Achiv Naher Osten 2014-2015

Religion, Traditionsverlust und Fundamentalismus

Gespräch mit dem Schriftsteller Navid Kermani

(19. Dezember 2015) Der Schriftsteller und Muslim Navid Kermani, Träger des diesjährigen Friedenspreises des deutschen Buchhandels (s. Eintrag vom 25. Oktober 2015) ist zu Gast in der Sendung NZZ Standpunkte. Er unterhält sich mit NZZ-Chefredaktor Eric Gujer und Marco Färber über Religion als sinnliche Erfahrung und die Wirkkraft religiöser Bilder, über Säkularisierung und Wiederkehr der Religionen und über den Zusammenhang von Moderne, Traditionsbrüchen und Fundamentalismus.

Die Erstausstrahlung von NZZ Standpunkte findet am Sonntag, 20. Dezember 2015, um 13.10 auf SRF 1 ein. Wiederholung gleichentags um 18.25 Uhr auf SRF info. Alle Standpunkte-Sendungen finden sich auch im Videoportal auf nzz.ch


Misslungene Werbekampagne

"A place where you can go to prison for writing a novel"

(18. Dezember 2015) Mit einer aufwendigen Werbekampagne versucht die ägyptische Regierung den schwer gebeutelten Tourismus wiederzubeleben. Zum standesgemässen Start der Kampagne, die wegen des Absturzes eines russischen Passagierflugzeges schon verschoben werden musste, lud der Tourismusminister ins neu eröffnete Ritz-Carlton (vormals Nile Hilton) am Tahrir-Platz ein. Unter dem Motto "This is Egypt" wird Ägypten als sicheres Reiseland voller Sonne, Sand und schöner Ruinen vorgestellt. Dass dies jedoch nur eine Seite von Ägypten darstellt, mussten die Verantwortlichen der Kampagne jetzt schmerzlich erfahren. Der Werbeclip forderte die Zuschauer auf, unter einem Hashtag ihre Fotos und Kommentare zu Ägypten auf Twitter zu posten. Nicht alle sehen Ägypten in so rosigem Licht wie die Werbebranche!

Entgleiste Tourismuskampagne (Blog Tagesanzeiger)


Auf verzweifelter Mission

Der Leiter der syrischen Antikenbehörde kämpft für das Kulturerbe seines Landes

(17. Dezember 2015) Maamun Abdulkarim, Leiter der syrischen Antikenbehörde, versucht mit sienem Team Kulturgüter vor dem Krieg zu retten. Eine sehr schwierige, ja fast unmögliche Mission, da keine der Kriegsparteien Interesse am Erhalt von Kulturgütern hat. 

Abdulkarim und seine Mitarbeiter versuchen in den umkämpften Gebieten mit den lokalen Anführern Kontakte zu knüpfen. Auch dies eine äusserst delikate Angelegenheit, da die Archäologen als Regierungsmitarbeiter nicht direkt mit Aufständischen kommunizieren dürfen - ausser auf neutralem Boden, wie dies anlässlich einer Tagung zu Syrien im letzten Sommer an der Universität Bern möglich wurde. Umso mehr betont Abdulkarim die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und Unterstützung. Gute Beziehungen habe er v.a. zu westeuropäischen Universitäten; kein Interesse zeigten derweil andere arabische Länder und Russland.

Der Kampf für Syriens Kulturerbe (NZZ online)


Eugen Drewermann über islamistische Gewalt

Kompromisslose Friedensethik als einzige Lösung

(14. Dezember 2015) Der renommierte Kirchenkritiker und Theologe Eugen Drewermann spricht über die islamistische Gewalt und ihre Ursachen und darüber, wie wir ihr begegnen könnten. 

Was ist mit dem Gewaltpotenzial der Religionen (SRF Webseite)


Kanal zur Rettung des Toten Meeres

Jordanien treibt das Bauprojekt voran

(4. Dezember 2015) Der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt derzeit um einen Meter pro Jahr. Jordanien macht deshalb ernst mit dem Projekt, das schon seit Jahren kontrovers diskutiert wird: Das Tote Meer soll mit Wasser aus dem Roten Meer aufgefüllt werden.

Jordanien hat die Ausschreibung für den Bau einer Kanalverbindung zwischen den beiden Meeren gestartet. Bis Ende März 2016 können sich Unternehmen um den Grossauftrag bewerben. Das Königreich ist mit 92% Wüste eines der wasserärmsten Länder der Welt und dringend auf neue Wasservorkommen angewiesen.

Gigantischer Kanal soll Totes Meer retten (Die Welt)


Das Leben als Archäologe im Krieg 

Interview mit Mohamed Fakhro, ehemaliger Vizedirektor des Nationalmuseums von Aleppo

(30. November 2015) Anlässlich seines Besuchs in Bern erzählt Mohamed Fakhro in einem Interview über sein Leben in Aleppo während des Krieges und warum er Syrien verlassen hat:

Sie wollen uns töten, unser Land, unsere Wurzeln, unsere Identität (Der Bund)


Syrien - Kulturland und Kriegsgebiet

Veranstaltung an der Universität Bern am Samstag, 28. November 2016

(20. November 2015) Gemäss UNHCR ist die Syrien-Krise die größte humanitäre und politische Herausforderung dieser Zeit. Doch was wissen wir über Syrien? Was ist bekannt über die historischen und religiösen Hintergründe des Konfliktes? Und wie sieht die aktuelle Situation in dem vom Bürgerkrieg geprägten Land aus?

Aus erster Hand berichten drei Experten der Universität Bern über die historisch-kulturelle Vielfalt des Landes, die Kulturgüterzerstörung und den Alltag im Bürgerkrieg. Die Universität Bern will damit einen Beitrag zur Wissensvermittlung und zum öffentlichen Diskurs leisten.

Webseite mit Detailprogramm


Ankara, Bagdad, Beirut, Sharm el-Sheikh, Paris

Der Terror des IS kommt nach Europa

(16. November 2015) Mit dem Anschlag in Paris erreicht der Terror des sog. Islamischen Staates eine neue Dimension. Einschätzungen von Arnold Hottinger:

Neue Strategie des IS (Journal 21)

Die arabische Welt verurteilt die Anschläge von Paris, ist aber für den Westen trotzdem ein schwieriger Partner im Kampf gegen den IS:

Arabische Reaktionen auf Anschläge (Qantara.de)

Diskussion zu den Gründen und Folgen des Terroranschlags von Paris mit der Europa-Expertin Jacqueline Hénard, dem Nahostexperten Michael Lüders und dem Islamwissenschaftler und Professor an der Universität Bern Reinhard Schulze:

Kontext SRF 2


Was ist syrisch am Syrien-Krieg?

Gedanken zu einem Land, das im Chaos versinkt

(13. November 2015) Amerikaner, Europäer, Russen, Türken, Iraner und Araber halten Konferenz um Konferenz ab, um den „Syrienkrieg“ zu lösen. Tatsächlich habe der Konflikt eine Dimension angenommen, in der es längst nicht mehr um Syrien oder die Syrer gehe – sondern um die Ideologien widerstreitender Mächte und ihre Allianzen, meint Hakim Khatib. Praktisch kein Bürger Syriens sei von der Krise verschont worden; das ganze Land versinke in einem blutigen Krieg. Syrisch sei "nur" die humanitäre Katastrophe, schreibt Khatib.

Bürgerkrieg in Syrien (Webseite Qantara.de)


Der IS profitiert

Sicherheitsprobleme in Ägypten

(7. November 2015) Nach dem Flugzeugsabsturz über dem Sinai herrscht immer noch Unsicherheit über die genaue Ursache. Offenkundig scheinen aber die Sicherheitsprobleme Ägyptens. Traurig ist dies für die Bevölkerung und all jene, die vom Tourismus abhängig sind, denn die Zahl der Ägyptenreisenden dürfte in nächster Zeit weiter abnehmen.  

Der IS hat bereits profitiert (NZZ online)


Schlimmer als unter Mubarak

Alaa al-Aswani zur Situation in Ägypten

(2. November 2015) Wohin steuert Ägypten? Was haben die Revolution und die Absetzung Mubaraks gebracht? Im Interview gibt der politisch engagierte Schriftsteller Alaa al-Aswani eine Einschätzung der Lage:

Situation schlimmer als unter Mubarak (BZ online)


Aufrüttelnde Rede von Navid Kermani zur Situation in Syrien und Irak

Betroffenheit an der diesjährigen Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels

(25. Oktober 2015) Der wichtigste deutsche Kulturpreis ging dieses Jahr erstmals an einen deutschen Muslim: den 1967 geborenen deutsch-iranischen Schriftsteller und Islam-wissenschaftler Navid Kermani. Mit seiner kämpferischen und bewegenden Rede sorgte Kermani an der Preisverleihung für grosse Betroffenheit, sogar Ergriffenheit.

Den Islam aus den Klauen der Fanatiker befreien (Qantara.de)

Navid Kermanis Rede (ZDF Mediathek)

Arnold Hottinger zur militärischen und diplomatischen Offensive Russlands in Syrien: Entweder Asad oder der islamische Staat (Journal 21)


"Tödliche Verwechslung"

Arnold Hottinger zum fatalen Zwischenfall in Ägyptens Westwüste

(16. September 2015) Am letzten Sonntag ist eine Touristengruppe mit ihren ägyptischen Begleitern in der Westwüste von einem ägyptischen Armeehelikopter beschossen worden. Mehr als 12 Personen starben; zahlreiche Personen wurden verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich zwischen den Oasen Bahariya und Farafra in einem Gebiet, das bei Touristen sehr beliebt ist. Er macht deutlich, dass Terroristen aus Libyen Richtung Niltal vorstossen und ihre Präsenz im Westen Ägyptens verstärken. Gleichzeitig zeigt die fatale Verwechslung von Touristen mit Terroristen, dass die Nerven der Soldaten zunehmend blank liegen. Letztes Jahr kamen bei einem Überfall von Terroristen auf einen militärischen Stützpunkt bei Farafra rund 30 ägyptische Soldaten ums Leben. Genaue Opferzahlen werden von der ägyptischen Regierung nicht kommuniziert.

Arnold Hottinger in Journal 21


Susa und Diyarbakir als Weltkulturerbe in UNESCO-Liste aufgenommen

Globale Koalition zum Schutz gefährdeter Stätten gegründet

(10. September 2015) Im Fokus der letzten Sitzung des UNESCO Welterbe-Komitees standen der Schutz gefährdeter Stätten sowie die Aufnahme neuer Stätten in die Liste des Weltkulturerbes.

Terroristische Gruppierungen zerstören seit Jahren gezielt Welterbestätten. Die Angriffe auf Stätten in Timbuktu (Mali), in Nimrud und Hatra (Irak) oder in Palmyra (Syrien) zeigen, dass Extremisten die Zerstörung und Tilgung von Kulturerbe bewusst als Kriegswaffe einsetzen. Das Komitee beschloss deshalb die Gründung einer globalen Koalition namens "United4Heritage" mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen allen involvierten und betroffenen Parteien wie Polizei, Militär, Interpol, Medienleuten, Museen und dem Kunsthandel zu intensivieren. Ob dies tatsächlich ein Schritt zum Schutz der bedrohten Stätten darstellen kann, wird sich weisen.

Die Rote Liste der bedrohten Weltkulturerbestätten wurde um die Partherstadt Hatra im Irak und die Altstädte von Sana'a und Shibam im Jemen erweitert. Letztes Jahr waren schon die syrischen UNESCO Stätten auf die Rote Liste gesetzt worden.

24 neue Stätten wurden in die Liste aufgenommen, darunter Susa im Iran als eine der ältesten, seit dem 5.Jt.v.Chr. durchgehend besiedelten Städte der Welt und die Festung Diyarbakir im Südosten der Türkei, die seit hellenistischer Zeit als bedeutendes Handelszentrum gilt. Diyarbakir ist heute ein wichtigstes Zentrum der Kurden und ist deshalb von der neu aufgeflammten Auseinandersetzung zwischen der Türkei und der PKK stark betroffen.

UNESCO Welterbe


Palmyra steht für die Vielfalt der Religionen

Zur Zerstörung des Baalshamin-Tempels in Palmyra

(31. August 2015) Vor wenigen Tagen hat der sog. IS den kleinen Tempel des Baal-Shamin in Palmyra zerstört. Dieses Heiligtum war Ausganspunkt der allerersten (!) Schweizer Ausgrabungen im Ausland. Der emeritierte Basler Professor für Klassische Archäologie Rolf Stucky beschreibt in seinem in der NZZ erschienenen Beitrag die Bedeutung der antiken Handelsstadt und ihrer Tempel. Er schliesst mit den Worten: "Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, ist das alte Palmyra dem endgültigen Untergang geweioht. Eine wichtige Drehscheibe im Netzwerk kultureller und handelspolitischer Kontakte zwischen der klassischen Welt und dem fernen China verschwände unwiederbringlich von der Bühne der Weltgeschichte". Mit seiner Feststelluing, die nächsten Zerstörungen seien nur eine Frage der Zeit, hat Stucky recht behalten. Der sog. IS soll in den letzten Tagen auch den grössten Tempel Palmyras, das Heiligtun des Baal, zumindest teilweise gesprengt haben. 

Mit der Systematik blinder Wut (NZZ online)


Evakuierung der Artefakte aus syrischen Museen und archäologischen Stätten

Ermordung des langjährigen Leiters der Ausgrabungen in Palmyra

(19. August 2015) Tausende von Exponaten sind aus syrischen Museen und archäologischen Stätten evakuiert und nach Damaskus an einen sicheren Ort gebracht worden.

Der Generaldirektor der syrischen Antiken- und Museumsbehörde Maamoun Abdulkarim beschreibt seine Arbeit als "traurigste der Welt". Er leitet die grosse Evakuierungsaktion der Antiquitäten und sagt, jeden Tag erhalte er niederschmetternde Nachrichten von geraubten und zerstörten Antiquitäten.

Das Nationalmuseum von Damaskus ist mittlerweile leergeräumt. Auch die Büsten und Statuen aus dem Museum von Palmyra konnten vor den Terroristen des sog. IS in Sicherheit gebracht werden - nur Tage bevor diese in der antiken Handelsstadt einfielen. Abdulkarim kann auf mehrere Hundert Freiwillige zählen, welche die eintreffenden Objekte inventarisieren und verpacken, bevor sie an einen sicheren Ort in Damaskus gebracht werden. Traurig sagt er, der Krieg werde irgendeinmal zu Ende gehen; die Zerstörung des kulturellen Erbes jedoch sei für immer.

Heute ist bekannt geworden, dass der langjährige Leiter der Ausgrabungen in Palmyra und einer der besten Kenner altsyrischer Kultur Khaled al-Assad von der Terrormiliz IS in Palmyra ermordet worden ist. Die Terroristen bezichtigten ihn, durch die Betreuung der antiken Stätte "Götzendienst" betrieben zu haben. Als renommierter Wissenschaftler hat Al-Assad im Lauf seiner langen Karriere mit Kollegen aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. So gehörte er u.a. dem Komitee an, welches die herausragende Ausstellung "Syrien - Wiege der Kultur" organisiert hatte, die von November 1999 bis März 2000 auch im Antikenmuseum Basel zu Gast war. Die erschütternde Tat macht fassungslos!

Syria antiquities to Damascus (CNN)

Ermordung des Chefarchäologen von Palmyra (Tagesanzeiger)


Komplexe Nahostkriege

Einschätzungen von Arnold Hottinger

(16. August 2015) In den aktuellen Nahostkriegen kämpfen oft mehrere Parteien gegeneinander, was zu unübersichtlichen Situationenen führt. Der Nahostspezialist Arnold Hottinger fasst die Lage in den verschiedenen Ländern zusammen:

Staatszerfall im Nahen Osten (Journal 21)

Zur Menschenrechtssituation in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens:

Berichte Amnesty International (Webseite AI)


Zerstörung von Kulturgütern

Mehr als nur zertrümmerte alte Steine

(12. Juli 2015) Wie verschiedene Medien berichten, sind in den letzten Monaten auf dem Schweizer Kunstmarkt Kulturgüter aus Syrien angeboten worden, die vermutlich aus Raubgrabungen stammen. Seit vier Jahren herrscht in Syrien Bürgerkrieg und die Kriegsparteien finanzieren sich auch mit dem Verkauf von erbeuteten Antiquitäten.

Ein lesenswerter Leitartikel in der NZZ vom 11. Juli 2015 macht deutlich, dass die Zerstörung von kulturellem Erbe nicht nur ein Zertrümmern alter Steine ist, sondern die bewusste Auslöschung der gemeinsamen Identität von Völkern einer Region oder eines Landes. 

Blutdurst und Barbarei (NZZ)


Kinderzirkus von Kabul

Kinder als Leidtragende in bewaffneten Konflikten

(8. Juli 2015) Gemäss eines UNICEF-Berichtes waren in einem Land noch nie so viele Kinder auf der Flucht wie im Jahr 2014 in Syrien: 11,6 Millionen flohen vor Gewalt und Bombenhagel und leben heute in überfüllten Flüchtlingslagern ohne Aussicht darauf, in naher Zukunft in ihre Heimat zurückzukehren. Jeder Krieg trifft die Schwächsten der Gesellschaft am meisten; dazu gehören Frauen mit ihren Kindern und ältere Menschen.

Ein Projekt, welches zeigt, dass auch in aussichtlos scheinenden Situationen etwas Positives aufgebaut werden kann, ist der Kinderzirkus von Kabul. Der iranischstämmige Däne David Mason kannte Afghanistan von früheren Reisen her und entschloss sich 2002 den Kindern im Bürgerkriegsland die schönen und fröhlichen Seiten des Lebens zu zeigen und sie damit etwas vom beschwerlichen Alltag abzulenken. Aus dieser Ausgangsidee entwickelte sich das Projekt des Kinderzirkuses. Mittlerweile haben über 2,5 Millionen afghanische Kinder Aufführungen des Zirkuses besucht oder darin mitgewirkt.

Das Lachen zurückbringen (NZZ)


Noch mehr Repression in Ägypten

Jugendliche im Gefängnis

(1. Juli 2015) Mit den Bombenanschlägen in Kairo und den Angriffen von Islamisten auf ägyptische Sicherheitskräfte im Sinai hat sich die Situation in Ägypten weiter verschärft. Der ägyptische Präsident Al-Sisi regiert per Dekret und kann Gesetze eigenmächtig erlassen, da Ägypten immer noch kein Parlament hat. Als Reaktion auf das Attentat in Kairo, bei dem der Generalstaatsanwalt ums Leben kam, soll schon ein strengeres Anti-Terrorgesetz verabschiedet worden sein. Ob sich die Lage in Ägypten damit beruhigen lässt, ist mehr als ungewiss.

Im Namen des Kampfes gegen den Terror geht das Militär unzimperlich vor - auch gegen Jugendliche, die2011 voller Hoffnung für mehr Demokratie auf die Strasse gingen, heute jedoch im Gefängnis sitzen. Ein Bericht von Amnestie International dokumentiert das Schicksal betroffener Jugendlicher:

Von Massenprotesten zu Massenverhaftungen (Webseite Amnesty International)


Palmyra als Geisel der IS-Terroristen

Internationale Konferenz für Vorderasiatische Archäologie in Bern und Genf

(22. Juni 2015) Zahlreiche archäologische Stätten Syriens sind im Krieg vollständig oder teilweise zerstört worden. Nach Angaben der UNO sollen es über 300 sein. Zu den wichtigsten gehören Aleppo mit seiner Zitadelle, dem Suq und dem Museum, die Festung Krak des Chevaliers sowie Palmyra, das sich in Händen der IS-Terroristen befindet. Nach neusten Meldungen sollen diese in den Ruinen Minen angebracht haben, um ein Vorrücken der syrischen Armee Richtung Palmyra zu verhindern. Ebenso soll das Mosaiken-Museum von Maaret al-Numan zwischen Aleppo und Hama durch einen Bombeneinschlag teilweise zerstört worden sein. Das Museum beherbergt eine wichtige Sammlung von römischen und byzantinischen Mosaiken aus dem 3. bis 6. Jh.
Im Rahmen der Internationalen Konferenz für Vorderasiatische Archäologie, die dieser Tage in Bern und Genf stattfindet, wird denn auch über Möglichkeiten und Strategien zur Rekonstruktion archäologischer Sätten nach einem Krieg diskutiert. Der öffentlich zugängliche englischsprachige Workshop "Strategies of reconstruction" findet am Donnerstag, 25. Juni, von 11.30 - 19.30 Uhr an der UniS (Schanzeneckstrasse 3, Raum A003) in Bern statt.

Programm der Konferenz

Ein Gespräch zur Situation in Palmyra mit dem Archäologen Mirko Novak:

Palmyra ist eine Geisel der IS-Terroristen (BZ online)
IS vermint Ruinen von Palmyra (Spiegel online)
Mosaic Museum suffers destruction (ibtimes)


Zerstörung des jemenitischen Kulturerbes

Dutzende Antikenstätten betroffen

(19. Juni 2015) Durch den militärischen Konflikt in Jemen droht die Zerstörung weiterer historischer Stätten.

Jemen war im 1. Jt.v.Chr. Ausgangspunkt der berühmten Weihrauchstrasse. Hier wurde das kostbare Baumharz, das aus Südoman und dem Jemen selbst stammte, gesammelt und über 3000 km quer über die Arabische Halbinsel bis ans Mittelmeer transportiert. Entlang der Weihrauchstrasse entstanden blühende Königreiche, die durch den Handel mit dem wertvollen Gut reich und mächtig wurden, etwa das Reich von Saba und das Reich Hadramaut. Ihre archäologischen Zeugnisse sind akut bedroht. So soll der Staudamm von Marib aus der Mitte des 1. Jt.v.Chr. teilweise zerstört worden sein. Es sollen bereits ein Dutzend Antikenstätten in Mitleidenschaft gezogen worden sein.

Auch wenn der Jemen und seine Kultur im Westen nicht so bekannt sind, da das Land seit Längerem nicht mehr gefahrlos bereist werden konnte, befinden sich dort herausragende und einzigartige Bauwerke, von denen einige auch zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, so z.B. die Hauptstadt Sanaa und das grossartige Shibam in Hadramaut, das als "Manhattan der Wüste" gilt sowie die Insel Sokotra. 

Bedrohte Schätze der Menschheit (Qantara.de)

Arnold Hottinger zur Situation in Jemen und zu den Friedensgesprächen in Genf, die ohne Resultate zu Ende gegangen sind: 

Friedensgespräche, die keine sind (Journal 21)


Raub und Zerstörung von Kulturschätzen im Nahen Osten

Der Archäologe Mirko Novak im Gespräch

(2. Juni 2015) Seit der Eroberung der antiken Wüstenstadt Palymra durch den sog. IS wartet die Welt auf die Zerstörung dieses Weltkulturerbes - eine eigentlich unhaltbare Situation, welche die Hilflosigkeit der betroffenen Institutionen in dramatischer Weise offenbart. Aber was können Archäologen und Kulturinstitutionen angesichts der Vernichtung von Kulturgut tun? Ein Gespräch mit dem Archäologen und Experten für vorderasiatische Archäologie Mirko Novak, das aus aktuellem Anlass aufgeschaltet wird:

Tagesgespräch mit Mirko Novak (SRF 4)


Warten auf die Zerstörung eines Weltkulturerbes

Zum Vorrücken des IS in Irak und Syrien

(23. Mai 2015) Der Nahostexperte Ulrich Tilgner spricht über das Vorrücken des IS in Irak und Syrien, warum dieser in gewissen Bevölkerungsschichten grossen Rückhalt geniesst und was die Zerstörung von Palmyra bedeuten würde:

Eine kulturelle Weltkatastrophe (BZ online)

Die vorderasiatische Archäologin Margarete van Ess zur Bedeutung von Palmyra:

Ein seit Jahrtausenden lebendiger Kosmos (NZZ online)


UNESCO-Weltkulturerbe Palmyra von IS bedroht

Konferenz in Kairo diskutiert Strategien zum Schutz von Kulturgütern

(15. Mai 2015) Während in Kairo eine Konferenz Strategien zum Schutz von Kulturgütern diskutiert, erreicht die internationale Gemeinschaft ein dringender Appell aus Syrien, Palmyra zu schützen. Der sog. IS sei bis 2 km an die antike Wüstenstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und vor dem syrischen Bürgerkrieg von Tausenden Touristen jährlich besucht wurde, herangekommen. Sollten sich die IS-Terroristen Zutritt zum Gelände verschaffen, müsse mit dem Schlimmsten gerechnet werden.

Palmyra liegt auf halber Strecke zwischen Euphrat und dem Mittelmeer und war einst berühmte und reiche Handelsstadt und Warenumschlagplatz an einer der wichtigsten Verbindungsrouten zwischen China und dem Westen. Im 1. Jh. n.Chr. gelangte die Stadt zwar unter römische Herrschaft, da sie aber als willkommene Pufferzone zwischen dem Römischen Reich und dem Parther-Reich (später dem Sasaniden-Reich) fungierte, genoss sie weitgehende Unabhängigkeit- Ihre Blütezeit erlebte die "Stadt der Palmen" im 2. und 3. Jh. Damals zählte Palmyra rund 200'000 Einwohner und bildete ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen.

Irina Bokova, Leiterin der UNESCO, betonte an der Kairoer Konferenz, die Zerstörung von Kulturgütern habe ein nie dagewesenes Ausmass erreicht. Dies sei einerseits auf die Zerstörungswut des sog. IS zurückzuführen, andererseits aber auch auf die zahlreichen Plünderungen von archäologischen Stätten durch Grabräuber und Antikenschmuggler. Zu den meistbetroffenen Ländern gehören gemäss Bokova Irak, Libyen, Ägypten und neuerdings auch Syrien und Jemen.

Der IS vor Palmyra (NZZ international)

Eindrücke aus Palmyra (Bericht zur Syrien-Reise 2007 in der Nile Times 23; speziell zu Palmyra: S. 10 - 16)


Grand Egyptian Museum in Giza in Geldnöten

Erneute Verschiebung der Eröffnung?

(8. Mai 2015) Nachdem in den letzten Wochen das Projekt des Grand Egyptian Museum mit der Ernennung eines Direktors und dem Vorstellen eines (wenn auch rudimentären) Ausstellungskonzeptes auf gutem Weg schien (s. Newsletter 3/4), sieht plötzlich alles wieder anders aus.

Dem Projekt soll es schon wieder an Geld fehlen. Zur Fertigstellung seien weitere 300 Millionen US-$ notwendig. Die ägyptische Regierung hat unterdessen 37 Millionen zugesagt; 140 Millionen sollen von den Japanern, die an der Planung des Museums beteiligt sind, eingeworfen werden. Dennoch wird es wohl weitere Anstrengungen brauchen, damit der Bau endlich fertiggestellt und eingerichtet werden kann - sonst droht dem prestigeträchtigen Projekt das definitive Aus.

GEM runs out of money (Egyptian Streets)


Todesmärsche der Armenier

Schweizer Augenzeugin beschreibt Deportationen und Massaker

(12. April 2015) Ein leidvolles, umstrittenes und noch lange nicht abgeschlossenes Thema ist dasjenige des Genozids an den Armeniern, der im Jahr 1915 von der jungtürkischen Regierung beschlossen wurde. Die Schweizerin Clara Sigrist-Hilty beobachtete die Todesmärsche von ihrem Haus aus, das in Fevzipasa an der Hauptstrasse Richtung Aleppo lag. Sie schrieb in ihr Tagebuch, dass an manchen Tagen Tausende Armenier vorbeigezogen seien, auf ihren Gesichtern "Elend, Wut oder auch ein teilnahmsloses Übersichergehenlassen". Ihre Aufzeichnungen aus dem Jahr 1915 werden heute im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich aufbewahrt. 

Clara Sigrist-Hiltys Mann, der Ingenieur Fritz Sigrist, arbeitete auf der nahen Baustelle der Berlin-Bagdad-Bahn. Auch der Westen, v.a. Deutschland, war an den Deportationen und am Elend der Flüchtlinge beteiligt. So wurden armenische Arbeiter zwangsverpflichtet, am Bau der Bagdad-Bahn mitzuarbeiten, die von der deutschen Bank finanziert wurde. Diese hatte natürlich Interesse an möglichst vielen billigen Arbeitskräften und griff deshalb nicht ein. Die fertiggestellte Bagdad-Bahn diente später auch dazu, armenische Familien in die syrische Wüste zu deportieren. 

Man treibt sie in die Wüste (NZZ)

Ein Beitrag zum Bau der Berlin-Bagdad-Bahn findet sich in der Ausgabe 23 der "Nile Times":

Nile Times 23 (pdf)


Visum kann weiterhin am Flughafen bezogen werden

Rückzieher des ägyptischen Aussenministeriums

(12. April 2015) Das ägyptische Aussenministerium hat in Absprache mit dem Tourismusministerium und nach längeren und intensiven Gesprächen mit Reiseveranstaltern die neue Regelung betrffend Visa auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Dies bedeutet, dass die Touristen weiterhin ihr Visa bei Ankunft an den ägyptischen Flughäfen erwerben können.


Arabische Bruder- und Bürgerkriege

Arnold Hottinger zu den Krisenherden der islamischen Welt

(12. April 2015) In vier arabischen Staaten herrscht derzeit Krieg. Der renommierte Nahostexperte Arnold Hottinger fasst die Situation und die Ursachen für den Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Syrien, Irak, Libyen und Jemen zusammen in vier Beiträgen zusammen:

Vier arabische Failed States (Journal 21; Teil 1)
Vier arabische Failed States (Journal 21; Teil 2)
Vier arabische Failed States (Journal 21; Teil 3)
Vier arabische Failed States (Journal 21; Teil 4)


Verwirrung um neue Einreisevorschrift

Ägyptische Visa ab Mai 2015 nicht mehr bei der Einreise am Flughafen erhältlich 

(22. März 2015) Für Verwirrung sorgt eine neue Einreisevorschrift, die von der New York Egypt Mission erlassen wurde. Demnach soll es ab dem 15. Mai 2015 nicht mehr möglich sein, ein Ägyptenvisum bei der Einreise am Flughafen zu kaufen. Ägyptenreisende werden vorgängig bei der ägyptischen Botschaft des jeweiligen Landes ein Visum beantragen müssen. 

Zunächst hiess es weiter, dass diese Massnahme nur Individualtouristen betreffe. Die ägyptische Botschaft in Paris meldete jedoch auf ihrer Webseite, dass es keine Ausnahmen geben soll. Vom ägyptischen Tourismusministerium gab es bisher keine Stellungnahme. 

Reiseagenturen in Ägypten schütteln ob der neuen Massnahme jedoch den Kopf. Der Tourismus befindet sich seit Beginn der Unruhen in einer Krise, die sich mit dieser Massnahme weiter verschärfen dürfte. Insbesondere Last Minute-Reisen ans Rote Meer werden so nicht mehr möglich sein, da bei der Einholung des Visums mit rund 10 - 14 Tagen Wartefrist zu rechnen sei.

Tourist Visa Regulations Starting May 15 (Cairo Scene)


Weitere archäologische Stätten zerstört

Auch Khorsabad betroffen

(8. März 2015) In den letzten Tagen haben Vertreter des sog. Islamischen Staates (IS) in den antiken Stätten von Nimrud und Hatra, beide UNESCO-Weltkulturerbe, mit Bulldozern schwere Schäden angerichtet. Grosse Statuen und Teile von Bauwerken, die nicht ohne Aufwand abgetragen und abtransportiert werden können, werden bewusst zerstört, während kleinere Artefakte offenbar in den Antikenhandel geschleust und vor allem in die Golfländer verkauft werden.

Mit der - oft filmisch dokumentierten - Zerstörung antiker Zeugnisse geht es dem IS darum, Geschichte und Kultur der Region auszulöschen. Gemäss dem Archäologen Reinhard Bernbeck von der Freien Universität Berlin soll damit ein "geschichtlich völlig befreiter Raum" geschaffen werden, in welchem die "kulturelle Festplatte neu bespielt" werden könne. Dabei werden auch islamische Heiligtümer nicht geschont. Schon Dutzende, vorwiegend schiitische Moscheen wurden gesprengt. Wie Nachrichtenagenturen berichten, seien heute auch in Khorsabad, der dritten assyrischen Hauptstadt, Bulldozer aufgefahren. Die UNESCO hat in der Zwischenzeit eine Krisensitzung einberufen und die Zerstörungen als "Kriegsverbrechen" bezeichnet.

Ein Staat in geschichtlich befreitem Raum (BZ online)

Nimrud, in der Antike "Kalchu" und in der Bibel "Kalach" genannt, wurde im 13. Jh. v.Chr. gegründet und wurde im 9.Jh. v.Chr. unter dem assyrischen Herrscher Assurnasirpal II. die Hauptstadt des neuassyrischen Reiches. Sie ist die am besten erhaltene Stadt ders antiken Assyriens und wurde erstmals zwischen 1845 und 1851 von Sir Austen Henry Layard (1817 - 1894), einem englischen Diplomaten und führenden Amateur-Archäologen des 19. Jhs., ausgegraben. Zwischen 1949 und 1957 grub Max Mallowan in Nimrud, welcher immer von seiner Frau Agatha Christie begleitet wurde. Zahlreiche Reliefs aus dem Palast von Nimrud gelangten in der Folge ins British Museum London und ins Metropolitan Museum of Art (MMA) in New York. Das MMA hat eine digitale Rekonstruktion des Nordwest-Palastes in Nimrud erstellt, die zeigt wie eindrücklich der Palast einst ausgesehen hat:

Rekonstruktion des Nordwest Palastes von Nimrud (MMA)


Eine irakische Odyssee

Interview mit dem Regisseur Samir 

(6. März 2015) Der in Bagdad geborene Regisseur Samir erzählt in der eindrücklichen und bewegenden Dokumentation "Iraqi Odyssey" die Geschichte seiner heute über die ganze Welt verstreuten Familie und thematisiert gleichzeitig die bewegte Geschichte des Irak, von der osmanischen Herrschaft über die Einmischung der westlichen Mächte bis zur Machtübernahme durch Saddam Hussein.

Interview mit dem Filmemacher Samir (Qantara.de)

Zürcher aus einem untergegangenen Land (NZZ)


Ägypten auf dem Weg zur Diktatur?

Arnold Hottinger zur erneuten Verschiebung der Parlamentswahlen

(6. März 2015) Das ägyptische Verfassungsgericht hat beschlossen, die Parlamentswahlen vom 22./23. März 2015 erneut zu verschieben. Die Aufteilung der Wahlkreise müsse neu geschrieben werden, damit gewährleistet sei, dass überall gleich gewählt werde resp. die Stimmen der Wählerinnen und Wähler gleich gezählt werden.

Von der erneuten Wahlverschiebung profitiert vor allem der ägyptische Präsident al-Sisi. Solange es kein Parlament gibt, ist er der alleinige Gesetzgeber. So hat er kürzlich ein neues Sicherheitsgesetz erlassen, das den für die Sicherheit zuständigen Organen weite Kompetenzen verschafft und in welchem der Begriff "Terrorismus" breit und lasch umschrieben ist. Dies ermöglicht es den Sicherheitskräften, gegen alle "Staatsfeinde" vorzugehen, auch gegen die Sympathisanten der Protestbewegungen 2011/12, von denen allerdings schon zahlreiche im Gefängnis sind und zu mehrjährigen, teils sogar lebenslänglichen Strafen verurteilt wurden.

In kleinen Schritten Richtung Diktatur (Journal 21)


Zerstörte Kulturgüter im Museum von Mossul und in Niniveh (Irak)

Historiker analysiert anhand der Videos die Zerstörungen der Artefakte

(4. März 2015) Die in mehreren Videos festgehaltenen Zerstörungen von antiken Kulturgütern im Museum von Mosul im Irak durch den IS hat internationale Bestürzung hervorgerufen. Der Historiker und Spezialist alter Vorderasiatischer Geschichte an der Columbia University New York, Christoph Jones, liefert auf der Webseite "Gates of Niniveh" eine genaue Analyse der Zerstörungen.

Was die assyrischen Skulpturen anbelangt, haben Vertreter des IS nicht nur im Museum von Mosul, sondern offenbar auch in Niniveh, einer der Hauptstädte des assyrischen Reiches, gewütet. Am Nergal Gate, einem Tor, das den Zugang im Norden der antiken Stadt sicherte, stehen zwei geflügelte, menschenköpfige Stiere, Lamassu genannt, die unter dem Herrscher Sanherib (auch Sennacherib genannt; 704 - 690 v.Chr.) errichtet wurden. Die eindrücklichen Wächterfiguren sind von Sir Austen Henry Layard 1849 entdeckt und erstmals ausgegraben worden. Die rechte Figur wurde nun mit einem Pressluftbohrer verunstaltet und damit unwiederbringlich zerstört. Was die assyrischen Skulpturen und Reliefs im Museum von Mosul betrifft, handle es sich, gemäss Jones, zum Glück bei etlichen davon um Repliken von berühmten Orginalen, die im British Museum London und im Oriental Instiute Chicago stehen, so z.B. beim Relief eines sterbenden Löwen, das aus dem Bilderzyklus der Löwenjagd Ashurbanipals (668 - 627 v.Chr.) stammt und heute in London zu sehen ist.

Dokumentierung der Zerstörungen assyrischer Kulturgüter (mit Fotos)

Weitaus schlimmer würden die Zerstörungen von Skulpturen aus Hatra im Museum von Mosul wiegen. Hatra  war eine reiche Handelsstadt des Parthischen Reiches, durchaus vergleichbar mit Palmyra (Syrien) und Petra (Jordanien). Die persischen Parther waren der grosse Gegner des Römischen Reiches im Osten in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten; Hatra wurde 240 von den persischen Sassaniden zerstört. Die archäologische Stätte von Hatra und ihre Zeugnisse sind im Westen nahezu unbekannt und wurden bisher weder umfassend untersucht noch publiziert; der grösste Teil der Funde, die in Hatra gemacht wurden, befindet sich im Irak. Deshalb seien die jetzigen Zerstörungen der Skulpuren, gemäss Jones, besonders verheerend. Von den 27 bekannten Königsstatuen von Hatra sind Videos zufolge vier mit Sicherheit komplett zertrümmert worden.

Dokumentierung der Zerstörungen von Skulpturen aus Hatra (mit Fotos)


Illegaler Kunsthandel als Geldquelle der Terroristem

Blühender Antikenschmuggel mit Kulturerbe aus dem Nahen Osten

(13. Februar 2015) Der Handel mit illegal ausgegrabenen Antiken in Syrien und im Irak blüht. Davon profitiert die Terrororganisation IS, die allein im Irak rund 4500 archäologische Fundorte kontrollieren soll. Darunter befinden sich auch Stätten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. In Syrien profitieren alle am Konflikt beteiligten Parteien von den Raubgrabungen. Das Regime von Bashar al-Asad soll damit seine Soldaten bezahlen. Aleppo, Palmyra und Hunderte von archäologischen Stätten sind schon geplündert worden. Oft geschieht dies "auf Bestellung", wie offenbar beim Hypogäum der drei Brüder in der Westnekropole von Palmyra.

Die Route für die Schmuggelware führt durch die Türkei oder den Libanon, neuerdings auch über den Freihafen von Dubai, wo Firmen sich auf das Ausstellen von "sauberen Papieren" für den Export geraubter Antiken spezialisiert haben. In Europa haben sich London und München als Zentrum für illegale Antiken etabliert, die auch bei renommierten Aktionshäusern wie Christie's und Sotheby's angeboten werden. Oft sind die Objekte mit "alten" Etiketten versehen und werden "alten Sammlungen" zugeschrieben; eine Kontrolle ist schwierig. Es ist offensichtlich, dass der Handel mit Antiken blüht und dass es zahlreichen "schwarzen Schafen" unter den Käufern egal ist, ob die Objekte aus illegalen Grabungen stammen oder nicht. Auch dass mit den systemantischen Plünderungen, wie sie vom IS betrieben werden, die kulturelle Identität eines Volkes zerstört wird, scheint keine Rolle zu spielen. Die UNESCO und Interpol haben haben Zahlen zum illegalen Handel von Antiken veröffentlicht: Weltweit liegt der Umsatz pro Jahr bei 6 bis 8 Milliarden Dollar. 

Der Antikenschmuggel und die scheinheiligen Zerstörer (NZZ)


Ernüchterung in Ägypten

Opfer werden bestraft, Täter kommen frei

(6. Februar 2015) In Ägypten machen sich in den letzten Tagen totale Ernüchterung und grosse Enttäuschung breit.

Während ägyptische Sicherheitskräfte für den Tod von über tausend Demonstranten nicht belangt werden und die Söhne des früheren Präsidenten Mubarak letzten Monat freigelassen wurden, sassen diese Woche prominente Demokratieaktivisten auf der Anklagebank. Sie wurden in einem Schauprozess zu lebenslänglicher Haft verurteilt, die in Ägypten 25 Jahre beträgt. Darunter befanden sich auch Alaa Abdelfatah und Ahmad Duma, die eine zentrale Rolle im Aufstand gegen den früheren Präsidenten Mubarak spielten. Sie gelten als prominente Gesichter der ägyptischen Revolution und ihr Schicksal steht stellvertretend für die Generation von jungen Ägyptern, die sich friedlich für Bürgerrechte und Demokratie einsetzten. Bei den ausgesprochenen Urteilen handelt es sich um die bisher härtesten Urteile gegen säkulare ägyptische Aktivisten. Sie wurden vom selben Richter verhängt, welcher wenige Tage zuvor auch die Todesurteile gegen 183 angebliche Anhänger der Muslimbrüder bestätigt hatte.

Auch bei den ägyptischen Intellektuellen scheint die Stimmung zu kippen. Bei Ausbruch des "arabischen Frühlings" galten ägyptische Autoren als wichtige Kraft im Kampf gegen die Herrschaft von Präsident Mubarak. Nun haben jedoch zahlreiche Schriftsteller offenbar ihre Meinung geändert und ziehen die Militärherrschaft al-Sisis als kleineres Übel derjenigen der Muslimbrüder vor. Auch der Bestseller-Autor Alaa al-Aswani, der den Slogan "Die Demokratie ist die Lösung" geprägt hatte, scheint der Meinung zu sein, es existiere momentan keine denkbare Alternative zu al-Sisi. Für seine Äusserungen an einer Konferenz in London Ende letzten Jahres wurde er heftig kritisiert. Von Beobachtern wird betont, dass hinter den Aussagen schlicht die Angst der Intellektuellen Ägyptens vor der Unberechenbarkeit des jetzigen Regimes steht.

Schauprozesse in Ägypten (NZZ)

Der verlorene Glaube an die Demokratie (Qantara.de)

Ein Bericht zur Lage in Kairo, wo beinahe täglich Sprengsätze explodieren:
Billett gegen Bombe (BZ)


Ausbau des Suezkanals als Prestigeprojekt von Präsident al-Sisi

Verunsicherung durch Anschläge im Nordsinai

(31. Januar 2015) Am 5. August 2014 lancierte Präsident al-Sisi das Projekt zum Ausbau der 72 km langen Wasserstrasse zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer. Er forderte dabei, dass die Arbeiten binnen einem Jahr abzuschliessen seien; die Eröffnung ist für Sommer 2015 geplant. Das Projekt hat beinahe pharaonische Ausmasse: rund 20'000 Personen sind beteiligt; es wird in mehreren Schichten 20 Std. pro Tag gearbeitet. 

Mit dem jetzigen Projekt sollen Engpässe auf dem 1869 eröffneten Suezkanal beseitigt werden, so dass die Schiffe aus Norden und jene aus Süden einander passieren können. Damit entfallen die längeren Wartezeiten an Kreuzungspunkten, was die Fahrzeit von 18 - 22 Std auf 11 Std verkürzt. 35 km der 72 km langen Strecke werden neu, 37 km ausgebaut. Damit wird sich auch die Kapazität der Ozeanriesen, die täglich den Kanal passieren können, auf knapp 100 verdoppeln. 

Der Suezkanal gehört zu den wichtigsten Wasserstrassen des Welthandels und besitzt für Ägypten eine überragende Bedeutung, da er eine der bedeutendsten Einnahmequellen des Landes ist - insbesondere in den letzten Jahren, als der Tourismus dramatisch einbrach. Verständlicherweise setzt Ägyptens Regierung grosse Hoffnungen in den Ausbau und ist stolz, dass Idee, Ausführung und Finanzen in ägyptischer Hand sind. Die Oberaufsicht obliegt der Armee, die auch für die Sicherheit zuständig ist.

Wie sich gerade in den letzten Tagen zeigte, ist die Region des Nordsinai weiterhin ein Pulverfass. Mehrere Anschläge der Terrorgruppe Wilayat Sina, die sich unlängst dem Islamischen Staat IS angeschlossen hat, forderten 36 Tote. Die meisten Opfer gab es in der Provinzhauptstadt al-Arish unweit des Grenzübergangs Rafah nach Israel. Auch in Suez wurde ein Polizeioffizier getötet; ein Attentäter versuchte in Port Said eine Bombe zu legen und kam dabei ums Leben. Bei den Anschlägen vom letzten Donnerstag wurde auch das erst vor wenigen Jahren neueröffnete Al-Arish Museum schwer getroffen, das sich neben einem Polizeiposten befindet. Gemäss den Worten des Direktors sind der Eingang und die Fassade des Hauses vollständig zerstört. Ausserdem seien zahlreiche Decken eingestürzt und Fenster zersplittert. Das Museum war zum Glück leer, da die Objekte schon nach Anschlägen im Juli 2013 an einen sicheren Ort gebracht worden sind.

Die Probleme auf der Halbinsel Sinai gehen zurück in die Ära Mubarak. Das damalige Regime vernachlässigte die Beduinen im Norden; Sicherheitskräfte gingen mit grosser Härte und Gewalt gegen lokale Bewohner vor; in den Gefängnissen waren Folterungen an der Tagesordnung. Viele Bewohner können auch heute nur dank des Schmuggels überleben, der wegen der Blockade des Gazastreifens ein gutes Geschäft ist. Als Teil einer Militäroperation im Grenzgebiet zum Gazastreifen wurden unlängst jedoch unzählige Wohnhäuser zerstört und über 1000 Familien verloren ihr Heim. Die Region ist weit von einer Stabilisierung entfernt. Die unsichere Lage hat auch zu einem Einbruch des Tourismus im Süden des Sinai geführt. 

Halbzeit beim Bau des neuen Suezkanals (NZZ)

Al Arish Museum badly damaged (Al Ahram)


Bisher unbekannte Nekropole in Alexandria gefunden

13 archäologische Projekte in Alexandria und Umgebung seit 2011 abgebrochen

(27. Januar 2015) Illegale Grabungen haben in Ägypten (schon wieder) zu einer Entdeckung geführt: Unter einem Haus wurde eine bisher unbekannte Nekropole aus griechisch-römischer Zeit gefunden.

In der Nekropole mit den für diese Epoche typischen Loculi-Gräbern (Nischengräbern) konnten zahlreiche Tonlampen und -gefässe sowie Glasflaschen sichergestellt werden. Die Grabräuber befinden sich in Haft; ein Team von Archäologen soll die Grabstätte nun genauer untersuchen.

Allerdings ist unklar, woher die finanziellen Mittel kommen sollen. Seit dem Ausbruch der Unruhen 2011 wurden nur in Alexandria und Umgebung 13 archäologische Projekte aufgrund fehlender Finanzen unterbrochen. Darunter befinde sich so wichtige Institutionen wie das Griechisch-römische Museum und das Mosaikenmuseum sowie die berühmte Stätte Abu Mina. Nur damit die Arbeiten wiederaufgenommen werden könnten, müsste das Antikenministerium 320 Millionen LE einwerfen.

Graeco-Roman-Necropolis in Alexandria (Al Ahram)


Beim Barte des Pharaos

Wirbel um unsachgemässe Restaurierung von Tutanchamuns Totenmaske

(25. Januar 2015) Die goldene Totenmaske von Tutanchamun ist weltweit bekannt und gilt als das Highlight des Ägyptischen Museums Kairo. Seit einigen Tagen ist eine Kontroverse um das berühmte Exponat entbrannt, die Kulturminister el-Damaty zu einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz veranlasste.

Bei Reinigungsarbeiten im letzten November ist offenbar der Bart der Totenmaske beschädigt worden. Um die Beleuchtung in der Vitrine zu reparieren, wurde die Haube gehoben und dabei die Maske so unglücklich berührt, dass der Bart abgebrochen sei. Dieser wurde daraufhin mit einem umstrittenen Klebstoff wieder an der Maske befestigt. Dabei gelangten aber einige Tropfen der Klebsubstanz auch auf das Gold, worauf versucht wurde, diese mit einem Spachtel zu entfernen, was zu Kratzern auf der Oberfläche der Maske führte. Die Empörung über die unsachgemässe Intervention war gross.

An der Pressekonferenz nahm neben dem Kulturminister el-Damaty auch der deutsche Restaurator Christian Eckmann teil, der an einem Projekt zur Erforschung und Restaurierung von verzierten Goldblechen aus dem Schatz des Tutanchamun arbeitet. Eckmann relativierte die Situation: Obschon die Reparatur an der Maske tatsächlich unsachgemäss erfolgt sei, sei diese weder in akuter Gefahr noch unwiederbringlich beschädigt. 

Wie es wirklich um Tutanchamuns Bart steht (BZ online)


Reisen und Pilgern im Heiligen Land

Neue Broschüre zu Israel und den palästinensischen Gebieten

(23. Januar 2015) Die neue Broschüre von 'Brot für die Welt' mit dem Titel "Kommt und seht! Reisen und Pilgern im Heiligen Land" ist ein Aufruf an Pilger und Touristen, Israel und die palästinensischen Gebiete als ein zusammenhängendes Reiseziel zu betrachten und Begegnungen auf beiden Seiten der Grünen Linie wahrzunehmen.

Der Nahe Osten allgemein und die Region Israel - Palästina im speziellen machen seit längerer Zeit keine positiven Schlagzeilen. Doch der Tourismus könnte zu einem Hoffnungsschimmer werden: "Ein Tourismus, der gleichberechtige Teilhabe und Begegnung ermöglicht, kann einen Dialog begründen und Vorurteile abbauen", sagt Antje Monshausen, Tourismusreferentin bei 'Brot für die Welt'. 

Die Broschüre enthält neben Reisetipps und Hintergrundinformationen auch eine Faltkarte mit dem genauen Verlauf der Grünen Linie. Mit der Broschüre will 'Brot für die Welt' darauf aufmerksam machen, wie wichtig es beim Reisen ist, direkte Begegnungen mit den Menschen in Israel und Palästina zu suchen und damit Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dies gilt selbstverständlich für alle Reisen, insbesondere in jene Länder, deren Sitten und Gebräuche uns zuweilen fremd anmuten!

Broschüre Reisen und Pilgern im Heiligen Land (fair unterwegs)


Al-Sisi fordert religiöse Revolution

Deutliche Worte in der Neujahrsansprache des ägyptischen Präsidenten

(11. Januar 2015) Der ägyptische Präsident Al-Sisi hat sich in seiner Neujahrsansprache über den Niedergang des Islam und dessen negativer Wahrnehmung in weiten Teilen der Welt beklagt. An der altehrwürdigen Al-Azhar Universität in Kairo, die als höchste religiöse Instanz im sunnitischen Islam gilt, forderte er eine Revolution des Islam. Es sei unfassbar und unerträglich, dass der Islam als Quelle von Angst, Mord und Zerstörung wahrgenommen werde.

So notwendig die deutlichen Worte von Al-Sisi - besonders angesichts der jüngsten tragischen Ereignisse in Frankreich - sind, so wenig dürfen sie darüber hinwegtäuschen, dass gerade in Ägypten mit aller Härte gegen kritische Journalisten und Satiriker vorgegangen wird. 

Revolution gegen moralischen Niedergang des Islam (Die Welt)


Rettung aus dem Gazastreifen mit Hilfe des ägyptischen Militärs

Auch Tiere leiden unter den Unruhen im Nahen Osten

(9. Januar 2015) Anfang Juli 2014 wurde der Zoo Al-Bisan im Gazastreifen durch Bomben schwer beschädigt. Mehr als 80 Tiere starben; die Kadaver blieben in den Gehegen liegen. Die 30 überlebenden Tiere wurde ohne Wasser und Nahrung zurückgelassen; viele hatten Verletzungen und waren durch die Luftangriffe sehr eingeschüchtert.

Lokale Behörden und Tierschützer wandten sich an die Organisation VIER PFOTEN und baten diese um Unterstützung. In Zusammenarbeit mit ägyptischen Behörden und lokalen NGO's wurde daraufhin von Kairo aus eine Hilfsaktion geplant, an welcher auch das ägyptische Militär beteiligt war. So wurde das Team von VIER PFOTEN  von einem Militärflugzeug über die Grenze in den Gazastreifen geflogen. Es versorgte die Tiere mit Nahrung, Wasser und Medikamenten und führte Impfungen und Notoperationen durch.

Vor allem drei Löwen brauchten schnelle Hilfe, denn ihre Gehege waren durch die Bombardierungen so stark beschädigt, dass die Tiere nicht mehr gefahrlos gepflegt werden konnten. Mittlerweile wurden die drei Grosskatzen in eine Rettungsstation nach Jordanien gebracht. Gemeinsam mit der Princess Alia Foundation errichtet VIER PFOTEN dort ein neues Tier- und Naturschutzzentrum, das den Namen "Al Ma'wa for Nature and Wildlife" trägt und wo die Löwen ein artgerechtes Zuhause finden werden. Mitarbeiter der Tierschutzorganisation kümmern sich weiterhin um die übrigen Tiere im Zoo Al-Bisan.

Noteinsatz in Gaza (Webseite VIER PFOTEN)


Entsetzen und Verdrängung

Der IS und die muslimische Welt

(6. Januar 2015) Seit dem beängstigenden Vormarsch des IS wird die islamische Welt vom Westen vorwiegend mit Terrorismus und Gräueltaten in Verbindung gebracht. Das Pauschalurteil, der Islam sei prinzipiell gewalttäig, ist wie schon nach den Anschlägen vom 11. September wieder salonfähig geworden. Amnesty International führte zu diesem Thema ein Gespräch mit dem an der Universität Bern tätigen Islamwissenschaftler Reinhard Schulze. Auf die Frage, wei denn in der muslimischen Welt die Menschen auf der Strasse auf die Gewalttaten des IS reagieren, antwortet er: "Grösstenteils mit Ensetzen.Ein Entsetzen, das sich nicht von dem unterscheidet, welches wir im Westen erleben".

Gespräch mit Reinhard Schulze (Amnesty Magazin 2014-4)


Good News aus Afghanistan zum Jahresende

Sonderausstellung im Alpinen Museum Bern

(31. Dezember 2014) Die Sonderausstellung "Biwak 11. Good News aus Afghanistan. Das Skiwunder von Bamiyan" im Alpinen Museum Bern ist eine moderne Weihnachtsgeschichte. Der NZZ-Journalist Christoph Zürcher hatte vor einigen Jahren eine unkonventionelle Idee: Ein Skirennen in Bamiyan, Afghanistan. 2011 fand das erste Rennen statt, dem weitere folgten. Das Event wird zunehmend beliebter und und findet auch in der Weltpresse ein grosses Echo.

Das Skirennen in Afghanistan ist ein Hoffnungsschimmer und macht darauf aufmerksam, dass es ein Afghanistan jenseits von Schreckensnachrichten und Talibanherrschaft gibt, das neben Schneebergen übrigens auch eine grossartige jahrtausendealte Kulturgeschichte aufweist. 

Die Ausstellung "Biwak 11. Good News aus Afghanistan. Das Skiwunder von Bamiyan" ist bis 21. März 2015 zu sehen.

Webseite zur Ausstellung


Ein Land des Schweigens und der Angst

Ägypten zurück auf Feld eins?

(29. Dezember 2014) Viele, die Ägypten bereist und seine gastfreundlichen Menschen kennengelernt haben, erhoffen sich für die nahe Zukunft, dass wieder vemehrt Touristen am Nil Ferien machen und die Sehenswürdigkeiten besuchen. Auch wenn über die Festtage die Hotelanlagen am Roten Meer gut belegt sind, sieht es jedoch nicht nach einer baldigen Rückkehr zur Normalität aus. Im Gegenteil scheint die politische und wirtschaftliche Situation in Ägypten hoffnungsloser denn je.

Journalisten, die ohne formelle Anklage seit Monaten hinter Gittern sitzen, gleichgeschaltete Medien und eine eingeschüchterte freie Presse: Ausländische Korrespondenten sind sich einig, dass in Ägypten die Meinungsfreiheit mit Füssen getreten wird. Die neue ägyptische Regierung unter Präsident al-Sisi geht brutal gegen Journalisten vor, deren Berichterstattung nicht der Regierungslinie entspricht. Die zunehmend repressive Politik ist ein Rückfall in alte Strukturen, was durch den kürzlich erfolgten Freispruch von Hosni Mubarak bestätigt.

Auch unter ägyptischen Intellektuellen macht sich Ernüchterung breit. In einem Beitrag der NZZ zieht die Schriftstellerin und Journalistin Mansura Eseddin eine bittere Bilanz und zeigt sich desillusionert. Diejenigen, die noch von einem demokratischen Ägypten träumen, sähen sich eingeklemmt zwischen einem ungerechten und repressiven Regime einerseits und islamischen Fundamentalisten andererseits. Radikale Splittergruppen im Sinai haben sich unlängst sogar dem Islamischen Staat angeschlossen. Diese Entwicklungen würden zu einer gefährlichen Spirale der Gewalt und Eskalation führen. Gerade die Krise werde von der Regierung auch bewusst genutzt, um die Diktatur zu festigen. 

Ein Land des Schweigens und der Angst (NZZ)

Al-Sisis Restriktionen gegen inländische NGOs (Qantara.de)


Zusammenbruch der Nationalstaaten in der Arabischen Welt

Eine Gesamtschau von Arnold Hottinger

(6. Dezember 2014) Die Situation in der Arabischen Welt macht ratlos. Bürgerkrieg, Chaos und Terror, Leid und Elend sind in vielen Ländern traurige Realität und es scheint kein Ende in Sicht.

Arnold Hottinger zeichnet in einem längeren Beitrag für "Journal 21" die Entwicklungslinien seit dem Ausbruch des Arabischen Frühlings nach und gibt einen Überblick über die Situation von Ägypten und Libyen über Somalia und Jemen nach Syrien und Afghanistan.

Bald nur noch Failed States? (Journal 21)


Libyen versinkt im Bürgerkrieg

Auch Kulturgüter in Gefahr

(6. Dezember 2014) Archäologen sind sich einig, dass die historischen Stätten in Libyen, wie Kyrene, Leptis Magna und Sabratha Pompeji ebenbürtig sind. Seit das Land jedoch immer tiefer im Bürgerkrieg versinkt, sind auch diese bedeutenden Kulturgüter in Gefahr. Aus Leptis Magna und Sabratha werden zunehmende Raubgrabungen und Plünderungen gemeldet. Die UNESCO hat deshalb dazu aufgerufen, das Erbe des Landes besser zu schützen. Ob dieser Aufruf angesichts der desolaten jetzigen Lage etwas nützt, darf bezweifelt werden.

Libyens schmutziger Krieg (NZZ)

Bericht über eine Flugreise durch Libyen im Jahr 2006: Libyen 2006


Touren in Ägyptens Westwüste ausgesetzt

Ankündigung von Anschlägen in den Oasen und der Westwüste

alt(11. Oktober 2014) Die ägyptische Vereinigung der Reiseagenturen hat alle Büros aufgerufen, bis am 21. Oktober 2014 keine Touren mehr in die Westwüste anzubieten und durchzuführen. Grund sei die prekäre Sicherheitslage.

Vom Sinai aus tätige Terroristen haben gemäss Angaben des ägyptischen Innenministeriums in den nächsten Wochen mit Anschlägen in der Westwüste und den ägyptischen Oasen gedroht. Die Lage in der Westwüste ist seit einem Anschlag in der Oase Farafra im Juli, bei dem 21 Soldaten von Terroristen getötet worden sind, äusserst angespannt. Das Militär hat sowohl im Sinai wie auch in den Oasen und an der Grenze zu Libyen die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft.

Gemäss ägyptischen Reiseagenturen könne die Weisse Wüste ab dem 22. Oktober wieder besucht werden, jedoch nur in Tagesausflügen. Es sei dann weiterhin verboten, dort zu übernachten. Auch alle Hotels würden geschlossen bleiben. Ob das Verbot auch für Charga und Dakhla gilt, wird nicht erwähnt.

Beitrag Aswat Masriya


Warnung der UNESCO

IS finanziert sich durch illegalen Verkauf von Altertümern

alt(30. September 2014) Die UNESCO warnt davor, dass der IS archäologische Stätten in Irak gezielt plündere und die gefundenen Artekafte auf dem Schwarzmarkt verkaufe.

Der IS hat nachweislich Schreine, Kirchen und wertvolle alte Schriften in den Städten Mosul und Tikrit sowie in anderen von ihm kontrollierten Gebieten zerstört. So wurde der etwas nördlich von Mosul liegende Schrein Nabi Yunus, der von Muslimen und Christen als Grab des Propheten Jonas verehrt wird, mit Sprengstoff versehen und in die Luft gejagt. Auch ältere, assyrische Stätten seien mutwillig zerstört worden; Keilschrifttafeln der Assyrer tauchten aber an europäischen Auktionen auf.

Pillaging iraq's ancient artifacts (Japan Times)


Jenseits der dogmatischen Lehre des Islam

Langlebige Religionen müssen flexibel sein

alt(20. September 2014) Seit einigen Wochen jagen sich Horrormeldungen aus islamischen Ländern. Sie beeinflussen das Bild, das wir uns von Muslimen machen, in einseitiger Weise. In Diskussionen werden - aus Unkenntnis oder als bewusste Manipulation - Muslime oft als Islamisten bezeichnet, obschon die beiden Begriffe absolut nicht identisch sind. Wer Islam mit Islamisten gleichsetzt, reagiert genau im Sinn der Radikalen und Terroristen, die ihr Bild des "Steinzeit-Islams" (der interessanterweise die Nutzung moderner sozialer Medien nicht ausschliesst) in der Welt duchsetzen wollen.

Weltreligionen wie Judentum, Christentum und Islam bestehen schon sehr lange, weil sie flexibel sind (wenn auch nicht zu allen Zeiten in gleichem Masse) und den Gläubigen die Möglichkeit bieten, sich an Neues anzupassen. Die grosse Mehrheit der Muslime passt denn auch ihren Glauben den Erfordernissen der modernen Welt an. Als Beispiel, dass der Islam sich durchaus modernisieren und neuen Gegebenheiten anpassen kann, seien die Ibaditen erwähnt, die im Sultanat Oman die Mehrheit der Bevölkerung bilden.

Beitrag Islam und Moderne (Qantara.de)


Zwei neue Säle im Museum von Bagdad

Einsatz für die Kultur in Zeiten des Krieges

alt(31. August 2014) Der Staat Irak fällt auseinander und steht möglicherweise vor einer Teilung. Das historische Mesopotamien gilt als eine der Wiegen unserer Zivilisation: Hier wurde die älteste Schrift entwickelt (noch vor den Hieroglyphen in Ägypten), hier entstanden die ersten Städte der Menschheit. Wo Euphrat und Tigris zusammenfliessen, soll sich der Legende nach einst der Garten Eden befunden haben. Seit Jahrzehnten ist das Paradies jedoch von Terror und Gewalt gezeichnet.

Der Staat Irak entstand nach dem Ersten Weltkrieg und der Niederlage des Osmanischen Reiches. Die Briten vereinten die osmanischen Provinzen Mosul (kurdisch), Bagdad (sunnitisch) und Basra (schiitisch) zu einem künstlichem Gebilde namens Irak. In den folgenden Jahrzehnten griffen die Europäer und die USA immer wieder in die Geschicke des Landes ein. 2003 schliesslich marschierte die USA in Irak ein und stürzte Saddam Hussein, der zuvor einmal ihr Verbündeter im Kampf gegen den Iran gewesen war. Bagdad galt bis zum Überfall auf Kuwait 1990, als Bollwerk gegen die religiösen Eiferer im Iran.

Inmitten von Krieg, Mord und Zerstörung geht vergessen, dass der Irak auf eine 7000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Um auf diese grossen Kulturen der Sumerer, Assyrer, Babylonier und Seleukiden aufmerksam zu machen, wurden kürzlich im Museum von Bagdad zwei neue Säle eröffnet. Sie zeigen über 500 Exponate, darunter zahlreiche lebensgrosse Statuen. Viele der gezeigten Objekte waren 2003 im Zug der Plünderung des Museums nach dem amerikanischen Einmarsch gestohlen und zerstört worden und sind nun erstmals wieder zu sehen.

Das Museum ist aus Sicherheitsgründen meist geschlossen; an der Vernissage jedoch drängten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher ins Gebäude. Die Eröffnung der beiden Säle soll ein Zeichen für die Kultur und deren Erhaltung setzen. Der Tourismusminister wies darauf hin, dass im Irak weit über 100 Stätten momentan von Krieg und Zerstörung bedroht seien. Dies sei ein unwiderbringlicher Verlust der Geschichte des Zweistromlandes und der Identität des Irak.

Iraqi museum inaugurates two halls

An der Gründung des Iraks hatte die Engländerin Gertrude Bell massgeblichen Einfluss. Als britische Agentin im arabischen Raum war sie eine enge Beraterin von Winston Churchill und nahm (u.a. mit "Lawrence von Arabien") als einzige Frau an der Konferenz von Kairo 1921 teil, an welcher über die Zukunft des Nahen Ostens debattiert wurde. Auch die Einrichtung des Museums in Bagdad geht auf die Initiative der "ungekrönten Königin des Orients" zurück (s. auch unter der Rubrik 'Bücher': Königin der Wüste).

Das Leben der Gertrude Bell (Spiegel Magazin)


Schnellstrasse zwischen Marsa Alam und Luxor geplant

Neues Projekt zur Ankurbelung des Tourismus

2014-08-29e(29. August 2014) Der Gouverneur von Luxor hat den Bau einer Schnellstrasse zwischen Marsa Alam und Luxor beschlossen, um wieder vermehrt Touristen ins Niltal zu locken. Marsa Alam erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit, v.a. seit der Tourismus im Sinai zusammengebrochen ist. Die Badedestination ist bekannt für ihre (noch) nicht überfüllten Sandstrände und intakten Korallenbestände. Das Niltal hingegen wird seit Ausbruch der Unruhen in Ägypten von den Touristen gemieden; die Lage kann v.a. in Luxor als dramatisch bezeichnet werden, dauert die Krise nun doch schnon etliche Jahre an.

Der Gouverneur von Luxor möchte deswegen Touristen von Marsa Alam an den Nil locken. Dazu soll eine Schnellstrasse gebaut werden und Marsa Alam zukünftig zum Distrikt von Luxor gehören. Zwischen Niltal und rotem Meer, in der sog. Ostwüste, gäbe es für Touristen noch Einiges zu entdecken, z.B. Goldminen und Steinbrüche aus dem alten Ägypten. Ein besonderes, weitgehend unbekanntes Juwel ist der kleine Felstempel von Kanais. Er wurde vom Vater von Ramses II., Sethos I., um 1300 v.Chr. erbaut. Das Bauwerk ist mit farbigen Reliefs geschmückt und steht an einer ehemaligen Brunnenstation, an welcher die Expeditionen des Pharaos einst rasteten.

Marsa Alam - Luxor (Ahram.org)


Sonderausstellung soll Museum in Sharm el-Sheikh finanzieren

Arbeiten an Museumsbau wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt

2014-08-17e(17. August 2014) Der neue Leiter des ägyptischen Antikenministeriums Mamdouh el-Damaty hat nach einem Besuch in Sharm el-Sheikh die Einrichtung einer Sonderausstellung in der Conference Hall der Stadt angekündigt. Die temporäre Ausstellung soll rund 300 Stücke aus allen Museen Ägyptens vereinigen und dient dem Zweck, Geld für den Weiterbau des Museums von Sharm zu sammeln.

Die Arbeiten am geplanten Museum waren bei Ausbruch der ägyptischen Revolution abgebrochen und später aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht wieder aufgenommen worden. El-Damaty bezeichnete das Projekt als wichtig zur Tourismusförderung in Sharm el-Sheikh. Das Museum werde den Besuchern mit seinen 7000 Exponaten die altägyptische Kultur näherbringen, dies mit speziellem Fokus auf Objekten, die im Sinai gefunden wurden. Denn hier lagen im alten Ägypten wichtige Kupfer und Malachitminen. Die beliebte Touristendestination Sharm hat aufgrund der instabilen Lage auf der Halbinsel mit Einbussen zu kämpfen.

Temporary exhibition to fundraise museum (Al Ahram)


Iraner erzählen von Iran

Aktuelle Ausgabe des Magazins "Kulturaustausch"

alt(10. August 2014) Die aktuelle Ausgabe des Magazins "Kulturaustausch" (III 2014) widmet sich dem Thema Iran. Das kulturell äusserst reiche Land steht fast täglich im Fokus der Weltpolitik, wenn es um den Atomstreit, den Syrienkrieg oder die Irak-Krise geht. Seit 2013 ist Hassan Rohani iranischer Präsident und versucht die aussenpolitische Isolation seines Landes zu beenden. Wie erleben die Iranerinnen und Iraner diese Zeit einer möglichen Wende, wie nutzen sie die kleinen Freiräume, die sich heute bieten und was erwarten sie von der Zukunft?

Das Magazin "Kulturaustausch" hat iranische Menschen gebeten, über ihr Leben und ihr Land zu erzählen.

Webseite Magazin "Kulturaustausch"

Editorial zum Titelthema


"Kein kontinuierliches Interesse an arabischer Literatur"

Gespräch mit dem Übersetzer Hartmut Fähndrich

alt(30. Juli 2014) Der renommierte Übersetzer arabischer Literatur Hartmut Fähndrich bedauert, dass arabische Werke im Westen kaum zur Kenntnis genommen werden - und wenn, dann nicht als Literatur im eigentlichen Sinn, sondern eher als politische Schriften. Bei Gesprächen mit arabischen Autoren stelle das Publikum oft Fragen zur politischen Situation im jeweiligen Land und gehe nicht auf die eigentlichen Aussagen der AutorInnen in ihren Werken ein.

Im Gespräch mit "Qantara.de - Dialog mit der islamischen Welt" wünscht sich Fähndrich ein kontinuierliches Interesse an arabischer Literatur sowie ein langfristiges Engagement der Verlage für die vielfältigen Werke aus der arabischen Welt.

Interview mit dem Übersetzer Hartmut Fähndrich (Qantara.de)


Terror gegen das Erbe in Syrien und Irak

Terrororganisation ISIS finanziert sich auch durch Verkauf von Kulturgütern

NZZOnline(26. Juli 2014) Archäologische Grabungen sind zur Zeit in Syrien nicht möglich. Umso mehr ist die Situation im Land an internationalen Konferenzen ein wichtiges und dringliches Thema. So auch auch am Kongress für Vorderasiatische Archäologie, der kürzlich in Basel abgehalten wurde. Es zeigte sich, dass die Nachrichten aus Syrien weiterhin niederschmetternd sind. Mit dem Vormarsch der Terrororganisation ISIS scheint eine neue Ebene der Plünderung und Zerstörung des syrischen Kulturerbes erreicht.

ISIS fordert die Zerstörung aller Schreine und Mausoleen, in denen Tote verehrt werden. Verschiedene Youtube-Videos zeigen, dass die ISIS-Kämpfer damit Ernst machen. Ein neuer Aspekt ist, dass ISIS nun auch versucht, auf dem Schwarzmarkt Kulturgüter zu verkaufen. In den von ISIS kontrollierten Städten, wie Raqqa, wurden die Museen geplündert und die Exponate in den Kunsthandel eingeschleust. Bedenklich und beängstigend ist die Tatsache, dass in den von ISIS eroberten Gebieten wichtige archäologische Stätten liegen, z.B. in Irak die antiken Königsstadte Ninive, Assur und Kalchu, wo sich Bildwerke der alten Assyrer noch an Ort und Stelle befinden.

Link


Unglaublicher Fund in Abydos

Entdeckung einer dekorierten Kapelle unter einer Strasse

alt(10. Juli 2014) Ein unglaublicher Fund gelang Archäologen, als sie eine eingestürzte Nebenstrasse im mittelägyptischen Abydos untersuchten.

Alles begann damit, dass Anwohner einer Nebenstrasse sich beklagten, dass Teile davon eingestürzt und komische Geräusche aus dem Untergrund zu hören seien. Als Arbeiter in den entstandenen Schacht stiegen, bemerkten sie, dass der Schaden von illegalen Grabungen unter den umliegenden Häusern herrührte. Die Antikenpolizei schritt ein und verhaftete mehrere Personen. Nun konnten Archäologen den Schacht und die unterirdischen Korridore untersuchen. Dabei stiessen sie unter einer Häusergruppe, die 1935, nur 150 m (!) vom berühmten Tempel Sethos I. entfernt gebaut worden war, auf mit Hieroglyphen verzierte Kalksteinblöcke. Diese waren Teil einer Kapelle, die in die Zeit Pharaos Mentuhotep II. datiert, wie eine gut erhaltene Königskartusche bestätigt.

Mentuhotep II. war einer der wichtigsten Pharaonen in der Geschichte Ägyptens. Er regierte um 2000 v.Chr. Ihm gelang es, Ägypten nach langen Bürgerkriegswirren wieder zu einem Reich zu einigen und damit das Mittlere Reich zu begründen, das als eine der Blütezeiten in der ägyptischen Geschichte gilt. Die entdeckte Kapelle Mentuhoteps II in Abydos war bisher völlig unbekannt.

Urban sinkhole reveals lost chapel in Abydos (mit Fotos)


Delfin - Tourismus in Hurghada

Gesetzliche Vorschriften zum Schutz der Delfine fehlen

alt(4. Juli 2014) Das Rote Meer ist eine Topdestination für Taucher und Schnorchler. Sehr beliebt sind auch Angebote zur Delfinbeobachtung und zum Delfinschwimmen.

Umweltschützer schlagen nun Alarm, da die Aktionen offenbar völlig aus dem Ruder laufen. So fahren Bootsführer mit grosser Geschwindigkeit direkt in die Delfinschulen und verfolgen die Tiere. Eigentlich wäre ein Mindestabstand zu den Tieren einzuhalten, jedoch gibt es in Ägypten keine gesetzlichen Vorschriften zum Schutz der Delfine.

Die zahlreichen Boote und Personen, die zu den Delfinen ins Wasser springen, stellen für die Tiere einen grossen Stress dar. Umweltschützer warnen, dass die Delfine so aus ihrem Lebensraum vertrieben werden könnten, was nicht im Sinn der Anbieter und Touristen sein könne. Die Organisation Ocean Care hat die Reisebranche aufgefordert, einen Letter of Concern an die ägyptischen Tourismus- und Umweltschutzminister zu unterschreiben, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Delfin Tourismus (fairunterwegs)


Neuer Antikenminister ernannt

Grosse Erwartungen an den Ägyptologen Mamdouh el-Damaty

alt(22. Juni 2014) Der bisherige ägyptische Antikenminister Mohammed Ibrim wird durch den Professor der Ägyptologie Mamdouh el-Damaty abgelöst. Ibrim stand seit Längerem in der Kritik, v.a. da es ihm nicht gelang, griffige Massnahmen zum Schutz der Altertümer durchzusetzen. Nun hat das neue ägyptische Kabinett unter Präsident al-Sisi den Ägyptologen el-Damaty zum Antikenminister ernannt.

El-Damaty hat in Trier Ägyptologie studiert und promoviert. Er war u.a. Direktor des Ägyptischen Museums in Kairo und fungiert seit drei Jahren als ägyptischer Kulturattaché in Berlin. In dieser Funktion hat er die Zerstörungen und Plünderungen des ägyptischen Kulturerbes verurteilt und die Rückgabe der illegal ausser Landes gebrachten Stücke gefordert.

Interview mit el-Damaty als Direktor des Ägyptischen Museums Kairo (Magazin Papyrus)


Brennpunkt Naher Osten

Kein Ende der Krisen in Sicht

alt(16. Juni 2014) Mehrere Krisen erschüttern den Nahen Osten. Wie die Zukunft in den von Bürgerkriegen und Terroranschlägen gebeutelten Ländern aussieht, weiss niemand. Die westlichen Regierungen sind überfordert.

Auf der Webseite "Qantara - Dialog mit der islamischen Welt" finden sich mehrere Beiträge und Einschätzungen zur aktuellen Situation:

Interview mit dem syrischen Autoren Rafik Schami nach der Wiederwahl von Assad: Ein Assad-Königreich

Zur Eskalation der Lage im Irak und zum Vormarch des ISIS: Im Griff der Dschihadisten

Ein Essay zur Situation in Ägypten: Rückkehr des alten repressiven Staates


Polizei findet Diebesgut in Mittelägypten

Bisher unbekannter Tempel in Achmim entdeckt?

(13. Juni 2014) Die ägyptische Tourismus- und Antiquitätenpolizei hat im mittelägyptischem Achmim zahlreiche beschriftete Kalksteinblöcke entdeckt, die von Dieben in drei Schächten versteckt worden waren. Die Behörden vermuten, die Blöcke könnten zu einem bisher unbekannten Tempel gehören. Eine offizielle Grabung soll dies nun klären.

Das Gebiet von Achmim gehört nicht zu den von Touristen besuchten Destinationen in Ägypten, obschon sich dort einer der grössten antiken Friedhöfe des Landes befindet. Die Nekropole wurde jedoch Ende des 19.Jhs. ungehemmt von Einheimischen und europäischen Reisenden geplündert, wobei Tausende von Mumien gefunden und abtransportiert wurden. In der Antike war die Stadt Achmim für ihren grossen Tempel des Fruchtbarkeitsgottes Min, von dem heute so gut wie nichts mehr erhalten ist, und für ihre hochwertigen Textilien bekannt.

Illegal excavations in Akhmim (Al-Ahram)


Ägypten vor der Präsidentenwahl

Augenschein in Kairo

alt(21. Mai 2014) Im Viertel Gamalija in Kairo ist man besonders stolz, dass Ex-Armeechef Fattah al-Sisi hier aufgewachsen ist. Dabei wird betont, dass die Familie al-Sisi für Disziplin und ihren Fleiss bekannt sei. Die Bewohner geben sich überzeugt, dass mit der Wahl von al-Sisi zum Präsidenten endlich wieder Sicherheit einkehrt und damit alle weiteren Missstände verscheinden werden.

Im Zentrum des Sisi-Kultes (Qantara.de)


"Unterschätzt die Islamisten nicht"

Gespräch mit dem ägyptischen Autor Hamed Abdel-Samad

alt(9. April 2014) Der Machtkampf zwischen Muslimbrüdern und Militär in Ägypten scheint entschieden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird der ehemalige General as-Sisi zum nächsten Präsidenten Ägyptens gewählt werden. Doch hinter den Kulissen brodelt es weiter. In der Bevölkerung geniessen Islamisten immer noch Rückhalt.

Der in Deutschland lebende ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad spricht in seinem neusten Buch "Der islamische Faschismus" über die Gefahr, die von Islamisten und ihrem Absolutheitsanspruch ausgeht. In einem Vortrag in Ägypten hat er seine Kritik am radikalen Islam öffentlich gemacht. Nun wurde gegen ihn eine Fatwa ausgesprochen.

Unterschätzt die Islamisten nicht (BZ)


Kulturgüter im Syrien-Krieg

Soldaten, Plünderer und Islamisten als Gefahr

alt(24. März 2014) Syrische Regierungstruppen haben letzte Woche die Kreuzritterburg Krak des Chevaliers westlich der Stadt Homs eingenommen. Über ein Jahr hatten sich Aufständische dort verschanzt. Die Burg war einer ihrer wichtigsten Stützpunkte zwischen dem Inneren Syriens und der Küste. Auch wenn auf Aufnahmen keine allzu schweren Schäden innerhalb der Burgmauern zu erkennen sind, hat die Präsenz der Rebellen sicher Spuren hinterlassen.

Augenfälliger sind die Schäden am Kulturerbe Syriens in Homs und Aleppo, in dessen Altstadt und historischer Zitadelle noch immer gekämpft wird. Teile des Bazars, der als schönster des Orients galt, sind niedergebrannt und das Minarett der alten Umayyaden-Moschee ist eingestürzt. Neben militärischen Aktionen sind auch Plünderer ein grosses Problem. Da die archäologischen Stätten verwaist sind, haben sie freie Hand. Es wird befürchtet, dass inbesondere in Palmyra mit grossen Verlusten zu rechnen ist. Eine weitere Gefahr droht von seiten der Islamisten. Antike Bauwerke gelten ihnen als Zeichen der Vielgötterei, die mit dem Islam nicht vereinbar sei und deshalb ungestraft zerstört werden darf.

Auch wenn angesichts des unermesslichen menschlichen Leids in Syrien der Erhalt der Kulturgüter nicht vordinglich scheint, gehen das Erbe und damit die Identität eines ganzen Landes und seiner Völker unwiederbringlich verloren.

Rebellen aus Kreuzritterburg vertrieben (NZZ)


"Abwarten heisst überleben"

Neues Buch über die Assad-Herrschaft in Syrien

alt(21. März 2014) In Syrien liegen ganze Städte und Landstriche in Trümmern. Seit dem Ausbruch der Krise im März 2011 sind durch Kampfhandlungen und Folter rund 140'000 Syrer getötet worden, über 7 Millionen sind im In- und Ausland auf der Flucht. Der Krieg hat verheerende Ausmasse angenommen und ist zu einem eigentlichen Stellvertreterkrieg geworden. Die Lage ist unübersichtlich; es ist weit und breit keine Lösung in Sicht. Der syrische Herrscher Baschar al-Assad

Ein neues Buch der Politikwissenschaftlerin Bente Scheller analysiert die Aussenpolitik Syriens seit Beginn der Assad-Herrschaft im Jahr 1970 und geht der Frage nach, wie es möglich ist, dass Baschar al-Assad immer noch Herrscher ist.

The wisdom of Syrias waiting game (Qantara.de)


Krisenherd Naher Osten

Ratlosigkeit der internationalen Diplomatie

alt(5. März 2014) Auch wenn im Moment die Situation im Nahen Osten im Schatten anderer Krisen steht, so dauern auch dort die Probleme an, so etwa in Syrien und in Israel - Palästina.

In den israelisch-palästinensischen Gesprächen nimmt das strategisch wichtige Jordantal eine zentrale Rolle ein. Insbesondere für die Palästinenser stellt das fruchtbare Tal einen Schlüssel zu wirtschaftlicher Entwicklung und damit zu mehr Souvernität dar: 
Ein Rinnsal der Weltpolitik (Beitrag NZZ)

In Syrien verschärft sich die Lage zunehmend. Das Land droht auseinanderzubrechen; es wird an zahlreichen Fronten gekämpft. Die Rebellengruppen sind untereinander zerstritten und bekämpfen sich auf Leben und Tod. Die Anzahl der Flüchtlinge in den Grenzgebieten der Nachbarländer steigt laufend an. Für die Menschen, die ausharren (müssen), ist die Lage verzweifelt. So soll z.B. in der Stadt Rakka ein muslimischer Staat nach Sharia-Gesetz ausgerufen worden sein. Der christlichen Bevölkerung wurde eine Kopfsteuer auferlegt. 

Konfliktmanagement vor Europas Toren 
(Beitrag NZZ)

Kopfsteuer für Christen in Rakka (Beitrag NZZ)


In Assuan entdeckte Gräber unter staatlicher Kontrolle

Weiterhin Unsicherheit betreffend Ägyptenreisen

alt(2. März 2014) In Assuan befinden sich vier Gräber, die vor wenigen Monaten auf der Insel Elephantine von Einheimischen gefunden wurden, nun in staatlicher Obhut. Dies nachdem die lokale Bevölkerung sich offenbar zunächst geweigert hatte, mit den Antikenbehörde zusammenzuarbeiten. Wie das Antikenministerium verlauten liess, sei auch Geld vorhanden, um die Gräber zu restaurieren.

Die Gräber datieren vermutlich in die Zeit des Neuen Reiches und sind reich dekoriert. Insbesondere ihre Farben sind aussergewöhnlich gut erhalten. In den Grabstätten war die damalige Elite von Assuan bestattet; das wichtigte Grab gehörte einem Prinz von Elephantine.

Wie überall in Ägypten finden auch in Assuan und Luxor weiterhin Raubrgabungen statt. So wurde in den Granitbrüchen von Assuan ein unvollendeter Ramseskoloss wieder bewusst zugeschüttet, nachdem Einheimische vetsucht hatten, ihn zu zerlegen. Auch die Unsicherheit betreffend Ägyptenreisen bleibt weiterhin bestehen. Auch das EDA hat die Reisewarnungen für die Sinaihalbinsel nach dem Anschlag in Taba verschärft.

Gräber in Assuan (Luxor Times)


Team von Archäologen soll Schäden dokumentieren

Auch 4 Moscheen und die Ägyptische Nationalbibliothek von Zerstörungen betroffen

alt(31. Januar 2014) Nach den Bombenanschlägen von letzter Woche in Kairo, bei denen auch das Islamische Museum getroffen wurde, macht sich ein internationales Team von Archäologen vor Ort ein Bild vom Ausmass der Zerstörungen. Anschliessend soll an einer Pressekonferenz über das weitere Vorgehen informiert werden.

Es steht aber schon fest, dass die Restaurierung des Museums über 100 Millionen ägyptische Pfund kosten wird. Antikenminister Mohamed Ibrahim hat auch schon klargemacht, dass sein Ministerium nicht über das nötige Geld verfüge, da die grossen Ausfälle im Tourismus zu einem tiefen Loch im Budget geführt haben. Nun soll ein Bankkonto eröffnet werden, um Geld für den Wiederaufbau und die Wiedereinrichtung des Museums zu sammeln.

Neben dem Islamischen Museum sind auch vier Moscheen sowie die Ägyptische Nationalbibliothek von den Anschlägen betroffen. Die Bibliothek ist 1870 unter dem Khediven Ismail nach dem Vorbild der Nationalbibliothek in Paris gebaut worden und beherbergt eine Sammlung wertvoller alter Schriften, darunter auch Papyri aus dem alten Ägypten.

Beitrag al Ahram


Islamisches Museum in Kairo schwer beschädigt

Objekte evakuiert

alt(25. Januar 2014) Bei den gestrigen Bombenanschlägen in Kairo ist auch das Islamische Museum in Mitleidenschaft gezogen worden. Durch die Wucht einer Explosion in unmittlelbarer Nähe des Gebäudes ist ein Teil der Fassade schwer beschädigt worden. Im Inneren des Museums sind zahlreiche Vitrinen zerbrochen und die Objekte dabei zu Boden gefallen. Ausserdem seien einige Decken Einsturz gefährdet und die Objekte deshalb evakuiert worden.

Das Islamische Museum Kairo wurde erst kürzlich nach einer jahrelangen Restaurierung neu eröffnet. Es beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen islamischer Kunst und zeigte bis gestern in 25 Galerien über 2000 Exponate.

Die Bombenanschläge sind ein weiterer Schlag für Ägypten und stellen eine neue Dimension der Gewalt dar. Betroffen macht auch die weitere Zerstörung von Kulturerbe, die auch zum Verlust der kulturellen Identität des Landes beiträgt.

Beitrag al Ahram (mit Fotos)


Wunsch nach Stabiltät

Ägypten wieder am Scheideweg?

alt(17. Januar 2014) Wie ein Aufenthalt in Oberägypten über Neujahr gezeigt hat, ist die Situation teilweise desolat. Nur noch vereinzelte Touristen sind unterwegs, die archäologischen Stätten sind vernachlässigt und die Raubgrabungen bedenklich (s. beiliegendes Foto vom Dezember 2013 der Raubgrabungen in der Kathedrale von Qasr Ibrim). 
Die Bevölkerung wünscht sich nichts sehnlicher als Stabilität. In Gesprächen mit Einheimischen wurde deutlich, dass alle grosse Erwartungen in das Militär und dessen Chef al-Sisi setzen. Nur er könne für Ruhe und Stabilität sorgen, die Ägypten unbedingt brauche, damit es endlich mit seiner Wirtschaft wieder bergauf gehe. 
Zur Lage in Ägypten nach der Verfassungsabstimmung hat Karim el-Gawhary einen Bericht auf "Qantara" veröffenlicht:

Verfassungsreferendum in Ägypten (Qantara de)


Frühere Villa des Autors Durrell am Zerfallen

Alexandria verliert sein kulturelles Erbe

alt(17. Januar 2014) Alexandria, einst blühende Hafenstadt mit nostalgischem Flair, verfällt seit der Revolution zusehends. Zahlreiche Gebäude, die zu Beginn des 20 .Jhs. gebaut wurden, seien seit Jahren vernachlässigt worden. 40 Villen, die auf der Liste "Cultural Heritage" der Stadt figurieren, seien gemäss einer kürzlichen Erhebung schon "verloren". Akut gefährdet sei die Villa Ambron, in welcher einst der Schriftsteller Lawrence Durrell, bekannt für sein "Alexandria Quartett", gelebt habe. Der jetzige Besitzer würde die Villa gar am liebsten abreissen lassen oder aber verkaufen, an wen auch immer.

Beitrag Al-Ahram


Weiterhin Raubgrabungen und Diebstähle von Antiquitäten

Einzelne Objekte im Ausland beschlagnahmt

alt(7. Januar 2014) Raubgrabungen und Diebstähle von antiken Objekten aus Magazinräumen sind in Ägypten weiterhin an der Tagesordnung. Dies wurde auch während eines kürzlichen Besuchs in Assuan und entlang des Lake Nasser bestätigt, bei dem die Spuren mehrerer Raubgrabungen gesehen wurden.

Das ägyptische Antikenministerium gab bekannt, dass über 90 Amulette aus einem Magazin in Assuan entwendet worden seien. Da es sich dabei um kleine Objekte handelt, gestaltet sich die Suche umso schwieriger.

Nach 3-jährigem "Papierkrieg" soll demnächst eine Gruppe von Antiquitäten, die von den New Yorker Zollbehörden 2011 beschlagnahmt worden ist, nach Ägypten zurückkehren. Da diese Objekte, u.a. Särge, Schiffsmodelle und Steinstatuetten, allesamt aus illegalen Grabungen stammen und deswegen nirgends dokumentiert sind, zog sich das Prozedere um eine Rückführung nach Ägypten in die Länge.

In Brüssel konnte die Büste eines Prinzen, die 2011 aus dem Ägyptischen Museum in Kairo entwendet worden war, an einer Auktion identifiziert werden. Sie soll in den nächsten Tagen nach Ägypten zurückkehren.

Beitrag Al Ahram (mit Fotos)


Wirtschaftsimperium der Armee

Breite Akzeptanz in der ägyptischen Bevölkerung

alt(7. Januar 2014) Die ägyptische Armee verfügt über ein Riesenimperium, das alle Bereiche der Wirtschaft umfasst. Zahlen und Statistiken werden keine publiziert. In der Bevölkerung stossen die Privilegien des Militärs auf grosse Abzeptanz.

Beitrag NZZ


Webseiten zum aktuellen Geschehen:

Blog des Journalisten Karim El-Gawhary zum arabischen Alltag und den Ereignissen im turbulenten Nahen Osten:

Webseite der Menschenrechtsorganisation Amnesty International "Nordafrika und Naher Osten in Aufruhr":
Amnesty Naher Osten

Webseite der ägyptischen NGO-Organisation für die Opfer von Gewalt: