind. Am Roten Meer herrscht nach Auskunft der dortigen Hotelleitungen sogar "courant normal".


Über 850 Artefakte sichergestellt

Schmuggel ist ein blühendes Geschäft

(28. Januar 2013) Wie in anderen Beiträgen schon thematisiert, haben Plünderungen und damit auch der Schmuggel von Altertümern in Ägypten in den letzten beiden Jahren stark zugenommen. Der Polizei gelang es vor wenigen Tagen, eine Schmugglerbande mit über 850 archäologischen Objekten zwischen Kairo und Suez zu verhaften.

Woher die Stücke stammen, ist bisher unge-klärt. Die beschlagnahmte Ware datiert in die altägyptische, byzantinische und islamische Zeit. Eines der wichtigsten Objekte ist ein Kalksteinbecken aus der Zeit von Snofru, des Vaters von Cheops, das die Inschrift eines Priesters trägt. Das Stück ist 45 x 38,5 cm gross und hätte auf dem Schwarzmarkt eine grosse Summe eingebracht.

Genuine artefacts seized (Luxor Times)


 Weltkulturerbe Dahschur bedroht

Illegale Bauten bedrohen älteste Pyramiden Ägyptens

(20. Januar 2013) Seit dem Ausbruch der ägyptischen Revolution sind die meisten archäologischen Stätten nicht mehr gesichert. Anwohner nutzen dies aus und erstellen in der Nähe archäologischer Stätten illegal Bauten. Nun wurde auch in Dahschur, rund 25 km südlich von Kairo, mit dem Bau eines Friedhofes begonnen - und dies an einer Stelle, an welcher in der Antike schon ein Friedhof Adeliger gelegen hat und auch schon deutsche Ausgrabungen stattgefunden haben.

Die Nekropole von Dahschur gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO und umfasst u.a. die Rote Pyramide und die Knickpyramide von Snofru, dem Vater von Cheops. Die Rote Pyramide ist die älteste Pyramide, die die "typische" Pyramidenform (geglättete Aussenflächen) aufweist.

Der Antikenminister Mohamed Ibrim bedauert die illegalen Bauten in Dahschur und räumt ein, dass weder die Touristen- noch die Antikenpolizei über genügend Kapazitäten verfügten, um die Stätten zu sichern. Der Autor eines Blogs des "Egyptian Chronicles" veröffentlichte einen Hilferuf zugunsten der archäologischen Stätten Ägyptens und fügte an, dass die Muslimbrüder wenig Interesse am Erhalt der antiken Denkmäler des Landes hätten.

Bedrohtes Weltkulturerbe (Al Ahram)


Ein verzweifelter Bürger Ägyptens

Der erfolgreichste arabische Autor Alaa al-Aswani im Gespräch

(3. Januar 2013) Alaa al-Aswani schrieb mit dem Buch "Der Jakubijan-Bau" den erfolgreichsten arabischen Roman. Nun kämpft er in seiner Heimat für Demokratie.

Mitte Dezermber weilte er zur Verleihung eines Preises für Meinungs- und Presse-freiheit in Deutschland. Im Gespräch sagt er, er kämpfe gegen die Autokratie, welche in der ägyptischen Gesellschaft wie Krebs wuchere. So hätten sich die Zustände an der Kairoer Universität seit den 80er Jahren nicht verändert. Als Student bleibe man ein hilfloses Wesen, das dazu erzogen werde, keine Fragen zu stellen.

Ein verzweifelter Bürger Ägyptens (Qantara.de)


Ägypten war noch nie so gespalten

Beitrag von A. Swelam,
Gastdozent an der American University in Kairo

(3. Januar 2013) Ägypten ist in der Krise, die Gesellschaft des Landes tief gespalten. Hatte Präsident Mursi nach seiner Wahl versprochen, das Land zu einen, so ist in den letzten Monaten das Gegenteil davon eingetroffen. Das undurchdringliche, korrupte Geflecht von Militärs, Sicher-heitskräften und Bürokraten steht auf der Seite des Präsidenten und macht mit ihm gemeinsame Sache.

Auch wenn Mursi der legitime, gewählte Präsident Ägyptens ist, so bedeutet dies nicht, dass die Ägypter ihm untätig zusehen sollen, wie er sein Amt missbraucht und undemokratische Mittel einsetzt, meint Ashraf Swelam, Gastdozent an der American University in Kairo, in seinem Beitrag:

Eine nationale Einheitsregierung für Ägypten (Qantara.de)


Keine Besserung der Wirtschaftslage in Ägypten

Radiobericht zur Lage in Luxor

(14. Dezember 2012) Gross waren die Hoffnungen, v.a. im Tourismusgewerbe, dass über Weihnachten und Neujahr wieder vermehrt Reisende Ägypten besuchen würden. Die negativen Schlagzeilen der letzten Wochen habe diese jedoch zerschlagen: In Ägypten ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie noch nie, die Preise steigen, Benzin und Gas sind knapp. Gegenden, die vom Tourismus leben, sind schwer betroffen und sehen einer unsicheren Zukunft entgegen.

Ein Bericht zur Lage in Luxor: Rendez-vous DRS 1


Syriens Kulturerbe in Gefahr

Zerbombt, geplündert und gestohlen

(23. November 2012) Syrien gilt als eine der Wiegen der menschlichen Zivilisation. Das Land kann auf über 10'000 Jahre Geschichte zurückblicken; grosse Reiche und vielfältige Kulturen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Dieses reiche Kulturerbe ist denn auch ein wichtiger Teil der syrischen Identität. So wurde z.B. die berühmte Zitadelle von Aleppo während den Kreuzzügen mehrfach belagert, es gelang den Franken jedoch nie, sie einzunehmen.

Nun ist das Kulturerbe des Landes durch den Bürgerkrieg bedroht: Historische Gebäude werden zerbombt; archäologische Stätten geplündert und Kulturgüter geraubt und verkauft.

Beitrag NZZ


Mursi sollte auf sein Volk hören

Interview mit Asmaa Mahfouz

(18. November 2012) Auch wenn mit Mohammed Mursi erstmals ein gewählter Präsident an der Spitze von Ägypten steht, sind mangelnde Transparenz der politi-schen Elite und demokratische Defizite immer noch grosse Hürden auf dem Weg zu einer demokratischen Gesellschaft. Ein Gespräch mit der jungen Aktivistin Asmaa Mahfouz:

Interview mit Asmaa Mahfouz (Qantara.de)


Tahrir-Revolutionäre müssen sich über strategische Ziele einig werden

Interview mit Shahinda Maklad

(24. Oktober 2012) Shahinda Maklad kämpft seit Jahrzehnten für soziale Gerechtigkeit in Ägypten. Sie unterstützte die Tahrir-Revolution von Beginn weg. Im interview betont sie, dass Demonstrationen nur ein Mittel zum Kampf, jedoch nie der Kampf selber seien. Die Revolutionsbewegung müsse sich einen und die strategischen Ziele nicht aus den Augen verlieren, nämlich eine Verfassung und Gesetze, die dem Volk die Machtübernahme ermöglichen.

Tahrir-Revolutionäre sollen ihre Reihen schliessen (Qantara.de)


Gott ist kein Diktator

Gespräch mit Mouhanad Khorchide

(24. Oktober 2012) Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspäda-gogik, fordert in seinem aktuellen Buch eine Befreiung des Glaubens. Im Gespräch betont er, die meisten Muslime setzten sich leider nicht damit auseinander, was wirklich im Koran stehe, sondern würden sich auf alte Interpretationen verlassen, die den Islam als Gesetzesreligion darstellen. Der Islam sei aber eine Religion der Barmherzigkeit.

Gott ist kein Diktator (Qantara.de)


Ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung

Die Schriftstellerin Salwa Bakr im Gespräch

(11. Oktober 2012) Die ägyptische Autorin Salwa Bakr gehört zu den wichtigsten literarischen Stimmen Ägyptens. Im Gespräch äussert sie sich zur Lage der Frauen in Ägypten und ist skeptisch, ob die Revolution den Frauen etwas gebracht hat. Denn die Kultur Ägyptens sei nach wie vor frauenfeindlich.

Gespräch mit Salwa Bakr (NZZ)


Wiederkehr einer arabischen Identität

Gespräch mit dem amerikanischen Historiker Eugene Rogan

(2. September 2012) Der amerikanische Historiker Eugene Rogan hat mit seinem Buch "Die Araber" ein Standardwerk zur Geschichte der arabischen Welt verfasst. Darin setzt er sich mit den Folgen der ausländischen Dominanz in der Region auseinander.

Im Gespräch erläutert Rogan, wie der arabische Frühling die Wiederkehr einer arabischen Identität ermöglichen könnte.

Interview (Qantara.de)


Weltkulturerbe in Gefahr

Bilderreihe zur Zitadelle von Aleppo

(14. August 2012) Seit 5000 Jahren siedeln die Menschen in Aleppo. Wahrzeichen der Stadt ist die mächtige Zitadelle, die trotz mehrmaliger Belagerung von den Kreuzrittern nicht erobert werden konnte. Das Bauwerk ist noch heute ein Symbol der syrischen und islamischen Identität. Übrigens zierte die Zitadelle von Aleppo auch das Werbeplakat des Orient-Express zu Beginn des 20.Jhs. Gemäss letzten Meldungen soll infolge der Kampfhandlungen der Eingangsbereich der Zitadelle teilweise zerstört worden sein.

Bilder zur Zitadelle von Aleppo (NZZ)


Grenzregionen Ägyptens als Rückzugsort für Terroristen und Waffenschmuggler

Schwache Polizeipräsenz verschärft Problem

(14. August 2012) Seit der Revolution in Ägypten hat sich die Situation in den Grenzgebieten des Landes massiv verschlechtert. Die menschenleeren Gebiete im Sinai und im Westen Ägyptens werden offenbar von Terroristen und Waffenschmugglern als Durchgangsrouten und Rückzugszonen benutzt. Die Auflösungserscheinungen innerhalb der Polizei verstärken die Tendenz.

Die Situation im Sinai ist in den letzten Tagen ausser Kontrolle geraten. Schwerbewaffnete Milizen begannen in der Provinzhauptstadt el-Arish auf offener Strasse zu schiessen, so dass nun die Armee rigoros durchgreift. El-Arish wurde übrigens vor Ausbruch der Revolution als neue Tourismusdestination angepriesen.

Ebenso lange ist schon bekannt, dass im Dreiländereck Ägypten - Sudan - Libyen Waffen-, Drogen- und Menschenschmuggel betrieben wird. Wer in der Westwüste unterwegs war, stiess immer wieder auf Schmugglerautos; meist verliefen die Begegnungen harmlos (schockierender war es, auch auf tote Flüchtlinge zu stossen, die von Menschenhändlern in der Wüste auf dem Weg ins "gelobte Libyen" zurückgelassen worden waren). Eine neue, gefährliche Komponente sind die Waffen, die ungehindert aus Libyen nach Ägypten gelangen. Kollegen berichten, dass in der Oase Siwa, die bisher als ursprünglichste ägyptische Oase galt, junge Männer mit Sonnenbrillen in Pickups wild durch die Strassen fahren. Die Beteiligung am Waffen- und Drogenschmuggel scheint sich für die arme Bewvölkerung von Siwa auszuzahlen.


Kulturschätze Syriens bedroht

Zerstörungen in Aleppo befürchtet

2012-07-27Aleppo(27. Juli 2012) Von der eskalierenden Gewalt in Syrien ist auch das reiche Kulturerbe des Landes betroffen. Syrien gilt als eine "Wiege der Zivilisation". Damaskus und Aleppo zählen zu den ältesten, kontinuierlich besiedelten Städte der Welt. Beide gehören zum UNESCO Welterbe. Aleppo wurde 2006 zur islamischen Kulturhauptstadt ernannt.

Die UNESCO zeigt sich besorgt, dass das Kulturerbe Syriens bald in Schutt und Asche liegen könnte. Die Kämpfe haben nun auch Aleppo erreicht, desen Wahrzeichen die Zitadelle ist. Diese liegt an besonders exponierter Lage.

Seit 1992 wird die Altstadt von Aleppo in Kooperation mit internationalen Partnern restauriert. Dabei ging es nicht nur um die Erhaltung der Bausubstanz, sondern auch um die Verbesserung der Lebensbedinungen der dort lebenden Menschen. Die Arbeiten sind zur Zeit unterbrochen; die Beteiligten hoffen, dass ihr jahrelanger Einsatz nicht vergeblich war. Neben der Gefahr von Zerstörungen, warnt die UNESCO auch vor Diebstahl von Kulturschätzen aus Museen und Depots und deren Verkauf auf dem Schwarzmarkt.

Kämpfe in Aleppo bedrohen Kulturerbe (BZZ)

Im Jahr 2007 unternahm eine Gruppe von Nile Times-LeserInnen eine unvergessliche Reise nach Syrien: An Bord eines Sonderzuges reisten wir von Damaskus über Palmyra und den Krak des Chevaliers nach Aleppo. Folgende Beiträge sind in der "Nile Times" erschienen:

PDF Auf den Spuren der legendären Bagdad-Bahn (Nile Times 21)

PDF Damaskus - Im Paradies des Propheten (Nile Times 22)

PDF Gemächlich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit (Nile Times 23)

PDF Impressionen aus der einstigen Metropole des globalen Karawanenhandels (Nile Times 24)


Aus dem ägyptischen Museum gestohlene Objekte zum Verkauf

Inventar der gestohlenen Artefakte noch nicht fertiggestellt

(17. Juli 2012) Ahram Online hat nach eigenen Angaben mehrere Videos erhalten, die im Januar 2011 aus dem ägyptischen Museum Kairo gestohlene Objekte zeigen, die nun im oberägyptischen Qena zum Verkauf angeboten werden.

Darunter sollen sich erstklassige Stücke befinden, etwa ein Kopf Thutmosis' IV, ein königlicher Papyrus, mehrere Statuen der Skorpiongöttin Serket und eine Statue, die den Namen Sethos' I, des Vaters von Ramses II, trägt.

Allerdings ist es schwierig festzustellen, ob die Objekte tatsächlich aus dem Kairoer Museum stammen, denn die abschliessende Inventarliste aller entwendeten Stücke ist immer noch nicht fertiggestellt. Auch bestehen gewisse Zweifel an der Authentizität der im Video gezeigten Exponate.


Relief in Kairoer Wohnhaus sichergestellt

Raubgrabungen in Ägyptens Hauptstadt

2012-07-15E(15. Juli 2012) Die ägyptische Polizei hat in einem Kairoer Wohnhaus ein Relief von Ramses II sichergestellt, das der Besitzer offenbar unter seinem Haus gefunden hatte .

Als die Polizisten auf Ersuchen des Nachbarn, dessen Haus immer baufälliger wurde, das Gebäude durchsuchten, fanden sie darunter mehrere Löcher, die von illegalen Grabungen stammten. Neben dem Relief konnten auch Messinstrumente und Werkzeuge sichergestellt werden.

Die Echtheit des Reliefs wurde inzwischen bestätigt. Es stammt wahrscheinlich aus einem Grab und trägt die Inschrift "König von Ober- und Unterägypten, Herr der beiden Länder, Ramses". Es soll nun restauriert und im ägyptischen Museum Kairo ausgestellt werden.

Limestone relief found in Cairo


Plünderungen und Zerstörungen archäologischer Stätten

Erschreckende Bilder über die Zustände in Ägypten

2012-07-01E1(1. Juli 2012) Der amerikanische Sender NBC hat ein 10-minütiges Video veröffentlicht, das ein erschreckendes Bild der Zustände in Ägypten zeigt. Plünderungen und Zerstörungen von Gräbern finden offenbar in grossem Stil statt.

Auch Zahi Hawass, der ehemalige Leiter der Antikenverwaltung, meldet sich darin wieder zu Wort. Er schätzt, dass Hunderte von Stätten von Plünderungen betroffen seien. Ebenfalls Sorge bereiten ihm illegale Bauten, die direkt über archäologischen Stätten errichtet werden. So können moderne Grabräuber ungehindert darunter graben.

Besonders betroffen macht, dass auch unweit gut besuchter Stätten, wie der Pyramiden von Giza, offenbar ungehemmt nach Grabschätzen gesucht wird. Im Video sind Dutzende von Schachteingängen zu sehen, die kürzlich von modernen Grabräubern ausgehoben wurden.

Ein Friedhof aus pharaonischer Zeit, der fast vollständig zerstört wurde, ist derjenige von el-Hibe, rund 180 km südlich von Kairo gelegen. Carol Redmont, die seit mehreren Jahrzehnten dort gräbt, erzählt von intakten Gräbern, die aufgebrochen und deren ganzer Inhalt geraubt oder zerstört worden sei. Bilder der Nekropole zeigen denn auch ein Bild der Verwüstung. Nicht nur kleinere Grabbeigaben, die von den Plünderern zurückgelassen worden sind, sondern auch zerfledderte Mumien liegen herum. Jahrtausendealte Kulturgüter gehen so für immer verloren.

Video zu den Zerstörungen in Ägypten (NBC)


"Das Regime bleibt einflussreich"

Interview mit Andreas Jacobs, ehemaliger Leiter des Kairoer Büro der Konrad Adenauer Stiftung

2012-07-01E(1. Juli 2012) Andreas Jacobs, bis im vergangenen Mai Leiter des Kairoer Büros der deutschen Konrad Adenauer Stiftung, spricht im Interview mit "Qantara" über den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens und die Zukunft des Landes. Ägypten sei nach wie vor eine Militärdiktatur, ein erster wichtiger Schritt in Richtung Demokratie sei jedoch gemacht. Die Entwicklung werde aber noch Jahre dauern.

Ebenso äussert sich Jacobs zur unerwarteten Schliessung des Büros im Dezember 2011 im Zuge der Razzien gegen 17 in Ägypten tätige ausländische NGO's.

Ägypten im festen Griff der Generäle (Qantara.de)


Zerstörung einer Stele in Gebel el-Silsileh

Abgelegene Stätten im Fokus der Grabräuber

2012-06-22(22. Juni 2012) Im antiken Sandsteinbruch von Gebel el-Silsileh - zwischen Luxor und Assuan am Nilufer gelegen - haben Grabräuber versucht, eine Stele des Königs Haremhab, der wenige Jahre nach Tutanchamun den Thron Ägyptens bestieg, aus dem Stein zu sägen. Der Versuch misslang zwar, die Stele wurde dabei jedoch schwer beschädigt.

Das ägyptische Antikenministerium spielte den Vorfall herunter und sprach von nur geringen Schäden. Es ist aber offensichtlich, dass Plünderungen pharaonischer Stätten nahezu ungehindert weitergehen - besonders, wenn sich die Stätten in abgelegenen und selten besuchten Gegenden befindet. Die Sandsteinbrüche von Silsileh liegen zwar an der von Kreuzfahrtschiffen rege befahrenen Strecke Luxor - Assuan; sie können jedoch von diesen nicht angefahren werden. Nur kleinere Schiffe können dort anlegen.

Die beschädigte Stele findet sich zwischen zwei Felskapellen und war im letzten November noch intakt wie die Fotos anlässlich unserer Dahabija-Fahrt zeigen (Foto 156, Ägyptenreise 2011).

Webseite Egyptological (mit Fotos der beschädigten Stele)


Ägyptens Militär übergibt sich selbst die Macht

Schwerer Rückschritt für demokratische Bemühungen

2012-06-20(20. Juni 2012) Die Situation in Ägypten übertrifft die düstersten Prognosen. Die Armee hat sich letzte Woche das Recht zugesichert, Zivilisten verhaften zu können - dies mutet zynisch an, nachdem erst kürzlich der jahrzehntelang gültige Ausnahmezustand aufgehoben worden war. Nun hat das Militär nachgedoppelt und das demokrastisch gewählte Parlament aufgelöst. Damit liegt die gesamte gesetzgebende Macht in den Händen des Militärs.

Militär an der Macht (Qantara de)


Syriens archäologische Stätten bedroht

Offenbar Plünderungen in Palmyra

2012-06-08(8. Juni 2012) Der gewaltsame andauernde Konflikt in Syrien bedroht nun auch die Zeugnisse der Vergangenheit. Noch kann kein einheitliches Bild der Verwüstungen gezeichnet werden, doch die Berichte der Archäologen sind besorgniserregend.

In Homs wurden historische Viertel bombardiert. In Daraa stürzte aufgrund von Mörsergranaten eine Moschee aus dem 7.Jh. ein, die zu den wichtigsten Zeugnissen frühislamischer Architektur gehört. Anfang April gab die Syrische Generaldirektion der Antiken und Museen bekannt, dass bewaffnete Terroristen in das antike Palmyra und die in die Kreuzritterburg Krak des Chevaliers eingefallen seien. Andere Quellen geben an, dass regierungstreue Soldaten dort Stützpunkte errichtet haben. Beide Stätten gehören zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Syriens.

Aufhorchen lassen auch Meldungen von Plünderungen in Palmyra und Ebla. In der Hafenstadt Tartus sollen Tausende von geraubten Objekten sichergestellt worden sein.

Syriens Erbe bedroht (NZZ)


Ägypter sind ausländischen Touristen gegenüber kritisch eingestellt

Zuviel nackte Haut und Alkohol provozieren Einheimische

2012-05-28(28. Mai 2012) Eine deutsche Umfrage zum Tourismus in Ägypten lässt aufhorchen: Europäische Touristen werden vorwiegend negativ wahrgenommen; die Ägypter fühlen sich insbesondere durch den Alkolholkomsum und das Zurschaustellen von zuviel nackter Haut provoziert.

Die Umfrage wurde bei ausländischen Touristen und bei im Tourismus tätigen Ägyptern in Kairo, Luxor, Qena und Hurghada durchgeführt. Fachleute sind überrascht, wie deutlich einzelne Ausworten ausgefallen sind:
63% der Ägypter sind der Meinung, dass die Europäer die ägyptische Kultur und Religion nicht respektieren.
25% der Ägypter gaben an, keinen Respekt vor europäischen Frauen zu haben; 62% waren der Ansicht, Europäerinnen kleideten sich zu freizügig.
65% der Ägypter befürworteten strengere Regelungen, z.B. ein Alkoholverbot.
67% der Ägypter gaben zudem an, die europäische Kultur, wie sie die Touristen verkörpern, nicht zu respektieren.
66% der Touristen waren jedoch überzeugt, ihr Verhalten sei für die einheimische Bevölkerung in Ordnung. Diese Diskrepanz in der gegenseitigen Wahrnehmung ist erstaunlich. Die befragten Ägypter waren sich alle bewusst, dass der Tourismus für die ägyptische Wirtschaft ein sehr wichtiger Einkommensbereich darstellt; offenbar nehmen sie diesen aber eher als "notwendiges Übel" wahr.

Kritische Einstellung gegenüber Touristen (focus.de)


Webseiten zum aktuellen Geschehen:

 

Blog des Journalisten Karim El-Gawhary zum arabischen Alltag und den Ereignissen im turbulenten Nahen Osten:

Webseite der Menschenrechtsorganisation Amnesty International "Nordafrika und Naher Osten in Aufruhr":
Amnesty Naher Osten

Webseite der ägyptischen NGO-Organisation für die Opfer von Gewalt: