Archiv Naher Osten 2016-2017
Aleppo - der Untergang einer Stadt
Ein Wiederaufbau unter schwierigsten Bedingungen
(25. November 2017) Aleppo gilt als eine der ältesten Städte der Welt und war vor Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges eine lebendige Metropole und das wirtschaftliche Herz Syriens. Heute liegen weite Teile der Stadt in Trümmern. Der Wiederaufbau gestaltet sich äusserst schwer. Der syrische Denkmalschutz kann kaum Einfluss nehmen, dafür sind ausländische Investoren umso präsenter. So haben Chinesen, Russen und Iraner in den letzten Jahren zahlreiche Grundstücke in der Stadt erworben.
Mamoun Fansa, Mitbegründer des Vereins "Freunde der Altstadt von Aleppo" äussert sich zum Wiederaufbau einer zerstörten Stadt.
Wiederaufbau Aleppos (mit Fotos; Qantara.de)
"Am Ende aller Wege"
Eindrückliche Reisefotografien von Annemarie Schwarzenbach
(11. November 2017) Annemarie Schwarzenbach (1908 - 1942) war eine faszinierende Persönlichkeit - Schriftstellerin, Journalistin, Fotografin und weltreisende Abenteurerin, deren Leben jedoch auch von ihrer Morphiumsucht, Depressionen, Klinikaufenthalten und Selbstmordversuchen beeinflusst wurde.
Ihr fotografischer Nachlass ist einer der Schätze des Schweizerischen Literaturarchivs der Nationalbibliothek. Die rund 7000 Fotografien sind nun digitalisiert und in einer Datenbank erschlossen worden. In einer Bildauswahl werden Aufnahmen zu drei grossen Reisen von Schwarzenbach präsentiert: Die Reise in die Südstaaten der USA 1937, die Afrikareise von Lissabon in den Kongo 1941/42 sowie die vielleicht grossartigste Reise, die Schwarzenbach zusammen mit der Schriftstellerin Ella Maillart 1939/40 von der Schweiz über den Balkan, die Türkei und Persien nach Kabul in Afghanistan führte.
Aktuell ist im Kino übrigens der Film "Les voyages extraordinaires d'Ella Maillart" zu sehen, in welchem u.a. Aufnahmen von der mit Schwarzenbach unternommenen berühmten Reise nach Kabul gezeigt werden.
Am Ende aller Wege (Schweizerische Nationalbibliothek)
Ein neuer Blick auf die Aufklärung in der islamischen Welt
Arnold Hottinger über "The Islamic Enlightenement" von Christophe de Bellaigue
(11. November 2017) Der Essayist und Korrespondent Christophe de Bellaigue stellt in seinem neuen Sachbuch "The Islamic Enlightenement" das 19. Jh. in der islamischen Welt in ein neues Licht. Seine Grundthese lautet, dass der islamische Nahe Osten eine echte Aufklärung durchgemacht habe.
In einem Beitrag der Webseite "Qantara" würdigt der renommierte Nahostexperte Arnold Hottinger de Bellaigues neuen Ansatz. Dieser habe das Geschehen im 19. Jh. erstmals aus Sicht der Protagonisten geschildert, die ihre bisher traditionellen Gesellschaften auklärten, statt die Ereignisse aus dem Blickwinkel der Europäer nach dem Motto "Die islamischen Gesellschaften geben sich Mühe, sind aber noch nicht so weit wie wir" zu beurteilen.
Aufklärung in der islamischen Welt - es gab sie doch (Qantara.de)
Repression und Einschüchterung in Ägypten
Willkürliche Verhaftungen und Verschwindenlassen von Menschenrechtsanwälten
(27. Oktober 2017) In Ägypten werden Leute unter konstruierten und abstrusen Vorwänden verhaftet; zahlreiche von ihnen verschwinden danach. Repression und Einschüchterung haben in Ägypten ein nie dagewesenes Ausmass erreicht. Es braucht Mut, sich weiterhin für Menschenrechte einzusetzen.
Jeder kann jederzeit verhaftet werden (NZZ International)
75 Jahre nach der Schlacht von el-Alamein
Über 15 Millionen Minen liegen im Nordwesten Ägyptens noch vergraben
(24. Oktober 2017) Vor 75 Jahren fand im Herbst 1942 die Schlacht von el-Alamein westlich von Alexandria statt. Noch heute liegen etwa 17,5 Millionen Minen in Ägypten vergraben, die weiterhin Tote und Verletzte fordern. In den letzten Jahren kommt auch die Gefahr durch Terrormilizen dazu, welche die Sprengkörper ausgraben und daraus neue Bomben bauen.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestages der Alamein-Schlacht besuchte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi das Museum in el-Alamein, seine Teilnahme an der Gedenkfeier auf dem Commonwealth-Soldatenfriedhof in el-Alamein musste er jedoch wegen eines schwereen Anschlags von Terroristen auf ägyptische Sicherheitsleute in der Oase Baharyia absagen.
Rommels explosives Erbe (Süddeutsche Zeitung)
80% des antiken Nimrud zerstört
Erste archäologische Untersuchung nach Vertreibung des sog. IS aus Nimrud
(12. Oktober 2017) Eine erste archäologische Untersuchung von Nimrud, der antiken assyrischen Stadt Kalhu, nach der Vertreibung der IS-Terroristen hat gravierende Zerstörungen festgestellt. Der irakische Archäologe Faleh Norman schätzt in der aktuellen Ausgabe des British Museum Magazine (Autumn 2017), dass 80% der Stätte von Nimrud zerstört sei.
Nimrud liegt rund 30 km südlich von Mossul in der Ebene von Niniveh im heutigen Irak. Zwischen 1350 und 610 v.Chr. war die Stadt ein bedeutendes Zentrum des Zweistromlandes und im 9. Jh. v.Chr. Hauptstadt des neuassyrischen Reiches. Mitte des 19. Jhs. begannen britische Grabungen, durch die einige der wichtigsten Monumente assyrischer Kultur ins British Museum nach London gelangten. Von 1949 bis 1957 leitete Max Mallowan, Ehemann der Schriftstellerin Agatha Christie, die Ausgrabungen in Nimrud.
Die Verwüstungen in Nimrud/Kalhu durch den sog. IS begannen im März 2015 und dauerten bis Oktober 2016. In einer ersten Phase wurde die Fassade des Nordwest-Palastes mit Bulldozern zerstrümmert; später wurden weitere Teile mittels Sprengstoff zerstört. Der letzte Schritt war die Einebnung des Tempelturmes, Ziggurat genannt. Auch der der Göttin Ishtar geweihte Tempel wurde in Mitleidenschaft gezogen und die Skulpturen der geflügelten Stiere (Lamassu), die als Eingangswärter fungierten, demoliert. Ebenso wurde der Eingang des Nabu-Tempels im Palastkomplex zerstört. Kleinere Objekte und Fragmente, die gut zu transportieren sind, wurden vermutlich illegal verkauft. Auch die Schweiz ist eine Drehscheibe des Antiquitäten-Schmuggels (s. u.).
Der Nordwest-Palast von Nimrud, unter König Ashurnasirpal II. (883 - 859 v.Chr.) erbaut, gilt als bedeutendstes archäologisches Monument der Stadt; umso bedauernswerter ist, dass das gesamte Areal von den IS-Schergen gesprengt und mit Hämmern zerstrümmert worden ist. So kann man für die Reliefs, die aus diesem Palast stammen und die im Zug der britischen Grabungen ins British Museum nach London gelangt sind, nur dankbar sein. Das Archäologenteam um Faleh Noman schlägt nun Notfallmassnahmen vor, etwa die Errichtung eines Zaunes um das Gebiet und Überwachung des Geländes, um die wenigen verbliebenen Strukturen zu schützen.
Beitrag im Fokus der SRF-Nachrichtensendung "10 vor 10":
Schweiz - Drehscheibe für illegale Antiquitäten
Arabischer Frühling: Was bleibt?
Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus arabischen Ländern blicken zurück auf die Revolte
(31. Juli 2017) Was bleibt von der berauschenden Aufbruchstimmung, als von Tunesien ausgehend der Funke der Revolution auf andere Länder übersprang und alles möglich zu sein schien? In der Beilage der NZZ schildern Literaturschaffende aus arabischen Ländern ihre Hoffnungen, Ängste und Enttäuschungen. Eine der Autorinnen ist die Ägypterin Mansura Eseddin:
Die Fata Morgana jagen (NZZ feuilleton)
Oum Kalthoum - Die Diva von Kairo
Porträt der legendären ägyptischen Sängerin am 21. Juni um 21.45 Uhr auf Arte
(19. Juni 2017) Durch ihre unvergleichliche Stimme wurde die ägyptische Sängerin Oum Kalthoum zu einem Star in der arabischen Welt und zu einem nationalen Symbol Ägyptens; ihr Ruhm wurde mit dem der Maria Callas verglichen. Vom Staatspräsidenten bis zum kleinen Mann auf der Strasse - alle lauschten sie den oft herzzerreissenden Liedern von Oum Khaltoum. Noch heute ist sie bei der jungen Generation Ägyptens ein Begriff.
Der Film erzählt die Lebensgeschichte der Diva und reist auf ihren Spuren durch das Ägypten des 20. Jahrhunderts. Arte zeigt die 55-minütige Dokumentation am Mittwoch, 21. Juni 2017, um 21.45 Uhr.
Ägyptens Anti-Terror-Kampf
Anschlag auf koptische Christen dient dem Regime zur Durchsetzung seiner Interessen
(11. Juni 2017) Die Ermordung von 30 Kopten in Minya (Mittelägypten) am 26. Mai 2017 ist der dritte Anschlag innert Jahresfrist auf Christen in Ägypten und hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Das ägyptische Regime griff noch in der darauffolgenden Nacht vermeintliche Terroristenverstecke in Libyen an, die jedoch nicht IS-Strukturen waren. Ägyptens Regierung wollte mit ihrer schnellen Reaktion vor allem Präsenz und Entschlossenheit markieren.
Zwei Tage nach dem Anschlag auf ägyptische Kopten unterzeichnete Ägyptens Präsident Al-Sisi ein Gesetz, das die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen in Ägypten unter die völlige Kontrolle des Staates stellt. Mit diesem sehr repressiven Erlass zeigt sich, dass die Angriffe auf die koptische Gemeinde der Regierung als Vorwand dienen, aussen- und innenpolitische Interessen rigoros durchzusetzen.
Ägyptens Anti-Terror-Kampf (Qantara.de)
Leben im Krieg
Beiträge zum Syrienkonflikt
(5. Juni 2017) Seit 6 Jahren herrscht in Syrien Krieg. Auch wenn wir fast täglich vom Geschehen hören, ist es schwierig sich vorzstellen, was dieser Krieg für die betroffenen Menschen und ihren Alltag bedeutet. In einem Dossier beleuchtet Amnesty International die Hintergründe zum Konflikt und wie die Menschen in Syrien überhaupt noch leben und arbeiten können.
Magazin 2017-2 (Amnesty International)
Von Jakarta bis Kairo
Beginn des Fastenmonats Ramadan
(27. Mai 2017) Für Muslime in aller Welt beginnt heute der Fastenmonat Ramadan. Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islams; es soll der Einkehr, der Meditation und der Mässigung dienen.
Ramadan in aller Welt (Qantara.de)
Touristen kehren nach Ägypten zurück
Ägypten erholt sich leicht
(15. Mai 2017) Der Tourismus war eine der Haupteinnahmequellen Ägyptens, mehrere Millionen Menschen arbeiteten in der Branche. Bevor der Arabische Frühling ausbrach, besuchten 14,7 Mio Touristen das Nilland und brachten rund 12 Milliarden Dollar an Devisen, die das Land dringend benötigte. 2011 folgte ein massiver Einbruch im Tourismussektor. 2016 lagen die Einnahmen bei nur noch 3,4 Milliarden Dollar. Das waren rund 45% weniger als 2015.
Seit Monaten arbeitet die Regierung deshalb daran, das Vertrauen in die Sicherheit im Land wiederzustellen. Laut der Webseite Egyptian Independent wurden ca. 43 Millionen Dollar in die Überwachung und Sicherheit der Flughäfen investiert. Dies scheint sich nun auszuzahlen. Bei grossen Schweizer Reiseveranstaltern haben die Gästezahlen inzwischen wieder angezogen, so z.B. bei Kuoni Schweiz, wo Ägypten mit 260 Prozent im Plus liegt. Besonders am Roten Meer legt der Tourismus wieder zu und es werden über 50% mehr Buchungen verzeichnet als im Vorjahr. So gehört etwa Hurgada wieder zu den beliebtesten Badedestinationen und wird inzwischen von zahlreichen Airlines wieder angeflogen. Edelweiss wird im Winter sogar auf vier wöchentliche Verbindungen aufstocken und ab November auch wieder Marsa Alam anfliegen.
Im Niltal jedoch lässt der Aufschwung weiter auf sich warten. Die Oasen in der Westwüste, in denen vor 2011 zahlreiche Hotelresorts entstanden sind, gehören weiterhin aufgrund der Gefahr durch den IS zum militärischen Sperrgebiet.
Die grösste Party auf Erden
Dokumentarfilm über das Fest des Schah von Persien in 1971
(15. Mai 2017) 1971 feierte der Schah von Persien 2500 Jahre persische Monarchie mit der grössten Party aller Zeiten. Geld spielte keine Rolle. In den antiken Ruinen von Persepolis mitten in der Wüste wurde in beispiellosem Aufwand eine Oase erbaut, mit Blumen, Springbrunnen und 50'000 importierten Singvögeln. Die Gästeliste war imposant: 69 Staatsoberhäupter erschienen persönlich oder schickten ihre Stellvertreter. Der protzige Riesenanlass verschlang Unsummen und läutete das Ende der Herrschaft des Schahs ein.
Die grösste Party auf Erden (Dok SRF)
Zeichen gegen den radikalen Islam setzen
Al-Azhar-Universität in Kairo
(9. Mai 2017) Die Al-Azhar-Universität von Kairo ist die weltweit bedeutendste Institution des sunnitischen Islams. In einem Beitrag setzt Assem Hefny, Dozent an der Al-Azhar-Universität, ein wichtiges Zeichen gegen den radikalen Islam. Er fordert, dass das Koranstudium mit sozialanthropologischen Ansätzen verbunden werden müsse, um deutlich zu machen, dass der Terrorismus ein von den Menschen gemachtes Problem ist und nicht im Koran wurzelt.
Anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Ägypten fand an der Al-Azhar-Universität eine internationale Friedenskonferenz statt. Es wurde vereinbart, den über 40 Jahre geführten Dialog zwischen Vatikan und Al-Azhar-Universität wiederaufnehmen; dieser war während des Pontifikats von Papst Benedikt eingefroren worden.
Eine Frage der Interpretation (Qantara.de)
Internationale Friedenskonferenz in Kairo (Qantara.de)
Braut für einen Sommer
Wirtschaftliche Krise führt zu mehr Prostitution
(22. April 2017) Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der Armut vieler ägyptischer Familien kommt es vermehrt zu Fällen sog. "Sommerbräute". Dabei handelt es sich um eine Form von Prostitution, bei denen reiche Touristen, meist aus den arabischen Emiraten, ein Mädchen oder eine junge Frau für eine Kurzehe während der Sommerferien auswählen. Da ausserehelicher Sex im Islam verboten ist, wird zwischen dem Freier und der Familie der jungen Frau ein Ehevertrag auf Zeit abgeschlossen.
Die meisten Sommerbräute kommen aus der Peripherie der grossen Städte wie Kairo, wo ein Viertel der Menschen mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen müssen. Für die arme Bevölkerung ist das von den Freiern bezahlte Brautgeld eine unvorstellbar grosse Summe und entspricht manchmal sogar mehreren Jahresgehältern. Mittlerweile können sogar Pauschalangebote, in denen Flug, Hotelzimmer und "Ferienbraut" inbegriffen sind.
Menschenrechtslage in Ägypten schlimm
Bericht von Amnesty International
(4. März 2017) Der neue Bericht von Amnesty International AI zur Menschenrechtslage in Ägypten liest sich düster. AI spricht sogar von einer Menschenrechtskrise. Zahlreiche Regimekritiker seien "verschwunden" und Folter in den Gefängnissen allgegenwärtig. Die Situation müsse als schlimmer als zu Mubaraks Zeiten eingestuft werden. Zudem habe die Regierung ein wichtiges Zentrum für Gewalt- und Folteropfer geschlossen und die Arbeit ausländischer Stiftungen werde massiv behindert.
Menschenrechtslage in Ägypten (Qantara.de)
Kopten verlassen den Nordsinai
Unzählige Morde an Kopten durch IS-Dschihadisten
(4. März 2017) In den letzten Wochen wurden mehrere Kopten im Nordsinai gezielt von IS-Dschihadisten, teils auf offener Strasse, brutal ermordet. Die Regierung hält sich zu den Vorfällen bedeckt. Die Folge ist ein Exodus christlicher Familien aus dem Sinai. Im Hinblick auf die schockierenden Vorfälle wird auch Kritik an Angela Merkels Reise nach Ägypten geübt.
Kopten flüchten aus dem Sinai (Qantara.de)
Kritik an Merkels Nordafrikareise
Repressionen gegen Wissenschaftler und Journalisten in Ägypten
Freie Forschung und Berichterstattung kaum mehr möglich
(3. Februar 2017) Vor einem Jahr wurde der Leichnam des verschwundenen italienischen Wissenschaftlers Giulio Regeni in Kairo gefunden. Die Hintergründe der Tat sind bisher nicht aufgeklärt. Indizien wiesen jedoch darauf hin, dass Regeni Opfer des ägyptischen Sicherheitsapparates wurde. Polizeigewalt ist in Ägypten alltäglich; Repressionen gegen Wissenschaftler und Journalisten weit verbreitet.
Repressionen am Nil (Qantara.de)
Stille Wasser sind tief
SRF-Doku-Sendung zum Nassersee
(30. Januar 2017) Der damalige ägyptische Präsident Gamal abdel Nasser liess in den 1960er Jahren südlich von Assuan einen Staudamm bauen, um sein Land zu modernisieren und dessen Stromversorgung sicherzustellen. Entstanden ist der Nasser-See, mit mehr als 500 km Länge einer der grössten Stauseen der Welt.
Am Nasser-See sind im Verlauf der Jahrzehnte mehrere wertvolle Ökosysteme (Fische, Vögel) entstanden, die nun durch Staudammpläne anderer Nil-Staaten, wie Sudan und Äthiopien, gefährdet sind. Bald könnte der Nasser-See als Wasserquelle versiegen.
Stille Wasser sind tief (SRF Sendungen Dok; Video noch 29 Tage verfügbar)
Ein Geschenk an die Welt
Ägypten macht Werbung für den neuen Suezkanal
(30. Januar 2017) Ägyptens Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Lage. Insbesondere das Ausbleiben der Touristen macht dem Land zunehmend Sorgen. Um die Bevölkerung bei Laune zu halten, wird die Erweiterung des Suezkanals von Staatspräsident al-Sisi als patriotisches Projekt inszeniert. Wie der Nasserstaudamm im 20. Jh. soll der neue Suezkanal das Prestigeprojekt des 21. Jhs. werden.
Der neue Kanal, der auf einer 72 km langen Strecke auf zwei Fahrrinnen augebaut wurde, ist am 6. August 2015 mit grossem Pomp eröffnet worden. Nun hat die ägyptische Post dazu auch drei Sondermarken herausgegeben. Mit dem Slogan "Ägyptens Geschenk an die Welt" erhofft sich die Regierung durch den neuen Kanal eine Ankurbelung der ägptischen Wirtschaft.
Werbung für neuen Suezkanal (NZZ online)
Palmyra wieder in der Hand des IS
Weitere Kulturgüter zerstört
(24. Januar 2017) Die antike Handelsstadt Palmyra in Syrien ist erneut von der Terrororganisation IS erobert worden. Satellitenaufnahmen zeigen, dass wiederum Teile der Stadt zerstört worden sind. So sollen die Fassade des Theaters und der Tetrapylon nicht mehr vorhanden sein.
IS zerstört Kulturgut in Palmyra (mit dem Archäologen Mirko Novak im Radio-Interview)
Iran verstehen
Neue Fassung des Sympathie-Magazins
(23. Dezember 2016) Iran ist im Aufbruch und der Tourismus boomt. Die gut ausgebildete junge iranische Gesellschaft sehnt sich danach, dass ihr Land auch auf dem internationalen Parkett wieder anerkannt wird. Doch das politische System des Iran ist nach wie vor von Widersprüchen gezeichnet.
Die neue Fassung des Sympathie-Magazins "Iran verstehen" wurde von der Islamwissen-schaftlerin und Iran-Kennerin Irene Fellmann redaktionell betreut und berichtet aus Geschichte, Politik, Kultur und Alltag des Landes.
Iran verstehen (Fair unterwegs)
Mit der Öffnung des Iran strömen Scharen von Touristen ins Land, das mit seiner reichen Geschichte Besuchern eine Fülle an Sehenswürdigkeiten und Kultur bietet. Die touristische Infrastruktur kann mit dem Ansturm (noch) nicht mithalten:
Zu wenig Hotelbetten im Reiseparadies (NZZ)
Syrische Kulturgüter in der Schweiz aufbewahren?
Die Schweiz als sicherer Hafen für bedrohte Kulturgüter
(9. Dezember 2016) An einer Konferenz in Bern haben syrische und europäische Archäologen Möglichkeiten zur Sicherstellung von bedrohten Kulturgütern diskutiert. Dabei wurde auch die Arbeit der Organisation 'SHIRIN - Syrien Heritage in Danger' vorgestellt, die Experten aus unterschiedlichen Gebieten zusammenbringt, um Regierungen und NGO's in Kriegsgebieten zur Rettung des kulturellen Erbes zu bewegen.
Das Schweizerische Bundesamt für Kultur spielt seit vielen Jahren eine bedeutende Rolle bei der Sicherstellung von bedrohten Kulturgütern. Nach Schweizer Recht ist es möglich, Kulturgüter aus Kriegsgländern in die Schweiz zu bringen, um sie vor Zerstörung zu retten. So fanden während des Afghanistan-Krieges zahlreiche Artefakte in der Schweiz Unterschlupf. Bedingung ist jedoch, dass die jeweilige offizielle Regierung im Krisengebiet damit einverstanden ist, was bisher in Syrien nicht der Fall ist. Obschon unzählige Museen und archäologische Stätten von Zerstörungen betroffen sind, weigert sich die Regieurng Assad bislang, syrische Kulturgüter ausser Landes zu bringen, da dies als Zeichen der Schwäche gedeutet werden könnte.
Auch Frankreich hat sich anerboten, Kulturgut aus Syrien aufzunehmen und im Louvre unterzubringen.
Kulturgüter in der Schweiz aufbewahren (Swissinfo; mit Videoauszügen aus der Konferenz)
Was kommt nach Aleppo?
Syriens ungewisse Zukunft
(9. Dezember 2016) Arnold Hottinger fasst die Lage in Syrien mit Blick auf die umkämpfte Stadt Aleppo zusammen und wagt einen Blick in die unsichere und schwierige Zukunft des Landes:
Was kommt nach Aleppo (Journal 21)
100 Jahre Krieg im Nahen Osten
Arte-Dokumentation zum Sykes-Picot-Abkommen und seinen Folgen
(26. November 2016) Im Mai 1916 teilten die Briten und die Franzosen im Geheimabkommen von Sykes-Picot den Nahen Osten nach eigenen Interessen unter sich auf. Damit begann der bewaffnete arabische Widerstand gegen die ausländischen Besatzer.
Die aufschlussreiche Dokumentation von arte geht der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Abkommen von 1916 und der Entstehung der Terrororganisation IS gibt.
Das Sykes-Picot-Abkommen und seine fatalen Folgen
Kämpfe im Nahen Osten
Im Zeichen des amerikanischen Machtwechsels
(21. November 2016) In Erwartung einer neuen amerikanischen Politik versuchen sich die Kriegsparteien im Nahen und Mittleren Osten in eine optimale Ausganslage zu bombardieren - auf Kosten der Zivilbevölkerung.
Arnold Hottinger fasst die Situation zusammen:
Endspurt im Zeichen des Machtwechsels (Journal 21)
Wut der Ägypter über drastische Preiserhöhungen
Regierung warnt vor Unruhen
(7. November 2016) Vor wenigen Tagen hat die ägyptische Regierung das ägyptische Pfund massiv abgewertet. Gleichzeitig wurden die Subventionen des Zuckers gekürzt. Während der Internationale Währungsfonds die Massnahmen lobt, nimmt die Wut der Menschen auf Ägyptens Strassen zu. Insbesondere die ärmere Bevölkerung leidet seit Jahren schwer an den Einbussen, u.a. im Tourismus. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch, besonders unter Jugendlichen.
Nun haben viele Ägypter genug von den Preiserhöhungen und Einsparungen, die auf ihrem Buckel ausgetragen würden. Schon seit Längerem sind für den 11. November Demonstrationen geplant, denen sich nun viel mehr Menschen anschliessen könnten. Die Regierung warnt derweil vor Unruhen und vor Anstiftung zum Chaos. Doch die Drohungen machen den Menschen keine Angst mehr, denn sie hätten nichts mehr zu verlieren - so der Grundtenor am Freitag in den Strassen von Kairo.
Die Situation ist im ganzen Land angespannt. Am Freitag explodierte in Nasr City, einer Vorstadt von Kairo, eine Autobombe; der Anschlag galt vermutlich einem Richter, verletzt wurde niemand. In el-Arish im Sinai wurde ein Offizier von Islamisten getötet.
Anger in Egypt (AP News)
Ägypten wertet Währung drastisch ab (NZZ)
Forschung zum Genozid an den Armeniern
Wertvoller Nachlass der Schweizerin Clara Sigrist-Hilti
(29. Oktober 2016) Die Schweizerin Clara Sigrist-Hilti folgte ihrem Mann, der als Ingenieur beim Bau der Berlin-Bagdad-Bahn mitarbeitete, vor rund 100 Jahren in die Südosttürkei. In ihrem Nachlass fanden sich nun wichtige Texte zum Völkermord an den Armeniern, deren Zeugin sie wurde. Claras Tagebücher sind umso wertvoller, als dass sie unvoreingenommen und sachlich ihren Alltag beschreiben und dabei auch die Deportationen und Todesmärsche erwähnen, die vor ihrem Haus vorbeigingen.
Die Armenierin Dora Sakayan, Professorin für Germanisitk, hat den Nachlass der Schweizerin aufgearbeitet. Nun liegt dieser unter dem Titel "Man treibt sie in die Wüste" in Buchform vor.
Eine Schweizerin musste zusehen (SRF)
Weiterhin keine Touristen in Ägypten
Ägyptens Wirtschaft am Boden
(23. Oktober 2016) Der Tourismus in Ägypten erholt sich nicht. Waren die Besucherzahlen schon 2015 sehr niedrig, sind sie 2016 nochmals um 20% eingebrochen.
Bei den Touristen beliebte Hotels und Restaurants sind im ganzen Land leer; viele kleine Betriebe mussten ihre Türen schliessen. Etwas besser geht es Hotels, die internationalen Ketten angehören, wie z.B. dem berühmten Winter Palace in Luxor, das zu Sofitel gehört. Die renommierte Hotelkette kann es sich leisten, den Winter Palace auch in diesen schwierigen Zeiten offenzuhalten und das Personal weiterhin zu beschäftigen.
Gespräche mit Händlern, etwa in Luxor, machen deutlich, dass die Stimmung auf einem Tiefpunkt ist. Keiner verdient mehr etwas; die Preise jedoch, v.a. für Lebensmittel, sind gestiegen, denn Ägyptens Wirtschaft steckt allgemein in einer Krise, die sich zusehends verschärft. Das Ausbleiben der Touristen wirkt sich auch auf die archäologischen Stätten aus. Dringend benötiges Geld für Projekte, wie den Ausbau von Museen, und für Sicherheitsvorkehrungen fehlt. Die Wiedereröffnung von Besucherattraktionen, wie den Gräbern von Sethos I. und Nefertari, zeigt bisher nicht die gewünschte Wirkung.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die Wiederaufnahme der Direktflüge von London nach Luxor. Auch rechnet Ägypten damit, dass Ende Jahr russische Flugzeuge Sharm el-Skeikh wieder anfliegen. Ob dies tatsächlich geschehen wird, steht noch in den Sternen. Vor wenigen Tagen hat z.B. die Fluggesellschaft Edelweiss ihre Flüge nach Sharm aufgrund der prekären Sicherheitslage bis auf Weiteres eingestellt.
Egypt Tourism Industry plagued by lack of visitors (The Guardian)
Baschar al-Assad im Exklusivinterview
Kritische Fragen der Schweizer "Rundschau" an den syrischen Machthaber
(20. Oktober 2016) Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat der "Rundschau" ein seltenes Interview gegeben. Seine Antworten auf die kritischen Fragen von Sandro Brotz machen deutlich, dass Assad in seiner eigenen Realität lebt. Er weist denn auch jede Verantwortung für den verheerenden Krieg in Syrien weit von sich. Assad gibt sich überzeugt, dass er sein Land zusammen mit den wahren Freunden Syriens China, Russland und Iran gegen den Terrorismus verteidige. Dass seine Regierung Kriegsverbrechen begangen haben soll, bestreitet er; dies seien allesamt falsche Behauptungen.
Ich greife keine Menschen an (SRF News)
Russisches Militärmanöver in ägyptischer Wüste
Putin umwirbt Ägypten
(13. Oktober 2016) Parallel zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und der Stabilisierung der Beziehungen zur Türkei intensiviert der russische Präsident Putin nun auch die Kontakte zu Ägypten.
Wie das russische Verteidigungsministerium mitteilt, soll noch im Oktober ein militärisches Manöver in der Wüste Ägyptens durchgeführt werden. Dabei würden Lufttransporte und Fallschirmtruppen eingesetzt. Zweck der Übung sei die Ausbildung zur Abwehr von Terrorismus.
Russland versucht damit, in Ägypten ein Standbein für seine geplante Militärpräsenz im Mittelmeerraum aufzubauen. Offenbar soll der Stützpunkt Sidi Barrani rund 100 km von der libyschen Grenze entfernt an der Mittelmeerküste wieder in Betrieb genommen werden. Dieser diente zur Zeit des Kalten Krieges zusammen mit den Stützpunkten in Alexandria, Lattakiya und Tartus als Basis der Sowjetunion im Mittelmeer, wurde jedoch 1972 unter Präsident Sadat geschlossen.
Putin umwirbt Ägypten (Journal 21)
Pilgerfahrt unter Wolkenkratzern
Die Zerstörung des historischen Erbes durch die Wahabiten in Saudi-Arabien
(10. September 2016) Mekka liegt zwar eingebettet in einer kargen Wüstenlandschaft, die eigentlich auch Sinnbild für die muslimische Pilgerfahrt Hajj wäre. Die Millionen Muslime, die jedes Jahrt zur heiligsten Stätte des Islams pilgern, wähnen sich eher in Las Vegas, denn das Weltliche ist in Mekka allgegenwärtig. Um die Kaaba, das Herzstück der Pilgerfahrt, ist ein Bauboom im Gang, der auch vor dem historischen Erbe nicht haltmacht. So musste auch das mutmassliche Wohnhaus des Propheten Mohammed einer öffentlichen Toilette weichen.
Transformation Mekkas (NZZ online)
Wirtschaftliche Situation Ägyptens laut Antikenminster dramatisch
Keine weiteren Untersuchungen im Grab von Tutanchamun
(1. September 2016) Der ägyptische Antikenminister Khaled el-Enany fand jüngst deutliche Worte: Die wirtschaftliche Situation Ägyptens sei äusserst angespannt. Das Antikenministerium, das sich aus den Tourismuseinnahmen finanziere, könne sogar die Gehälter seiner MitarbeiterInnen nicht mehr bezahlen.
Tatsächlich sind die Einnahmen aus dem Tourismus auf einen Tiefststand gesunken. Betrugen sie vor der Revolution 2010 1,3 Milliarden Ägyptische Pfund (rund 146 Millionen $), sind sie 2015 auf gerade noch 275 Millionen Ägyptische Pfund geschrumpft. Nicht nur die Gehälter der Mitarbeiter können nicht mehr bezahlt werden, es mussten laut Aussagen des Ministers auch über 20 Museen geschlossen werden.
Die Teileröffnung des Grand Egyptian Museum (GEM), die für 2017 vorgesehen ist, kann nur dank einer vor Jahren erfolgten japanischen Finanzhilfe vorangetrieben werden. Aufhorchen lässt auch die Meldung des Antikenministers, wonach keine weiteren Untersuchungen im Grab von Tutanchamun stattfinden werden.
Egypts economic crisis (Yahoo.com)
Ägypten und der Geist des Widerstandes
Der ägyptische Politikwissenschaftler Nael Shama über das heutige Ägypten
(11. August 2016) "Wenn Kairo niest, bekommt die ganze Region eine Erkältung" - dieses Bonmot entsprach einst der Realität, als Ägypten der Trendsetter der Region und seine Kultur allgegenwärtig waren. Heute ist indes von der "Soft Power" nicht mehr viel geblieben. Ägypten leidet zu sehr unter seinen eigenen Sorgen - Bevölkerungsboom, Misswirtschaft, autoritäres Regime, wachsende Armut - um auf die arabische Welt noch Einfluss nehmen zu können.
Nael Shama über die Lage Ägyptens (Qantara.de)
Hölle in der einstigen Kulturmetropole Aleppo
Entscheidungsschlacht um Syriens Zukunft
(11. August 2016) Fürchterliches ereignet sich zurzeit in Aleppo, wo sich die Entscheidungsschlacht um die Zukunft Syriens abspielt. Aleppo, das 2006 als erste Metropole "Kulturhauptstadt des Islam" war, gehört - wie Damaskus - zu den ältesten besiedelten Städten der Welt. Jahrtausende altes Kulturerbe ist unwiederbringlich zerstört. Dies ist nicht nur für die ganze Menschheit, sondern insbesondere für die Identität und den Zusammenhalt Syriens ein unermesslicher Verlust, der nicht in Worte gefasst werden kann!
Die Zerstörung Aleppos (SRF News)
Aus der Hölle in die Hölle (Qantara.de)
Zu Aleppo und seinen Sehenswürdigkeiten erschien im Magazin "Nile Times" Nr. 24 ein längerer Beitrag (bes. S. 1 - 13):
http://niletimes.ch/images/stories/Download/NileTimes/NT24.pdf
Weibliche Genitalverstümmelung in Ägypten weit verbreitet
Tod einer 17-jährigen Frau während des Eingriffs in einer ägyptischen Privatklinik
(17. Juni 2016) Die Beschneidung von Frauen ist in Ägypten seit 2008 offiziell verboten und wird doch massenhaft durchgeführt. Seit vor wenigen Tagen eine junge Frau beim Eingriff verstorben ist, wird das Thema wieder breit diskutiert.
27 Millionen Frauen sollen allein in Ägypten von der Genitalverstümmelung betroffen sein. Laut Zahlen der UNICEF sind auf dem Land 75% aller Frauen vor ihrem 19. Geburtstag beschnitten; in den Stätten sind es 31%. Die Beschneidung wird nicht nur bei Musliminnen praktiziert, sondern ebenso bei koptischen Christinnen. Ein kleiner Lichtblick ist die kürzlich erfolgte Verurteilung des grausamen Brauches durch die religiösen Führer der Al-Azhar-Universität in Kairo und durch die Bischöfe der koptischen Kirche.
Ägyptische Frauen leiden unter Beschneidung (BZ)
Der Geist von Sykes-Picot
Beitrag von Arnold Hottinger
(3. Juni 2016) Vor 100 Jahren teilten die Kolonialmächte Frankreich und Grossbritannien den Nahen Osten unter sich auf. Das Geheimabkommen zeitigt bis heute Folgen.
Imperiale Grenzen im Nahen Osten (NZZ online)
Normalität in Damaskus?
SRF-Reporter in der syrischen Hauptstadt
(18. Mai 2016) Auch wenn die Strassen und Märkte in Damaskus belebt sind, beschäftigt der Krieg die Menschen.
Bröckelige Kulisse der Normalität (SRF news)
Verhängnisvolle Linie im Sand
Das Sykes-Picot Abkommen und die Aufteilung des Nahen Ostens
(18. Mai 2016) Im Mai 1916 teilten die Grossmächte Frankreich und Grossbritannien den Nahen Osten unter sich auf. Das berühmte Sykes-Picot-Abkommen prägt die politische Realität der betroffenen Länder bis heute in verhängnisvoller Weise
Eine Linie im Sand (SRF news)
Propaganda mit Palmyra
Reportage vom SRF-Korrespondenten aus Syrien
(10. Mai 2016) Russland nimmt Journalisten in das syrische Kriegsgebiet und inszeniert sich in zynischer Weise als Helfer der Zivilbevölkerung und des Wiederaufbaus. Dabei wird auch Palmyra in die Propagandamaschinerie eingebaut. Enttäuschend ist, dass auch Mitarbeitende der UNESCO dabei mitmachen!
Wie sich Russland inszeniert (Beitrag 10 vor 10; SRF)
Fiktion und Realität in Palmyra
Überhasteter Aktionismus ist die falsche Lösung
(8. Mai 2016) Vergangene Woche fand in Warschau ein dreitägiger Kongress über die syrische Wüstenstadt Palmyra statt, der im Zeichen der Erinnerung an den vom IS ermordeten ehemaligen Direktor des Museums von Palmyra Khaled al-Asad stand. Dreissig Archäologen tauschten die Ergebnisse ihrer neusten Forschungen aus.
Besonders eindrücklich fiel der Bericht zweier polnischer Archäologen aus, die kürzlich aus Syrien zurückgekehrt sind und die während dreier Tage das Museum in Palmyra untersucht haben. Ihre fotografische Dokumentation bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Der IS hat sämtliche Vitrinen zerschlagen und den Inhalt geraubt. Köpfe und Gesichter aller menschlichen Skulpturen sind mutwillig zerstört worden. Damit bestätigt sich, dass die Einschätzung der UNESCO und der syrischen Antikenverwaltung, die Zerstörungen in Palmyra seien weniger gravierend als angenommen, unzutreffend, ja reines Wunschdenken ist.
Auch die Ankündigung der beiden Institutionen, unverzüglich mit einem umfassenden Wiederaufbau zu beginnen, wurde am Kongress kritisch hinterfragt. Ein überhasteter Aktionismus sei die falsche Lösung zur Rettung Palmyras. Damit wohlüberlegte Restaurierungsarbeiten überhaupt beginnen könnten, müssten zunächst alle kriegerischen Aktivitäten beendet werden. Danach sieht es im Moment jedoch nicht aus.
Fiktion und Realität in Palmyra (NZZ online)
Fotografieren im Luxor Museum erlaubt
Versprechen des früheren Antikenministers
(8. Mai 2016) Eine gute Nachricht für Ägyptenreisende, die gerne Museen besuchen: Seit Anfang April ist das Fotografieren im Luxor Museum erlaubt. Bedingung ist der Erwerb eines Spezialtickets und es darf kein Blitz verwendet werden. Damit löst der - inzwischen abgelöste - Antikenminister el-Damaty ein Versprechen ein, das er Ägyptenbesucher gegeben hatte. Im Ägyptischen Museum in Kairo ist das Fotografieren seit Anfang Jahr ebenfalls erlaubt.
Finally photography in Luxor Museum (Luxor Times)
Brutaler Alltag in Ägypten
Übergriffe, Entführungen und Folterungen durch Polizei und Sicherheitskräfte
(28. April 2016) Ägyptens Regime geht immer brutaler gegen Regierungskritiker vor und schreckt vor Entführungen, Folterungen und Mord nicht zurück. Ausländische Journalisten, die über die Missstände berichten, müssen Übergriffe befürchten und werden "wegen Verbreitung flascher Informationen in der Absicht den Frieden zu stören und das Ansehen Ägyptens zu schädigen" angeklagt, wie es der Nachrichtenagentur Reuters jüngst ergangen ist.
Arnold Hottinger über die zunehmende Repression in Ägypten:
Gefolterte in den Strassengräben (Journal 21)
Palmyra offenbar weniger zerstört als befürchtet
Erleichterung und Trauer um die legendäre Wüstenstadt
(30. März 2016) Palmyra ist vor wenigen Tagen von syrischen Regierungstruppen zurückerobert worden. Die antike Stätte soll weniger stark beschädigt sein als bisher angenommen. Der Direktor der syrischen Alteretümerverwaltung denkt bereits über einen Wiederaufbau Palmyras nach und sagte, die Stadt könne wieder "so werden wie vorher". Ob die Aussagen mehr als inszenierter Optimismus sind wird sich noch weisen müssen. Die UNESCO will das Weltkulturerbe demnächst in Augenschein nehmen.
An dieser Stelle sei das eben erschienene Buch "Palmyra. Requiem für eine Stadt" von Paul Veyne erwähnt. Der französische Altertumsforscher macht deutlich, was Palmyra in der Antike bedeutet hat und was sie in der Geschichte einzigartig macht: Palmyra war eine multikulturelle Handelsmetropole und ein Schmelztiegel verschiedenster Völker, Kulturen und Kunststile in einer Oase mitten in der Wüste an der Peripherie des Römischen und des Persischen Reiches gelegen. Die Zerstörungen in Palmyra erwähnt Veyne nur kurz, jedoch widmet er das Bändchen dem syrischen Archäologen Khaled al-Asaad, der im vergangenen August mit 81 Jahren in Palmyra vom IS ermordet wurde, weil er sich "für Götzenbilder" interessierte. Das Buch "Palmyra. Requiem für eine Stadt" von Paul Veyne ist im C.H. Beck erschienen.
Erleichterung in Syrien (SRF News)
Requiem für Palmyra (Tagesspiegel.de)
Leseprobe (C.H. Beck Verlag)
Themenabend zum Krieg in Syrien
Erschütternde Dokumenationen
(16. März 2016) Arte hat am Dienstag, 15. März, dem Krieg in Syrien einen Themenabend gewidmet. Der Krieg hat bisher über 250'000 Menschen das Leben gekostet, rund 12 Millionen Syrer sind auf der Flucht.
Der Themenabend ging in fünf Dokus dem Schrecken des Kriegs mit all seinen verheerenden Konsequenzen nach - erschütternd und teilweise unerträglich, aber für Millionen von Menschen bitterste Realität!
Doku: Vermisst - Syrien geheime Kriegswaffe (mit Links zu weiteren Beiträgen des Themenabends)
Schlechte Nachrichten von der ägyptischen Tourismusbehörde
Weiterer Besucherrückgang seit letztem September
(29. Februar 2016) Ein kurzer Beitrag in der Zeitung Daily News Egypt zeigt, wie drastisch die Einbussen im touristischen Sektor sind. So gingen die Einnahmen des Ministeriums für Tourismus von 1,3 Milliarden Ägyptische Pfund (EGP) im Jahr 2010 auf unter 350 Millionen Ägyptische Pfund (EGP) im letzten Jahr zurück. Die Hotelbelegung in Luxor beträgt rund 25%. Dramatisch ist die Situation bei den Kreuzfahrtschiffen; von 286 Schiffen sind nur 250 im Einsatz.
Antiquities ministry informs (Daily News Egypt)
Zwei Wärter in Deir el-Bersha erschossen
Nächtlicher Überfall bewaffneter Grabräuber
(29. Februar 2016) Zwei Wärter sind in Deir el-Bersha bei el-Minia ums Leben gekommen, als eine Gruppe bewaffneter Plünderer versuchte, in die dortigen Gräber einzudringen. Das belgische Team, das Ausgrabungen in Deir el-Bersha durchführt, ist tief betroffen. Die Wärter arbeiteten seit Jahren mit den Archäologen zusammen. Für die Familien der beiden Getöteten ist eine geringe Entschädigung vorgesehen; eine eigentliche soziale Absicherung gibt es in Ägypten jedoch nicht. Das belgische Team hat deshalb einen Spendenaufruf gestartet, um die Familien zu unterstützen.
Die beiden Männer haben ihr Leben gelassen, um die ägyptischen Kulturgüter zu beschützen. Dieser erschütternde Vorfall zeigt, dass Plünderungen und Raubgrabungen in Ägypten nach wie vor ein grosses Problem darstellen und dass die Täter vor nichts zurückschrecken, um zu ihrem Ziel zu gelangen.
Employees killed (Al-Ahram)
Guards killed (Cairo Post)
Ägyptische und ausländische Archäologen ausgezeichnet
Offizielle Zeremonie in Luxor
(22. Februar 2016) Der ägyptische Antikenminister hat gestern Sonntag, 21. Februar, in Luxor ägyptische und ausländische Archäologen für ihre Verdienste und ihren grossen Einsatz zugunsten ägyptischer Altertümer ausgezeichnet. Die Zeremonie fand im Rahmen der neuen Kampagne "Luxor Times Egyptology Award 2016" statt.
Unter den 10 Personen, die ausgezeichnet wurden, befindet sich Hourig Sourouzian, die sich seit über 10 Jahren dem Totentempel von Amenophis III. widmet. Ihrem Team gelangen immer wieder eindrückliche Funde, die es erlaubten, einen Teil der durch Erdbeben sehr zerstörten Tempelanlage wieder aufzubauen. Auch das Mummification Museum von Luxor erhielt für sein Ausstellungskonzept eine Auszeichnung.
Antiquities minister honours archaeologists (Al Ahram online)
Spezialeinheit zum Schutz von bedrohten Kulturgütern
UNESCO und Italien wollen Expertengruppe zusammenstellen
(19. Februar 2016) Eine neue Spezialtruppe der UNESCO soll zukünftig bedrohtes Kulturerbe im Fall von Krisen, Konfelikten und Naturkatastrophen schützen. Die Truppe wird bis zu 60 Personen umfassen und aus Polizeiexperten, Historikern und Restauratoren bestehen. Die UNESCO betont, dass alle Beteiligten für gefährliche Situationen trainiert seien.
Die Idee, Kulturerbe durch konkrete Massnahmen schützen zu wollen, ist auf jeden Fall lobenswert. Trotzdem bleibt die Frage, ob in Krisengebieten wie Syrien, Irak oder Afghanistan eine 60 Personen umfassende Truppe tatsächlich etwas ausrichten kann.
Blauhelmtruppe soll Denkmäler schützen (der Bund)
Vor fünf Jahren trat Hosni Mubarak zurück
Nahost-Korrespondent Pascal Weber zu den Ereignissen 2011
(11. Januar 2016) Heute vor fünf Jahren trat Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak zurück, nachdem er am Abend zuvor noch bekräftigt hatte, im Amt bleiben zu wollen. Nahost-Korrespondent Pascal Weber, der von 2011 bis 2015 in Kairo lebte, blickt zurück auf den unglaublichen Jubel, der damals ausbrach, und auf die riesige Ernücherung, die bald darauf folgte und bis heute anhält.
Ägyptens Regime ist brutaler als Mubarak es je war (SRF News International)
5 Jahre arabischer Frühling - eine Übersicht (SRF News International)
Die ägyptische Revolution 5 Jahre danach
Hoffnungslosigkeit und Frustration
(31. Januar 2016) Am 25. Januar jährte sich die ägyptische Revolution zum fünften Mal. Die Stimmung in Ägypten ist geprägt von Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit und grosser Frustration. Das Regime geht repressiver denn je gegen kulturelle und politische Aktivitäten der Jugendlichen vor. In der Innenstadt von Kairo werden die noch sichtbaren Spuren der Revolution systematisch getilgt.
Beiträge zur aktuellen Lage in Ägypten:
Die zerschlagenen Träume der ägyptischen Jugend (NZZ)
Fünfter Jahrestag der Revolution (Qantara.de)
Kairos urbane Konterrevolution (Qantara.de)
Als Leiche heimkehren (Journal 21)
Fotografieren im Ägyptischen Museum Kairo erlaubt
Ankündigung des Museumsdirektors sorgt für Freude
(31. Januar 2016) Regelungen, die das Fotografieren betreffen, haben in letzter Zeit zu einigen Kontroversen in Ägypten geführt. So wurde das generelle Verbot, im Tal der Könige (auch ausserhalb der Gräber) zu fotografieren, als unverständlich kritisiert. Auch darüber, dass im nachgebauten Grab von Tutanchamn nicht fotografiert werden darf, ereiferten sich zahlreiche Besucher. Nun kommt aber aus Kairo eine gute Nachricht: Der Direktor des Ägyptischen Museums Khaled el-Enany hat dieser Tage bekanntgegeben, dass Fotografieren in seinem Haus nun mit dem Kauf eines Foto-Tickets erlaubt sei. Die Tickets seien im Druck und sollen in Kürze erhältlich sein.
Zwischen dem 1. Dezember 2015 und 7. Januar 2016 war das Fotoverbot im Ägyptischen Musuem Kairo schon aufgehoben worden, um mehr Touristen anzuziehen. Offenbar hat sich dies ausbezahlt. Besucher sollen in dieser Zeit Tausende von Fotos gemacht haben. Die nun in Kraft tretende Erlaubnis zum Fotografieren gilt (im Moment) unbeschränkt; es darf jedoch nicht mit Blitz und nicht im Mumiensaal fotografiert werden.
Official statement (Luxor Times)
Pharao im heutigen Ägypten
Dokumentation zur modernen Geschichte Ägyptens auf ARTE
(15. Januar 2016) Im Juli 1952 wird Ägyptens Monarchie durch einen Militärputsch gestürzt. Nagib und Nasser rufen 1953 die Republik aus. Die dreiteilige Dokumentation beleuchtet die Geschichte des modernen Ägyptens zwischen Nationalismus, Sozialismus und Panarabismus und porträtiert die Machthaber am Nil.
Die Dokumentation wird am Dienstag, 19. Januar 2016, um 20.15 Uhr auf ARTE ausgestrahlt (Dauer: 190 Min.; bis 23.25 Uhr)
Pharao im heutigen Ägypten (ARTE)