News aus der Antike 2015
Auf den Spuren von Odysseus
6-teilige Zeitreise in die Antike auf 3sat
(14. Dezember 2015) Die "Ilias" und die "Odyssee" des Dichters Homer (8.Jh.v.Chr.) gelten als die ersten Werke abendländischer Literatur. Die Geschichten um Götter und Helden haben die Menschen schon in der Antike fasziniert. So trug Alexander der Grosse im 4.Jh.v.Chr. auf seinem Eroberungsfeldzug von Griechenland nach Indien immer ein Exemplar der "Illias" bei sich, das er abends unter sein Kissen zu legen pflegte.
In einer sechsteiligen Zeitreise macht sich 3sat auf die Spuren von Odysseus und rekonstruiert die Irrfahrt des Helden durch die Mittelmeerregion. Im Fokus der Reise steht aber nicht nur die Antike, sondern auch die Gegenwart mit ihren Tragödien und Hoffnungen, deren Schauplatz der Mittelmeerraum zur Zeit ist.
Die Reportage wird am Mittwoch, Donnerstag und Freitag, 16., 17. und 18. Dezember, von 20.15 - 22.00 Uhr auf 3sat ausgestrahlt (jeweils 2 Teile in Folge). Sie kann auch über folgenden Link heruntergeladen werden:
Erwähnt seien an dieser Stelle auch die folgenden Sendungen:
Ein Kinderdorf für Marokko - Ein Schweizer Projekt: Montag, 14. Dezember 2015, 3sat, 22.25 - 23.15 Uhr
Mohammed, der Prophet: Dienstag, 16. Dezember 2015, zdf info, 18.00 - 18.45 Uhr
Einen Schritt näher an der Sensation
Radarmessungen bestätigen noch unentdeckte Hohlräume in Tutanchamuns Grab
(30. November 2015) Ein japanisches Team hat die Wände des Grabes von Tutanchamun im Tal der Könige mittels Radar untersucht. Die Resultate lassen vermuten, dass sich hinter der Nord- und Westwand der Grabkammer tatsächlich weitere Hohlräume befinden. Der ägyptische Antikenminister el-Damaty teilte mit, dass es in einem nächsten Schritt nun darum gehe, das weitere Vorgehen festzusetzen, insbesondere wie in die vermuteten Kammern eingedrungen werden könne, ohne diese allzu sehr zu beschädigen.
Der britische Archäologe Nicholas Reeves sieht damit seine Theorie von der Existenz noch unbekannter Räume im Grab von Tutanchamun bisher bestätigt. Ob es sich dabei jedoch um die Grabstätte von Nofretete handelt, muss sich noch weisen. Auf jeden Fall versetzt die Bestätigung der Kammern die Wissenschaftler in kollektive Erregung. Es ist Ägypten zu gönnen, dass das Land wieder einmal mit positiven Nachrichten auf sich aufmerksam machen kann!
Hidden chambers (National Geographic; englisch)
Evidence grows for hidden chamber (BBC)
In New York wird ist zur Zeit die Ausstellung "The Discovery of King Tut" zu sehen, welche das nachgebaute Grab sowie Repliken der Grabbeigaben zeigt. Die aufwendig gestaltete Webseite gibt Informationen zur Entdeckung des Grabes durch Howard Carter im Jahr 1922 und zeigt Aufnahmen von Carters Fotografen Harry Burton sowie mehrere Videofilme mit Erklärungen zu den Exponaten:
Tut NY Exhibition (Webseite)
Nicht alle Wissenschaftler freuen sich offenbar darüber, dass sich die Theorie von Nicholas Reeves bewahrheiten könnte. So stichelt der frühere Antikenminister Zahi Hawass in einem Interview mit "Egypt Independent" mit scharfen Worten gegen Reeves und beschuldigt diesen, nur seinen persöhnlichen Ruhm im Auge zu haben (ob Hawass dabei aus eigener Erfahrung spricht?). Hawass kann es auch nicht lassen, zum wiederholten Mal auf seine Verdienste hinzuweisen und die Anschuldigungen wegen Antikenschmuggels, die vor mehreren Jahren gegen Reeves erhoben wurden, zu wiederholen. Die Anklage gegen Reeves wurde damals jedoch fallengelassen. Vor Neid und undifferenzierter Kritik sind auch Forscher nicht gefeit!
Hawass on Reeves (Egypt Independent)
Hartes Leben der Arbeiter in Echnatons Hauptstadt
Mumien aus Tell el-Amarna weisen schwere Rückenverletzungen auf
(13. November 2015) Der Alltag vieler Menschen im alten Ägypten war von harter Arbeit, körperlicher Belastung und Krankheit geprägt. Diese - oft ignorierte - Tatsache bestätigt eine Untersuchung von Mumien aus dem südlichen Friedhof von Tell el-Amarna auf eindrückliche Weise.
Forscher um den britischen Ägyptologen Barry Kemp untersuchen seit einigen Jahren den sog. südlichen Friedhof in Tell el-Amarna, der Bestattungen einfacher Leute enthält. Die Resultate der Mumienuntersuchungen erzählen eine traurige Geschichte und zeigen, wie schlecht es den unteren Bevölkerungsschichten in Echnatons neuer Hauptstadt erging. Knapp 70% der Mumien von erwachsenen Personen haben gebrochene und verkrümmte Rückenwirbel, was auf sehr harte körperliche Arbeit schliessen lasse. Ausserdem waren die Menschen von kleinerer Statur als üblich. Dies sei auf schwere und langandauernde Unterernährung zurückzuführen. Mangelernährung wurde auch bei Kindermumien nachgewiesen.
Als Amenophis IV./Echnaton in seinem 5. Regierungsjahr (um 1348 v.Chr.) beschloss, eine neue Residenz zu gründen, begleiteten ihn wohl um die 20'000 Menschen nach Mittelägypten, wo in wenigen Jahren die neue Hauptstadt Achet-Aton aus dem Boden gestampft wurde. Die meisten davon waren Bauarbeiter, Handwerker und Bauern, die für den Königshof und die Elite schufteten. Die Bauwerke wurden aus Kalksteinblöcken gebaut, die 52 x 25 cm massen und rund 70 kg schwer waren. Die Forscher um Barry Kemp gehen davon aus, dass die Blöcke zum Transportieren einfach von Arbeiter zu Arbeiter weitergegeben wurden. Die jahrelange harte Arbeit bei mangelhafter Ernährung hinterliess denn auch Spuren am Skelett, die auf schwere Missbildungen und grosse Schmerzen hindeuten.
Die Bestattungen im südlichen Friedhof von Tell el-Amarna sind sehr einfach. Die mit Leinentüchern bedeckten Verstorbenen wurden in Matten aus Pflanzenfiebern gehüllt und im Sand vergraben. Kleine Kalksteinstelen markierten die Grabstelle. Als Beigaben sind kleine Gefässe aus Keramik und Stein sowie Amulette und einfache Schmuckstücke belegt. Die meisten Gräber wurden geplündert und der Oberkörper vieler Mumien auf der Suche wertvollem Schmuck zerstört.
Builders worked so hard they broke their backs (Webseite Ancient Origins)
Ägypten - der Glaube nach der Pharaonenzeit
Eine Ausstellung im British Museum thematisiert die Entwicklung vom Polytheismus zum Glauben an einen einzigen Gott
(30. Oktober 2015) Die letzte Ausstellung unter Direktor Neil MacGregor im British Museum London befasst sich mit einem aktuellen und deshalb kontroversen Thema: "Egypt - Faith after the Pharaohs" zeichnet die Entwicklung vom Vielgötterglauben zum Glauben an einen einzigen Gott nach und zeigt das Nach- bzw. Nebeneinander von Judentum, Christentum und Islam auf. Gerade in Nordafrika und im Nahen Osten sind die Religionen tief im Alltag der Menschen verwurzelt und haben eine überragende Bedeutung, welche westliche, säkular eingestellte Menschen nicht immer nachvollziehen können. Die Ausstellung sei deshalb für Besucher auch eine grosse Herausforderung, schreibt etwa der Reporter von der Zeitung "Guardian": "It confronts our inability to cope with a world in which religion is still passionately, sometimes murderously, alive."
Die Ausstellung zeigt Objekte, die im ägyptischen Wüstensand jahrhundertelang überdauert haben. Sie geben Einblicke sowohl in den Alltag der einfachen Bevölkerung als auch in die Besonderheiten der drei monotheistischen Religionen in Ägypten. Ein - aus ägyptologischer Sicht - besonders faszinierendes Kapitel der Ausstellung widmet sich dem Einfluss der altägyptischen Religion auf das frühe Christentum. So wurde z.B. das altägyptische Hieroglyphenzeichen "Anch", welches "ewiges Leben" bedeutet, von den frühen Christen in Ägypten übernommen und entwickelte sich zum christlichen Symbol des Kreuzes! Zu den besonders wertvollen Schriften, die in der Ausstellung präsentiert werden, gehört der Codex Sinaiticus, das älteste, vollständige Neue Testament, das im 4. Jh. im Katharinenkloster auf der Sinaihalbinsel verfasst worden ist.
"Egypt - Faith after the Pharaohs" wird vom 29. Oktober 2015 bis 7. Februar 2016 gezeigt.
Besprechung der Ausstellung (The Guardian)
Webseite British Museum (mit Einführungsvideo)
Unscheinbarer Wissensspeicher
Texte auf Papyrus und ihre Entzifferung
(25. Oktober 2015) Mit Ägypten verbinden wir Pyramiden, Tempel und Mumien. Seltener denken wir dabei an Papyri und die darauf festgehaltenen Texte. In Ausstellungen werden Papyrusfragmente meist wenig beachtet, ausser sie sind mit farbigen Bildern dekoriert.
Die Schreibunterlage Papyrus wurde aus den Markstreifen der gleichnamigen Pflanze zusammengeklebt. Eine Papyrusrolle, die mehrere Meter lang sein konnte, wurde mit einem spitzen Binsenrohr und mit Tinte beschrieben, wobei für den Texte schwarze, für den Titel rote Farbe verwendet wurde. Die ältesten Papyri in Ägypten datieren ins dritte Jahrtausend vor Christus. Besonders zahlreich sind griechische Texte aus dem vierten vorchristlichen bis ins achte nachchristliche Jahrhundert.
Dank das trockenen Wüstenklimas haben sich in Ägypten Tausende von beschrifteten Papyri und Papyrusfragmenten erhalten, deren Entzifferung unser Wissen enorm bereichern und Einblicke in die altägyptische und frühchristliche Welt ermöglichen. Da die Papyri oft schlecht erhalten sind, beginnt ihre Erforschung meist mit einer zeit- und kostenintensiven Restaurierung. Auch Entzifferung und Übersetzung erfordern von den Spezialisten Geduld und Ausdauer. Dass die Mühe lohnt und durch die Papyri immer wieder neue Entdeckungen gemacht werden können, beschreibt Stefan Rebenich, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bern, in seinem Artikel:
Der Stoff, auf dem die Überlieferung lebt (NZZ)
Grab KV 31 im Tal der Könige beherbergte fünf Mumien
Zwischenbericht zur Schweizer Grabung im Tal der Könige
(13. Oktober 2015) Wissenschaftler der Universitäten Basel und Zürich sowie der Amerikanischen Universität in Kairo haben die ersten Ergebnisse der Untersuchungen an den Mumien aus dem Grab KV 31 im Tal der Könige publiziert.
Das 2009 angelaufene Projekt "The University of Basel Kings Valley Project" untersucht nicht-königliche Gräber im Tal der Pharaonen. Seit 2010 wird das Grab mit der Nummer KV (Kings Valley) 31 freigelegt und erforscht. Es soll im frühen 19. Jh. von Giovanni Belzoni, der u.a. die Grabstätte von Sethos I. (Vater von Ramses II.) entdeckte, gefunden worden sein. Die Schweizer Forscher fertigten nun erstmals Pläne des Grabes an, das einen Schacht und drei Räume umfasst. In Raum C wurden menschlichte Überreste von fünf Mumien gefunden.
Das Grab ist schon in der Antike wiederholt geplündert worden. Die Mumien wurden dabei aus ihren Bandagen gerissen und ihrer Schmuckstücke beraubt. Keine Inschriften weisen auf die Namen der verstorbenen Personen hin, so dass ihre Identität nicht geklärt werden kann. Sicher ist jedoch, dass die Verstorbenen einen hohen sozialen Rang innehatten und sehr sorgfältig mumifiziert worden sind. Weitere Untersuchungen mittels DNA-Tests und CT-Scans sind vorgesehen.
Bericht zur Untersuchung der Mumien in KV 31 (Webseite Bio Med Research International)
Der Jahrhundertfund von Antikythera
Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Antike Welt" (5/2015)
(7. Oktober 2015) Das Antikenmuseum Basel zeigt ab dem 27. September 2015 die Sonderausstellung "Der versunkene Schatz von Antikythera". Dem Schiffswrack und seiner Ladung widmet sich ebenso das Titelthema der aktuellen Ausgabe der "Antiken Welt".
Die Entdeckung des Schiffs, das im 1. Jh.v.Chr. auf halbem Weg zwischen der Peloponnes im Norden und Kreta im Süden vor der Küste der kleinen Insel Antikythera sank, war im Jahr 1900 für die Archäologie ein Jahrundertfund und gleichzeitig der Beginn der Unterwasserarchäologie. In mehreren Beiträgen werden die neusten Erkenntnisse zum Schiff und seiner Fracht zusammengefasst. Weitere Artikel befassen sich mit der rätselhaften Königin von Saba und der neu installierten Dauerausstellung zu Ägypten im Gustav-Lübcke Museum in Hamm.
Hinweise auf versteckte Räume gefunden
Untersuchung des Grabes von Tutanchamun weckt Hoffnung auf Sensationsfund
(30. September 2015) Vor wenigen Tagen hat der britische Ägyptologe Nicholas Reeves mit dem Antikenminister El-Damaty und Vertretern des Ministeriums das Grab des Tutanchamun besucht, um nach Hinweisen auf die vermeintlich versteckten beiden Räume zu suchen. Offenbar wurden dabei tatsächlich Spuren gefunden, die darauf hindeuten, dass mit weiteren Räumen im Grab zu rechnen ist. Nach Aussagen von El-Damaty betrage die Wahrscheinlichkeit, noch unbekannte Kammern zu finden, rund 70%.
Ein wichtiger Hinweis ist die noch sichtbare "Linie" an der Decke der jetzigen Grabkammer, die genau auf einen vermeintlichen Durchgang ausgerichtet sei und darauf hindeute, dass die Grabkammer ursprünglich ein Korridor gewesen ist. Ein weiterer Hinweis ist die unterschiedliche Qualität des Stucks, der vor der Bemalung zur Glättung der Wände aufgetragen wurde. Der Stuck an den Wänden, hinter denen sich die vermuteten Durchgänge befinden, sei grobkörnig, derjenige an den restlichen Wänden feinkörnig.
Die Untersuchungen sollen Ende November mittels Radar fortgesetzt werden. So bleibt in den nächsten Wochen genügend Zeit, sich auszumalen, was für "wonderful things" sich in den beiden Kammern befinden könnten....
King Tut tomb door (National Geographic)
Untersuchung des Grabes von Tutanchamun
Ägyptisches Antikenministerium sucht nach dem vermeintlichen Grab der Nofretete
(22. September 2015) Laut Aussagen des ägyptischen Antikenministers El-Damaty, der eben in seinem Amt bestätigt wurde, wird der britische Ägyptologe Nicholas Reeves am 27. September in Kairo erwartet. Reeves hat in seiner letzten Publikation die Vermutung geäussert, das Grab der Königin Nofretete sei in der Grabstätte von Tutanchamun im Tal der Könige lokalisiert. Diese Theorie hatte für viel Diskussionsstoff gesorgt. Offenbar konnte Reeves nun aber auch das ägyptische Antikenministerium überzeugen, dass sich Untersuchungen dazu lohnen würden.
Reeves wird am 28. oder 29. September in Begleitung von Vertretern des Antikenministeriums nach Luxor fliegen, wo im Grab des Tutanchamun Untersuchungen vorgenommen werden sollen. Für den 1. Oktober ist eine Pressekonferenz in Kairo geplant. Man darf auf die Ergebnisse gespannt sein!
Antikenminister zur Untersuchung des Grabes von Tutanchamun (Arabstoday)
Grab des Wesirs Rechmire in Wort und Bild
Umfasendste Publikation des berühmten Grabes
(25. August 2015) Osiris-Net stellt eines der schönsten Gräber in Theben-West in Wort (französisch und englisch) und zahlreichen Bildern vor. Es handelt sich um die Grabstätte des Wesirs Rechmire (übersetzt: 'Wissend wie Re'), das die Nummer TT 100 trägt und sich in Schech abdel Kurna befindet.
Rechmire lebte Mitte der 18. Dynastie (um 1450 v.Chr.) und übte unter den Königen Thutmosis III. und Amenophis II. das hohe Amt des Wesirs aus. Sein Grab, das aus einer Querhalle und einer 29 m langen Längshalle besteht, ist gut erhalten und besticht durch einzigartige Darstellungen. Berühmt sind besonders die Szenen der Tributbringer aus fernen Ländern wie Punt, Kreta oder Nubien. Alle Gesandtschaften und ihre Tribute sind äusserst detailreich und farbenfroh wiedergegeben. Wichtige Einblicke in die Funktion und das korrekte Verhalten der Beamtenschaft geben die Texte zur Einsetzung des Wesirs und zu dessen Dienstordnung.
Grab des Rechmire (Osiris-Net)
Grab der Nofretete gefunden?
Britischer Ägyptologe sorgt für Wirbel
(16. August 2015) Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves hat mit seiner spektakulären Behauptung, dass sich das Grab der Nofretete im Grab von Tutanchamun befinden könnte, einen Riesenwirbel ausgelöst. Sowohl Presse wie Fachleute überbieten sich gegenseitig mit Berichten über den neusten Beitrag von Reeves.
Königin Nofretete ist eine der berühmtesten Frauen der ägyptischen Geschichte und vor allem durch ihre Büste in Berlin weltbekannt. Sie war die Gattin des sog. Ketzerkönigs Echnaton (um 1353 - 1336 v. Chr.), der in Ägypten einen Monotheismus einführte. Das Grab der schönen Nofretete konnte bislang nicht lokalisiert werden. Auf umso mehr Interesse stösst deshalb der Bericht von Reeves. Er vermutet, dass Nofretete's Grab hinter den Wänden des Grabes von Tutanchamun's Grabkammer im Tal der Könige liegt. Auf die Idee sei er durch die genaue Untersuchung der digitalen Scans der Grabwände von Tutanchamun gekommen, die durch die Firma "Factum Arte" zur Errichtung des Facsimile-Grabes angefertigt wurden. Auf den Aufnahmen seien unter der Bemalung Spuren von bisher verborgenen Durchgängen sichtbar. In seinem Bericht "The burial of Nefertiti?" erklärt er, warum diese Durchgänge zum Grab der Nofretete führen könnten.
Während einige Ägyptologen die Theorien von Reeves für plausibel halten, halten andere diese für wenig wahrscheinlich. Am pointiertesten hat sich (wie nicht anders zu erwarten) der frühere ägyptische Antikenminister Zahi Hawass zu Wort gemeldet. Er wirft Reeves vor, das Ganze sei reine Spekulation und diene nur dem Ego von Reeves, der sich damit in Szene setzen wolle. Auf jeden Fall ist an der Internationalen Tagung der Ägyptologen und Ägyptologinnen, die Ende August in Florenz stattfindet, für jede Menge Diskussionsstoff gesorgt!
The Burial of Nefertiti? (Publikation von Nicholas Reeves, in Englisch)
Interview mit Nicholas Reeves (Ahram online, in Englisch)
Der Münchner Ägyptologe Joachim Willeitner hat seine Gegenargumente im "Spektrum der Wissenschaft" zusammengefasst:
Liegt Nofretete in Tutanchamuns Grab? (Webseite Spektrum der Wissenschaft)
Neue Erkenntnisse zum Untergang der mykenischen Kultur
Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Antike Welt" (4/2015)
(11. August 2015) Das Ende des 12.Jhs. war im östlichen Mittelmeerraum und im Vorderen Orient durch gewaltige Umbrüche in den Machtstrukturen gekennzeichnet. Eine Reihe von Kulturen, die in voller Blüte standen, war davon betroffen: von den Mykenern und Minoern über die Hethiter und Ägypter bin zu den Babyloniern und Assyrern. Alle diese Kulturen waren über Handelsverbindungen eng miteinander verbunden. Die Forschung befasst sich schon seit Längerem mit der Frage, wie und warum es innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums zum Zusammenbruch ganzer Kulturen gekommen ist.
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Antike Welt" ist den neusten Forschungen zu dieser faszinierenden und dramatischen Zeitspanne gewidmet. Mehrere Beiträge fassen den aktuellsten Stand der Erkenntnisse zum Untergang der mykenischen Kultur zusammen. Weitere Artikel befassen sich u.a. mit den Schatz- und Geheimkammern in ägyptischen Tempeln sowie mit dem Leben von Körperbehinderten in der klassischen Antike.
"Der Platz des Königs"
Georg Gerster über den Königsplatz von Isfahan
(15. Juli 2015) Iran ist gegenwärtig in aller Munde. Die Erleichterung über den nach jahrelangen Verhandlungen zustande gekommenen Atomdeal ist riesig, besonders im Land selber.
Mit seiner Jahrtausende alter Kultur hat Iran jedoch seit Längerem Reisende in seinen Bann gezogen. Das frühere Persien kann mit Sehenswürdigkeiten von Weltrang aufwarten, wie dem herrlichen "Platz des Königs" in Isfahan. Georg Gerster stellt ihn vor:
Ein königlicher Platz (Journal 21)
Newsletter des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst München
Vorträge und Führungen im Sommer
(8. Juli 2015) Dass der Sommer nun angekommen ist, ist keine Ausrede, nicht ins Museum zu gehen, schreiben die Verantwortlichen des Ägyptischen Museums in München und geben im neuen Newsletter zahlreiche Anregungen, weshalb ein Besuch sich lohnt:
Grand Egyptian Museum (GEM) in Giza macht weiter von sich reden
Kritik von früherem Antiquitätenminister Hawass
(5. Juli 2015) Das Grand Egyptian Museum (GEM), das nahe der Pyramiden in Giza gebaut wird, bleibt ein umstrittenes Projekt. Noch ist der Bau nicht vollendet. Rund 5000 Arbeiter sind mit der Fertigstellung beschäftigt, wobei nach neuen Aussagen des Antiquitätenministers Mamdouh el-Damaty eine teilweise Öffnung des Museums für Mai 2018 vorgesehen ist. Diese wird jedoch nur die Tutanchamun - Galerien umfassen und soll helfen, weitere Gelder für die restlichen Ausstellungsräume zu generieren. Ursprünglich war vorgesehen, dass 100'000 Objekte in fünf Ausstellungsbereichen gezeigt werden sollten, darunter der vollständige Grabschatz von Tutanchamun. Ob dieses Ziel in den kommenden Jahren erreicht werden kann, ist jedoch ungewiss.
Seit bekannt wurde, dass die Kosten sich neu auf über eine Milliarde Dollar belaufen, wird immer wieder Kritik am GEM laut. Auch Zahi Hawass, früherer Antiquitätenminister, lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen und macht mit pikanten Aussagen wieder auf sich aufmerksam. So zeigt er sich überzeugt, dass das GEM aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nie geöffnet werden wird. Auch am Ägyptischen Museum Kairo am Tahrir-Platz lässt er kein gutes Haar; es sei eine dunkle Rumpelkammer, Abertausende von Objekten würden einfach herumliegen.
Cash crunch looms over Tut's new home (artdaily.com)
Open-Air Museum in der Ostwüste Ägyptens
Römischer Steinbruch Mons Claudianus soll zu Touristenattraktion werden
(5. Juli 2015) Die archäologische Stätte des Mons Claudianus in der ägyptischen Ostwüste etwa 50 km von Hurgada entfernt soll gemäss Auskunft des Antiquitätenministeriums zu einem Open-Air Museum ausgebaut werden. Man erhofft sich damit, mehr Besucher von den Badestränden des Roten Meeres ins Landesinnere zu locken.
Schon die alten Ägypter bauten in der Ostwüste verschiedene Gesteinssorten für den Bau ihrer Tempel ab. Es waren jedoch besonders die Römer, die Gefallen an den Graniten fanden und in grossem Stil am Mons Claudianus Granit brachen, den sie bis nach Rom transportierten und u.a. im Kolosseum verbauten. Neben dem Mons Claudianus war der Mons Porphyrites wegen seines roten und schwarzen Porphyrs sehr beliebt.
Die ägyptische Ostwüste ist bei Ägyptentouristen nahezu unbekannt, birgt jedoch manche interessante archäologische Stätte, wie z.B. den Tempel von Kanais, den Sethos I. im Wadi Mia rund 55 km östlich von Edfu bei einer Brunnenstation anlegen liess. Der Felsentempel birgt noch heute farbige Reliefs sowie bedeutende Inschriften von Expeditionsleitern, die sich auf dem Weg zu den Goldminen hier verewigt haben.
Mons Claudianus Archaeological Site (Ahram Online)
Thementag Archäologie auf Arte
Samstag, 20. Juni 2015, 09.45 - 22.55 Uhr
(18. Juni 2015) Der Sender Arte befasst sich am Samstag, 20. Juni, einen ganzen Tag mit Archäologie. Einige Beiträge betreffen auch Ägypten und den frühen Orient, z.B. "Die Toten der Sahara" um 10.15 Uhr, "Die Hängenden Gärten von Babylon" um 15.00 oder "Ägyptens versunkene Hauptstadt" um 15.55 Uhr sowie "Die Rätsel der Sphinx" um 21.55 Uhr.
Pilgern zu Göttern und Heiligen
Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Antike Welt" (3/2015)
(2. Juni 2015) Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte "Antike Welt" widmet ihr Titelthema dem Phänoment der Pilgerreisen, die es auch in vorchristlicher Zeit schon gab. In mehreren Beiträgen wird der aktuelle Forschungsstand zusammengefasst.
Ausserdem stellt der Ägyptologe Felix Arnold die Ergebnisse der Grabungen in Dahschur südlich von Kairo vor. Hier wurden in der Nähe des Taltempels der sog. Knickpyramide Reste einer ausgedehnten Gartenanlage aus der Zeit Snofrus (um 2600 v.Chr.) entdeckt.
Museen und Sammlungen stellen sich vor
Newsletter des Internationalen Komitees für Ägyptologie (CIPEG)
(28. Mai 2015) Der aktuelle Newsletter von CIPEG enthält wiederum eine Fülle von Neuigkeiten und Informationen zu Museen und ihren altägyptischen Sammlungen sowie zu Ausstellungen und Forschungsprojekten.
Tiermumien sind oft "Fälschungen"
Umfassende Untersuchung ägyptischer Tiermumien aus englischen Museen
(23. Mai 2015) Die Ägypter mumifizierten nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. So wurden die Mumien geliebter Haustiere mit ins Grab genommen, um ihren Besitzern auch im Jenseits Gesellschaft zu leisten.
Beim Grossteil der ägyptischen Tiermumien handelt es sich jedoch um vergöttlichte Tiere, die als Erscheinungsformen bestimmter Gottheiten galten. Solche heiligen Tiere wurden in den Tempelbezirken gezüchtet und gefüttert. Während von einigen Tierarten nur ausgewählte Exemplare gehalten und mumifiziert wurden (wie z.B. Apis-Stiere), finden sich Mumien von Ibissen, Falken, Katzen oder Krokodilen millionenfach in katakombenartigen Grabanlagen neben den Tempeln. Forscher gehen von über 70 Millionen Tieren aus, die im 1. Jahrtausend v.Chr. mumifiziert wurden. Die Tiermumien dienten als Votivgaben an die jeweiligen Gottheiten und wurden von den Priestern an fromme Pilger verkauft. Die Tiere sollten den Göttern und Göttinnen die Gebete der Gläubigen überbringen.
Die Universität Manchester hat rund 300 Tiermumien aus englischen Museen untersucht und herausgefunden, dass die Mehrheit der Tiermumien "Fälschungen" sind. Nur bei einem Drittel der Mumien war im Inneren der Bandagen tatsächlich ein vollständiges Tierskelett vorhanden. Bei einem weiteren Drittel konnten nur einzelne Knochen festgestellt werden; das letzte Drittel enthielt Federn, Eierschalen oder sogar ausschliesslich Erdklumpen. Die Forscher sind sich jedoch einig, dass die Priester die Gläubigen nicht täuschen wollten; vielmehr galt bei den Ägyptern alles als heilig, was mit den heiligen Tieren in Berührung gekommen war, so dass durchaus auch Erde eine Vermittlerfunktion zwischen dem Betenden und der verehrten Gottheit übernehmen konnte.
Animal mummies with no bones (Hyperallergic online)
Auch in Schweizer Museen finden sich ägyptische Tiermumien. So besitzt z.B. das Museum für Völkerkunde Burgdorf eine Krokodilsmumie, die an der grossen Mumien-Ausstellung in Stuttgart 2007 auf reges Interesse stiess. Die Mumie war zuvor am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern untersucht worden. Ein Bericht der Autorin findet sich im Burgdorfer Jahrbuch 2008 (S. 145 - 152), das als pdf-Datei zugänglich ist:
Burgdorfer Jahrbuch 2008 (biblio.unibe.ch)
Leuchtturm von Alexandria soll wieder errichtet werden
Wahrzeichen der einstigen Metropole am Mittelmeeer und berühmtes Weltwunder der Antike
(11. Mai 2015) Das ägyptische Antiquitätenministerium hat beschlossen, den Leuchtturm von Alexandria an seinem Originalstandort wieder aufzubauen. Damit wird ein Projekt, das vom einstigen Leiter der Antiquitätenbehörde Zahi Hawass propagiert wurde, wieder aufgenommen.
Der Leuchtturm Pharos erhob sich einst auf einer kleinen Insel, die die Einfahrt zum Grossen Hafen von Alexandria überblickte, und gehörte zu den sieben Weltwundern der Antike. Der Turm war zwischen 120 und 140 m hoch - und gehörte zusammen mit den Pyramiden von Giza zu den höchsten Bauten der damaligen Welt - und wurde im 3. Jh. v.Chr. unter den ersten ptolemäischen Pharaonen aus weissem Stein erbaut. Er galt als Wahrzeichen der antiken Metropole am Mittelmeer. Zwischen dem 10. und 14. Jh. wurde der Leuchtturm von mehreren Erdbeben beschädigt und schliesslich vollständig zerstört. An seiner Stelle wurde um 1480 das Fort Kait Bey durch den gleichnamigen Mamelukensultan errichtet.
1994 fanden Unterwasserarchäologen vor der Corniche Alexandrias Blöcke, die ursprünglich zum Pharos gehört hatten. Diese sollen nun wenn möglich für den Wiederaufbau verwendet werden.
Alexandria Lighthouse (Cairo Post)
Ägyptisches Museum in Turin wieder eröffnet
Moderne Inszenierung der bedeutenden Sammlung
(8. Mai 2015) Das ägyptische Museum in Turin beherbergt eine der grössten Sammlungen ausserhalb Kairos und zählt zu den bedeutendsten Institutionen ägyptischer Kunst weltweit.
Das Museum wurde 1824 zur Ankunft der hochkarätigen Sammlung Drovetti gegründet. Der Piemontese Bernardino Drovetti bekleidete einen hohen Rang in der naopleonischen Armee und war nach der Eroberung Ägyptens zum dortigen Konsul Frankreichs ernannt worden. Ihm verdankt Turin die sog. Königsgalerie mit Statuen der berühmtesten Pharaonen und Königinnen des Neuen Reiches.
In den letzten drei Jahren ist das ägyptische Museum in Turin für rund 50 Millionen Euro umgebaut worden. Die Ausstellungsfläche wurde von knapp 5'000 auf über 10'000 m2 erweitert. Das Konzept zur Neuaufstellung der Objekte nahm Dante Ferretti vor, oscarprämierter Szenenbildner aus Hollywood.
Verschwunden sind die alten Holzglasschränke, für die das ägyptische Museum Turin berühmt (und berüchtigt) war. Die neue Ausstellung besticht durch viel Glas, eine raffinierte Be- und Ausleuchtung der Exponate sowie eine vollständige Neuordnung der Räume - dies mit dem Ziel, "Blickfänger" zu schaffen, an denen kein Besucher achtlos vorbeigehen kann. Kritiker monierten denn auch, das Konzept orientiere sich an den Strategien grosser Supermarktketten mit gezieltem Product Placement.
Der neue Museumsdirektor Christian Greco ist überzeugt, dass die zeitgemässe Inszenierung der grossartigen Turiner Sammlung die Attraktivität der norditalienischen Stadt erhöhen wird. Für italienische Museen ist die neue Ausstellung tatsächlich wegweisend. So sind z.B. alle Objektlegenden auch auf Englisch verfasst und können gratis als App aufs Handy geladen werden.
Phoenix aus der Asche (Deutschlandfunk)
Frauen im Alten Orient
Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Antike Welt" (2/2015)
(4. April 2015) Titelthema der aktuellen Ausgabe der"Antiken Welt" ist die Rolle der Frau im Alten Orient. Die Frau in der Antike war lange Zeit kein Thema in der (vorwiegend männlich dominierten) Forschung. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren geändert. Die materiellen Hinterlassenschaften der verschiedenen Kulturen des Orients erlauben dabei ein recht differenziertes Bild der Rolle und Stellung der Frau zu zeichnen. Es zeigt, dass ambitionierte Frauen in der Gesellschaft durchaus Einfluss nehmen konnten, sei es als Priesterinnen, Musikerinnen oder Angehörige der Königsfamilie.
Weitere Beiträge der "Antiken Welt" widmen sich u.a. dem vergessenen Pyramidenbezirk des Königs Djedkare-Isesi in Sakkara-Süd sowie der Wiedererrichtung der Statuen im Totentempel von Amenophis III in Theben-West.
Webseite Antike Welt (mit Inhaltsverzeichnis und Leseprobe)
Reicht die Kopie an das Original des Grabes von Tutanchamun heran?
Arbeiten an den Repliken der Gräber von Sethos I. und Nefertari durch die Stiftung Factum Arte
(19. März 2015) Millionen von Touristen haben vor Ausbruch der Unruhen in Ägypten die Gräber der Pharaonen im Tal der Könige besucht. Besonders beliebt war dasjenige von Tutanchamun, das 1922 von Howard Carter entdeckt wurde und damals weltweit für Schlagzeilen sorgte. Die vielen Besucher haben der kleinen Grabstätte des jung verstorbenen Königs arg zugesetzt. Vor allem die erhöhte Feuchtigkeit im Grab führte dazu, dass der Stuck mit den farbigen Darstellungen von den Wänden fiel und sich Pilze einnisteten. Seit längerem wurde deshalb schon darüber diskutiert, von betroffenen Grabstätten Repliken für die Besucher zu erstellen.
Factum Arte hat in jahrelanger Arbeit das Grab von Tutanchmaun millimetergenau gescannt. Im Januar 2014 begannen auf dem Westufer gegenüber von Luxor unweit von Carter's Haus die Arbeiten zum Bau der Grabkopie, die Ende April 2014 feierlich eröffnet wurde. Bisherige Besucher finden für die Anlage nur lobende Worte. Auch wer vorgängig Bedenken gehabt habe, die Atmosphäre lasse sich nicht mit derjenigen im Original vergleichen, sei begeistert.
Im Vorraum, der auch im Orginal keine Wandmalereien aufweist, wurde im Facsimile-Grab eine Ausstellung zur Entdeckung des Grabes mit Aufnahmen von Harry Burton, der als Fotograf für Howard Carter arbeitete, eingerichtet. Zur Zeit werden in Ägypten durch die Stiftung Factum Arte ägyptische Fachleute ausgebildet, die bei der Digitalisierung der Gräber von Sethos I. und Nefertari mitwirken sollen. Ein weiteres Projekt, das momentan jedoch aufgrund der politischen Situation im Irak unterbrochen wurde, ist die virtuelle Rekonstruktion des Thronsaales des assyrischen Königs Ashurnasirpal II. im Palast von Nimrud.
Webseite Factum Arte (mit vielen Fotos zum Facsimile Grab von Tutanchamun)
Kerma, das Zentrum des ältesten innerafrikanischen Reiches
Schweizer Archäologen im Sudan
(15. März 2015) Seit rund 50 Jahren graben Genfer und Neuenburger Archäologen im Norden des Sudans die Ruinen von Kerma aus.
Das Reich von Kerma, am 3. Nilkatarakt gelegen, existierte zwischen 2500 und 1500 v.Chr. und war einst ein gefürchteter Gegner Ägyptens. Während die eindrückliche Hinterlassenschaft der Bewohner Kermas vom ersten Ausgräber George Reisner als südlichster Aussenposten des Ägyptischen Reiches angesehen wurde, gilt heute dank den Schweizer Grabungen als belegt, dass Kerma ein unabhängiges Reich war und damit die älteste Hochkultur Innerafrikas.
Die Schweizer Mission hat aber nicht nur auf archäologischem Gebiet Hervorragendes geleistet, sondern ist auch was den Einbezug der lokalen Bevölkerung angeht vorbildlich. Das Museum von Kerma wurde mit massgeblicher Schweizer Beteiligung erbaut und wird von Einheimischen rege besucht, die stolz auf die archäologische Stätte und auf ihre Vorfahren sind.
Auf der Spur der schwarzen Pharaonen (NZZ)
Reisebericht "Von Assuan nach Khartum": Nile Times Magazin Nr. 25
Zu den Schweizer Ausgrabungen im Sudan ist im Laténium noch bis 17. Mai 2015 die Ausstellung "Aux origines des pharaons noirs" zu sehen.
Bisher unbekanntes Grab in Theben-West entdeckt
Grabstätte soll restauriert und Besuchern zugänglich gemacht werden
(8. März 2015) Das American Research Center hat bei Grabungsarbeiten in Qurna/Theben-West ein bisher unbekanntes Grab entdeckt, das in die 18. Dynastie datiert und einem Wärter des Amuns-Tor namens Amun-hotep gehörte. Laut Aussagen des Antiquitätenministers el-Damaty weist die Grabstätte einen T-förmigen Grundriss auf (wie die meisten Privatgräber in Theben-West); in einer Seitenkammer befindet sich ein Schacht, der zur Grabkammer führt.
Die Malereien des Grabes sind gut erhalten und zeigen den Grabherrn mit Gattin vor einem Opfertisch sowie Szenen aus dem Alltag des Verstorbenen. Das Grab wurde offenbar schon unter Pharao Echnaton, der in seiner Regierungszeit nur noch noch die Verehrung des Gottes Aton zuliess, geplündert; der Name des Gottes Amun wurde überall getilgt.
Tomb of Amun gates guard uncovered (Ahram online)
Sonnenkult-Komplex im Hatschepsut-Tempel für Besucher zugänglich
Feierliche Eröffnung im Beisein des Antiquitätenministers
(28. Februar 2015) Der Totentempel der Königin Hatschepsut (1479 - 1458 v.Chr.) im Talkessel von Deir el-Bahari in Theben-West (gegenüber von Luxor) gehört zu den eindrücklichsten Bauten aus dem alten Ägypten. Nun ist auch der Sonnenkult-Komplex auf der 3. Terrasse für Besucher zugänglich. Am 22. Februar fand die Eröffnungszeremonie statt, an der u.a. der ägyptische Antiquitätenminister el-Damaty und der polnische Botschafter in Ägypten teilnahmen. In ihren Reden würdigten sie die jahrelangen Restaurierungsarbeiten des polnisch-ägyptischen Teams.
Der dem Sonnengott Re-Harachte geweihte Komplex wurde 1893 vom Schweizer Ägyptologen Edouard Naville entdeckt und besticht besonders durch seine bunt bemalten Kapellen und Nischen. Die Leuchtkraft der Farben und die sorgfältige Darstellung der Personen und Schriftzeichen sind grossartig. Da die Kapellen recht eng sind, bleibt der Zutritt den Besuchern verwehrt. Allzu gross ist die Gefahr, dass die Malereien beschädigt würden.
Eröffnung des Sonnenkult-Komplexes (mit vielen tollen Fotos)
Sammlungen des Louvre in Gefahr
Magazinbestände sollen ausgelagert werden
(28. Februar 2015) Der 1793 gegründete Louvre in Paris ist eines der renommiertesten Museen und beherbergt Sammlungen von Weltrang. Wie in jedem Museum üblich, lagert der Grossteil der Objekte in Magazinräumen, die sich im Louvre selber befinden. Nun ist offenbar beschlossen worden, sämtliche Depots auszulagern.
Dieser unerwartete Entscheid hat im Louvre und bei Forschern weltweit für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Es wurde eine Petition lanciert, in welcher die Gründe, die gegen eine Auslagerung sprechen, aufgeführt werden:
Die Objekte sollen in Zukunft in Liévin gelagert werden. Die Ortschaft befindet sich rund 200 km von Paris entfernt und ist verkehrstechnisch schlecht erschlossen. Es ist hinlänglich bekannt, dass Objekte bei jedem Transport in Mitleidenschaft gezogen werden (können). Je öfter ein Objekt bewegt werden muss und je weiter die Distanz ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es darunter leidet.
Ein weiterer Punkt liegt gemäss Petitionskomitee bei den Finanzen. Die Transportkosten würden deutlich steigen; der logistische Aufwand wäre um einiges grösser, als wenn die Objekte aus den hausinternen Depoträumen geholt werden können.
Einer der wichtigsten Gründe gegen die Auslagerung bildet aber die Zugänglichkeit der Sammlungen, die nicht mehr gewährleistet wäre. Zahlreiche Forscher aus der ganzen Welt arbeiten für ihre Untersuchungen in den Magazinräumen des Louvre. Ob dies in Liévin weiterhin möglich wäre, ist offen. Dass Kulturgut von unschätzbarem Wert in einem schlecht erreichbaren Lager abseits vom Standort des Louvre untergebracht werden und für Wissenschaftler eventuell nicht mehr zugänglich sein soll, sorgt rund um den Erdball für rote Köpfe, wie die vielen Kommentare führender Kulturwissenschaftler zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass mit der an den Präsidenten Frankreichs gerichteten Petition etwas erreicht werden kann.
Petition gegen die Auslagerung der Bestände des Louvre
Mumien im Abwasser gefunden
Zerstörung des archäologischen Erbes innerhalb von 25 Jahren
(8. Februar 2015) Mehrere Särge wurden in der Umgebung der mittelägyptischen Stadt el-Minia im Abwasser schwimmend entdeckt. In den Särgen lagen einbandagierte Mumien, die sich verständlicherweise in sehr schlechtem Zustand befinden.
Särge und Mumien datieren in die griechisch-römische Zeit (3. Jh.v.Chr. - 3.Jh.n.Chr.). Beschreibungen zufolge sollen die Mumien mit "Porträts" der verstorbenen Personen dekoriert sein. Solche Fayum-Porträts wurden - wie der Name sagt - vorwiegend im Fayum entdeckt. Da es nicht so viele davon gibt, gelten sie als besonders wertvoll. Überdies stellen sie ein faszinierendes Zeugnis der ägyptisch-griechisch-römischen Epoche dar, in welcher sich Elemente der drei Kulturen vermischten.
Die Särge und Mumien stammen wohl aus illegalen Grabungen. Es wird vermutet, dass die Polizei den Grabräubern auf den Fersen war und diese ihr Diebesgut kurzerhand im Abwasser entsorgten. Es soll versucht werden, die Artefakte, die vom Wasser stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, soweit möglich zu restaurieren. Sie sollen danach im Museum von Hermopolis ausgestellt werden.
Illegale Grabungen und Plünderungen gehen in Ägypten indessen ungehindert weiter. Gemäss einer kürzlichen Einschätzung von Experten werden Grabräuber das archäologische Erbe Ägyptens in 25 Jahren vernichtet haben, sollten die illegale Grabungen in diesem Ausmass weitergehen. Eine Auswertung von Satellitenaufnahmen von über 4000 archäologischen Stätten Ägyptens hat ergeben, dass Zehntausende von Löchern und Schächten existieren, die illegal gegraben wurden. Ausserdem gingen Grabräuber immer dreister vor, indem sie Bulldozer und Dynamit benutzten.
Ancient Egyptian mummies found in sewage water (Ancient Origins)
Kapelle Thutmosis' IV. im Freilichtmuseum von Karnak
Szenen und Inschriften mit Transkription online
(31. Januar 2015) Im Mai 2014 begann das Team des "Centre Franco-Egyptien d'Etude des Temples de Karnak" (CFEETK) damit, die Szenen und Inschriften der kleinen Kapelle Thutmosis' IV. ins Internet zu stellen. Nun ist das kleine Bauwerk vollständig online verfügbar.
Die Kapelle aus Kalzit-Alabaster diente ursprünglich als Barkenstation. Sie wurde von Thutmosis IV., der von 1400 - 1390 v.Chr. über Ägypten herrschte, in der Tempelstadt von Karnak errichtet. Bei dessen Tod war die Dekoration noch unvollendet. Sein Sohn Amenophis III. liess die Dekorationsarbeiten zunächst weiterführen, bevor er offenbar beschloss, die Kapelle abzutragen und im 3. Pylon zu verbauen, der in seiner Regierungszeit entstand. Teile des Bauwerks fanden sich auch im 2. Pylon.
Nach ihrer Entdeckung zwischen 1917 und 1954 wurden die Steinblöcke wieder zusammengefügt und in den 1990er Jahren im Freilichtmuseum des Tempels von Karnak aufgestellt. Nun sind die Szenen mit Detailfotos sowie alle Inschriften in Hieroglyphenabschrift und Transkription online abrufbar.
CFEETK Kapelle von Thutmosis IV.
Teile der "Fürstenmauer" am Suezkanal gefunden
Militärische Anlagen zur Sicherung der Ostgrenze in der Pharaonenzeit
(31. Januar 2015) Unweit von Ismailiya wurden beim Bau des neuen Suezkanals Teile der berühmten "Fürstenmauer" gefunden. Dieses System von Befestigungsanlagen sicherte im Mittleren und Neuen Reich die Ostgrenze des ägyptischen Reiches gegen Einfälle von asiatischen Beduinen. Bislang war die Fürstenmauer nur aus altägyptischen Texten bekannt, beispielsweise aus der Erzählung des Sinuhe, der nach einem Attentat auf den Pharao (mit dem er jedoch nichts zu tun hatte) nach Vorderasien flieht und dabei die Mauer passiert.
Gefunden wurden Ziegelmauern und Verteidigungsgräben, die offenbar zu mehreren Festungen gehörten. Die neuen Entdeckungen sind umso wichtiger, als dass militärische Anlagen aus dem alten Ägypten sehr selten erhalten sind. Die Pharaonen des Mittleren Reiches bauten an der Südgrenze ihres Reiches am 2. Nilkatarakt über ein Dutzend eindrücklicher Festungen zum Schutz gegen die Nubier. Diese versanken jedoch alle nach dem Bau des Assuan-Staudammes im Nassersee.
Ancient Al Amir Wall unearthed (Al Ahram mit Fotos)
Die Handlung des Sinuhe spielt sich zur Zeit Sesostris I. ab und nicht wie im Artikel erwähnt zur Zeit des Pharao Amenemhat III.
Globale Perspektive auf die frühe Geschichte der Menschheit
Gespräch mit dem Archäologen Hermann Parzinger
(24. Januar 2015) Lange Zeit wurden schriftlose Kulturen als "vorgeschichtlich", also vor der eigentlichen Geschichte existierend, wahrgenommen und ihnen damit jegliches Geschichtsbewusstsein abgesprochen. Im Vergleich zu den sog. Hochkulturen, die sich v.a. durch die Verwendung einer Schrift auszeichneten, galten schriftlose Gesellschaften bestenfalls als deren "primitive" Vorstufen. In seinem neusten Buch "Die Kinder des Prometheus" gibt der der Archäologe und Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz Hermann Parzinger diesen schriftlosen Kulturen eine eindrückliche Stimme.
Das monumentale Werk führt von den Anfängen des Menschseins über die Nutzung des Feuers, die Sesshaftwerdung und das Entstehen komplexer Gesellschaften zur Entwicklung von Spiritualität und Kunst bis zur Erfindung der Schrift - und dies durch alle Weltteile. Eindrücklich zeigt Parzinger auf, dass jeder grosse Entwicklungsschritt immer auch mit Nachteilen, neuen Gefahren und Herausforderungen einherging.
In einem Gespräch mit der Zeitung "Die Welt" spricht Parzinger über die Entstehung seines beachtlichen Werks:
Erst die Jagd machte den Menschen zum Menschen (Die Welt)
Farben in der Antike
Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 'Antike Welt' (1/2015)
(23. Januar 2015) Titelthema der ersten Ausgabe 2015 der Zeitschrift 'Antike Welt' sind Farben in der Antike. Der Ägyptologieprofessor Wolfgang Schenkel widmet sich in seinem Beitrag den altägyptischen Farbwörtern, die oft nicht adäquat übersetzt werden könnten, sondern vielmehr für die Helligkeit bzw. Dunkelheit von Objekten und Naturbeobachtungen stünden.
Weitere Artikel befassen sich mit der ägyptischen Provinz Kanaan, die im Neuen Reich als Anbaugebiet für Wein und Öl diente, sowie mit dem am tiefsten Punkt der Erde gelegenen Museum südöstlich des Toten Meeres in Jordanien.
Museen und ihre ägyptischen Sammlungen
Newsletter des Internationalen Komitees für Ägyptologie (CIPEG)
(16. Januar 2015) Im aktuellen Newsletter von CIPEG werden Projekte europäischer und ägyptischer Museen vorgestellt. Während in Europa Forschungsarbeiten und Ausstellungen im Vordergrund stehen, kämpfen in Ägypten etliche Museen mit finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten.
CIPEG Newsletter
Wadi Sura - Das Tal der Bilder
Ursprünge der altägyptischen Kultur liegen in der Wüste
(11. Januar 2015) Im Dreiländereck Ägypten - Sudan - Libyen befinden sich einige der bedeutendsten prähistorischen Fundstätten Afrikas. Die Felszeichnungen in Wadi Sura, dem Tal der Bilder, sind rund 8000 Jahre alt. Damals war das Klima in der Sahara feuchter als heute und Menschen siedelten sich an Wasserläufen und Seen an. 1933 entdeckte der Ungar Laszlo Almasy, bekannt durch den Film "Der englische Patient", die Höhle der Schwimmer mit zahlreichen Darstellungen schwebender oder schwimmender Menschen. 2002 wurde unweit davon eine weitere Grotte mit einer Fülle hervorragend erhaltener Felsmalereien gefunden, die den Namen "Cave of the Beasts" erhielt und als eine der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre gilt.
Seit 50 Jahren erforscht das Heinrich Barth Institut der Universität Köln die Wüste im Südwesten Ägyptens. Die Wissenschaftler dokumentieren die Klimaveränderungen der letzten 10'000 Jahre sowie die menschlichen Zeugnisse, wie Felsritzzeichnungen und Felsmalereien. Diese belegen, dass lange vor dem Entstehen der pharaonischen Kultur Menschen in den heutigen Wüstengebieten an der Grenze Ägypten - Sudan - Libyen grossartige Darstellungen geschaffen haben, welche die ältesten Ägyptens sind. Als das Klima ab ca. 5000 v.Chr. zunehmend trockener wurde, wanderten sie Richtung Niltal, liessen sich dort nieder und begründeten ab 4000 v.Chr. die sog. ägyptische Hochkultur.
Gespräch mit dem Archäologen Rudolph Kuper
Reisebericht über eine Expedition in den Gilf Kebir, ins Wadi Sura und dem Uwaynat (Nile Times Magazin 18)
Unbekannte Schätze Nordägyptens
Das MiN - Projekt (Museen im Nildelta)
(2. Januar 2015) Für viele Ägyptenreisende ist die Region zwischen der Mittelmeerküste und Kairo unbekanntes Terrain - zu Unrecht! Das deutsch-ägyptische Projekt "MiN - Museen im Nildelta" hat sich zum Ziel gesetzt, die archäologischen Stätten im Ost- und Westdelta zu erforschen und die dort gefundenen Objekte zu publizieren und damit einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Das Nildelta ist eine von der Archäologie und Ägyptologie bisher eher vernachlässigte Region, obschon sich hier zahlreiche bedeutende Zentren Altägyptens befanden. Die meisten haben sich leider aufgrund der Überschwemmungen (vor dem Bau des Staudamms in den 1960er Jahren) und des steigenden Grundwasserspiegels (seither) nicht sehr gut erhalten und werden deshalb nur selten von Touristen besucht.
Das MiN - Projekt konzentriert sich vorwiegend auf drei Museen: Das Museum Zagazig, welches 1992 eröffnet wurde und Objekte aus Bubastis, der Stadt der Katzengöttin Bastet, zeigt; das Nationale Sharkeya Museum, das Objekte aus Bubastis und Tanis beherbergt, momentan aber geschlossen ist; das Ismailia Museum, das 1930 gegründet wurde und als eines der besten archäologischen Museen Ägyptens zählt, jedoch immer noch keinen Katalog seiner Sammlungen besitzt.